Als Mann Feminist sein?
Es kann keine Alternative zur Gleichberechtigung der Frau geben. Und all die aktuell aufgedeckten Fälle von Sexismus zeigen, wie viel weiterhin zu tun ist gegen eine noch immer weit verbreitete, giftige Ausprägung der Männlichkeit. So! Dass nicht der Verdacht entsteht, es ginge hier irgendwie um Anti-Feminismus. Warum sich aber als Mann nicht zum Feminismus bekennen?
1. Das Prinzipielle: Wie in jedem „-ismus“steckt auch im Feminismus das Problem der ideologischen Verengung. Alle auch nur irgendwie so zu deutenden Probleme der Gesellschaft werden auf diesen strukturellen Missstand zurückgeführt – oder fallen, wenn sie so gar nichts damit zu tun haben, einfach durchs Raster. Der einzig wahre „-ismus“ist der Humanismus – denn das Ideal der Menschlichkeit ist umfassend und damit mehr als eine wohlfeile Ansammlung einzelner Problemperspektiven.
2. Das Persönliche: Wer sich mit einer Bewegung identifiziert, kommt um deren Leitfiguren nur schwerlich herum. Und bezüglich des Feminismus sind das hier und heute die ewige Alice Schwarzer, die schrille Laurie Penny und die verschwurbelte Judith Butler – die teilweise untereinander streiten wie die Kesselflicker. (Dazu kommt noch ein irgendwie zwischen hitzig und ironisch mäandernder Online-Feminismus). Mal interessant, mal ärgerlich, mal gut, was die Damen sagen. Aber Teil einer Bewegung sein, deren diffuse Spitze sie darstellen? Nein, lieber nicht. 3. Das Unbehagen: Der Mann ist traditionell Gegenüber des Feminismus. Ist es da nicht identitätsverfälschend und blind wichtigtuerisch, sich als Mann, der sich auch gegen die schädliche Ausprägung der Männlichkeit stellen will, einfach rüber zu wechseln? Muss das künftig Gemeinsame nicht neu, in der Mitte entstehen?