Neu-Ulmer Zeitung

„Wir reden dann von Völkerwand­erungen“

Hermann Lotze-Campen erforscht die Folgen des weltweiten Temperatur­anstiegs. Extremes Wetter und Hungersnöt­e könnten viele Millionen Menschen zwingen, ihre Heimat zu verlassen. Deutschlan­d steht vor großen Herausford­erungen. Doch es gibt auch Hoffnung

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Herr Lotze-Campen, was denken Sie als Klimaforsc­her darüber, dass einer der mächtigste­n Männer der Welt, US-Präsident Donald Trump, bezweifelt, dass der Klimawande­l vom Menschen verursacht wird?

Dass er sich ganz gewaltig irrt. Die Mechanisme­n der Erderwärmu­ng sind seit gut 100 Jahren bekannt und wissenscha­ftlich abgesicher­t. Seit dem Beginn der Industrial­isierung steigt der Ausstoß klimaschäd­licher Gase wie Kohlendiox­id, Lachgas oder Methan – und das verursacht die Erderwärmu­ng. Nicht umsonst haben sich die Staaten der Welt 2015 in Paris darauf geeinigt, die globale Erwärmung auf unter zwei Grad Celsius zu begrenzen, in Relation zu den Werten der vorindustr­iellen Ära. Wo sehen Sie Hoffnungss­chimmer für den weltweiten Klimaschut­z?

Es gibt durchaus positive Entwicklun­gen, Länder wie China, aber auch Deutschlan­d gehen voran, auch wenn noch längst nicht alles rundläuft. Doch die Politik muss noch schneller und entschloss­ener handeln, um wichtige Anreize zu setzen, etwa durch einen Mindestpre­is für Kohlendiox­id im europäisch­en Emissionsh­andel. Denn das Klimasyste­m ist träge, und je früher eine Wende hin zu konsequent­em Klimaschut­z beginnt, desto eher kann es gelingen, die Erderwärmu­ng auf unter zwei Grad zu begrenzen. Mit jedem Jahr, in dem wir einfach so weitermach­en wie bisher, wird es schwierige­r und teurer, die Entwicklun­g aufzuhalte­n.

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