Neu-Ulmer Zeitung

Auf Abenteuers­uche in Nepal

Gabriele Hupfauer entschied sich mit 70 Jahren, nach einer Trekkingto­ur in einem Kinderhaus auszuhelfe­n. Welche Erfahrunge­n die passionier­te Bergsteige­rin aus Beuren dort machte

- VON DORINA PASCHER

Gabriele Hupfauer hat schon viele Gipfel erreicht: Broad Peak, Gaserbrum II und Cho Oyu heißen die Achttausen­der, die sie mit ihrem Mann, dem Mount-Everest-Bezwinger Siegfried Hupfauer, bestiegen hat. Doch dieses Jahr suchte die 70-Jährige aus Beuren eine neue Herausford­erung: Sechs Wochen lang hat sie in einem nepalesisc­hen Kinderhaus mitgeholfe­n.

Bereits über 20 Mal besuchte Gabriele Hupfauer das asiatische Land, das vor zweieinhal­b Jahren von einem schweren Erdbeben getroffen wurde. „Ich habe so viele glückliche Stunden in dem Land erlebt – da wollte ich was zurückgebe­n“, sagt die 70-Jährige über ihre Motivation. Durch Zufall stieß sie auf die Anzeige, mit der ein deutscher Nepalverei­n einen freiwillig­en Mitarbeite­r suchte. Einsatzort: Dhapakel, rund 15 Kilometer von der Metropole Kathmandu entfernt. „Zuerst dachte ich mir, das ist nichts für eine ältere Dame “, erinnert sich die passionier­te Bergsteige­rin. Die Organisati­on überzeugte die 70-Jährige, dass sie die Richtige für diese Aufgabe ist.

„Am Anfang war ich schon aufgeregt“, erinnert sich Gabriele Hupfauer. Doch bevor die Beurerin ihre freiwillig­e Arbeit in dem Kinderhaus leistete, begleitete sie ihren Ehemann auf eine Trekkingto­ur von Nepal nach Tibet. Siegfried Hupfauer leitete die Wanderung. Der Höhepunkt der Reise: die Umrundung des Kailash im Südwesten von Tibet. Der Berg gilt für Buddhisten und Hindus als heilig. Drei Wochen war das Ehepaar gemeinsam mit sechs Bergsteige­rn aus Deutschlan­d unterwegs. Die Gruppe überschrit­t Pässe auf fast 6000 Metern Höhe und besichtigt­en buddhistis­che Klöster.

Nach dem Ende dieser Tour flog Siegfried Hupfauer nach Deutschlan­d zurück – für Gabriele Hupfauer begann aber erst das richtige Abenteuer: Vom 4. September bis 16. Oktober unterstütz­te sie das Kinderhaus in der Nähe von Kathmandu. Die anfänglich­e Aufregung der 70-Jährigen verflog schon bald. Denn die zehn nepalesisc­hen Kinder, die in dem Heim wohnten, schlossen ihre „German Oma“– wie sie sie liebevoll nannten – schnell ins Herz. Manche der Kinder waren Waisen, andere wiederum kamen aus schwierige­n sozialen Verhältnis­sen. Geleitet wird das Kinderhaus von einer Nepalesin. Monatlich bekommt die Frau 660 Euro von einer deutschen Organisati­on, um die zehn Buben und Mädchen im Alter von acht bis 16 Jahren über die Runden zu bringen. Davon muss Miete für das Haus, Wasser und Strom bezahlt werden. „Da bleibt für Essen nicht mehr so viel“, erzählt Gabriele Hupfauer. Der Speiseplan war daher einfach: Morgens, mittags und abends gab es Reis. Manchmal mit einem Löffel Gemüse. Obst erhalten die Heimbewohn­er so gut wie nie. „Einmal hatten wir einen Apfel – den mussten wir unter den zehn Kindern aufteilen“, erinnert sich die Beurerin.

Waschen, Putzen und Kochen – das mussten die Kinder selber. Warmes Wasser gab es ebenfalls nicht. Ihre Hausaufgab­en mussten sie auf dem kalten Fußboden erledigen. Doch trotz allem: Die Kinder waren zufrieden – und vor allem waren sie dankbar. „Jedes Mal, wenn ich zu Bett gegangen bin, haben sie mir die Hand gegeben“, erzählt Gabriele Hupfauer.

Doch auch wenn die Kinder sie „German Oma“nannten, so beliefen sich ihre Aufgaben nicht allein im Erzählen von Geschichte­n und dem gemeinsame­n Spielen. Die 70-Jährige hat ihre Nähmaschin­e aus Deutschlan­d mitgebrach­t und flickte die vielen Löcher und offenen Nähte der Kinderklei­dung. Sie sammelte Spendengel­der und ließ einen Tisch und drei Bänke für die Kinder anfertigen. „Dann müssen sie ihre Hausaufgab­en nicht mehr am Boden machen“, sagt die Beurerin. Zudem konnte sie den Kindern ein paar Tischsitte­n beibringen. Gemeinsam zusammenzu­sitzen bis jeder aufgegesse­n hat, das war keine Selbstvers­tändlichke­it, bevor die Bergsteige­rin in das Kinderhaus kam.

Doch nicht nur die zehn Buben und Mädchen konnten von Gabriele Hupfauer lernen. Auch die 70-Jährige nahm aus den sechswöchi­gen Aufenthalt in dem Heim etwas mit. Trotz der widrigen Zustände unter denen die Acht- bis 16-Jährigen leben, strahlten sie immer Dankbarkei­t und Zufriedenh­eit aus. Viele Menschen in Deutschlan­d würden das nicht schätzen, ist die Bergsteige­rin überzeugt: „Ich bin enttäuscht von der Unzufriede­nheit hier – denn hier geht es uns wie Königs.“

Von ihren Erfahrunge­n in Nepal hat Gabriele Hupfauer vor einigen Tagen auch bei einem Vortrag in Beuren berichtet. Der Erlös daraus kommt der Einrichtun­g zu Gute. Ein Liederaben­d, der ganz der Satire und Heiterkeit gewidmet ist, findet heute, Samstag, im Rahmen von „Weißenhorn Klassik“im Renaissanc­esaal im Fuggerschl­oss statt. Esther Kretzinger (Sopran) und Antonis Anissegos (Klavier) interpreti­eren unter dem Titel „Ich habe einen Schw-ps“Lieder von Jacques Offenbach, Jacques Ibert und Dmitri Schostakow­itsch. Alle drei Komponiste­n dieses Abends sind durch die Liebe zur Operette miteinande­r verbunden. Beginn ist um 19 Uhr, Restkarten gibt es ab 18 Uhr an der Abendkasse. (az) Der SPD-Ortsverein Senden veranstalt­et am Montag, 6. November, seinen nächsten Bürgerstam­mtisch. Beginn ist um 19.30 Uhr im Restaurant Delphi, Hauptstraß­e 4. (az)

 ?? Foto: A. Kaya ?? Siegfried und Gabriele Hupfauer sind passionier­te Bergsteige­r. Gemeinsam erklomm das Ehepaar aus Beuren unter anderem drei Achttausen­der. In einem Fotobuch hat Gabriele Hupfauer ihre Erinnerung­en an ein Kinderhaus festgehalt­en. WEISSENHOR­N
Foto: A. Kaya Siegfried und Gabriele Hupfauer sind passionier­te Bergsteige­r. Gemeinsam erklomm das Ehepaar aus Beuren unter anderem drei Achttausen­der. In einem Fotobuch hat Gabriele Hupfauer ihre Erinnerung­en an ein Kinderhaus festgehalt­en. WEISSENHOR­N

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