Norwegen will die Rentier Obergrenze
Schwedische Rentiere wandern im Frühjahr ins Nachbarland und fressen sich dort satt. Der norwegische Landwirtschaftsminister sagt, es sind zu viele. Jetzt fordert er einen Einwanderungsstopp der besonderen Art
Tiere kennen keine Staatsgrenzen. Das gilt auch für die schwedischen Rentiere, die es regelmäßig auf die andere Seite zieht – dorthin, wo das Gras grüner und saftiger ist, nach Norwegen. Das war bislang kein Problem. Schon lange bevor die Skandinavier sich in Nordeuropa niederließen, Königreiche und Grenzen schufen, lebte dort das Volk der Sami. Die indigene Urbevölkerung betreibt bis heute Rentierzucht in den norwegischen und schwedischen Teilen Lapplands. Im Frühjahr treiben schwedische Sami ihre Rentiere gen Norden an Norwegens Küsten, weil es dort besseres Futter gibt, und vor dem Winter wandern sie mit ihren satten Tieren zurück nach Schweden.
Seit 1751, als eine Grenze zwischen beiden Ländern gezogen wurde, gilt der „Lappland-Kodex“, der den Sami weiterhin die grenzüberschreitende Rentierzucht ermöglichen sollte. Doch damit könnte es bald vorbei sein. Zum einen, weil Schweden das Abkommen, das regelmäßig neu verhandelt werden muss, nun nicht mehr unterzeichnen will. Zum anderen, weil Norwegens rechtsnationalistischer Landwirtschaftsminister Jon Georg Dale der Meinung ist, dass sein Land nicht mehr so viele Rentiere aufnehmen kann. „Die Herausforderung ist, dass die Zahl der schwedischen Rentiere auf norwegischem Boden zunimmt. Wir müssen die Rentierwanderung auf unserer Seite regulieren, weil nicht genug Weidegrund zur Verfügung steht“, schrieb er seinem Stockholmer Kollegen SvenErik Bucht. Also eine Obergrenze für schwedische Rentiere.
Wie genau Norwegen das durchsetzen will, ob mit Grenzkontrollen, der Rückführung der Rentiere nach Schweden oder mit Zwangsschlachtungen der Tiere, hat er nicht verraten. Doch die schwedischen Sami geben sich zuversichtlich. „Wir machen weiter wie schon seit hunderten von Jahren. Das ist unser Recht“, sagt Per-Olof Nutti, Vorsitzender des schwedischen Minderheitenparlamentes der Sami und selbst Rentierzüchter.
Doch das löst das Problem nicht. Tatsächlich grasen in der warmen Jahreszeit viel zu viele Rentiere in Nordnorwegen, weil die Herden der Sami zu groß geworden sind und immer mehr Weideland anderweitig genutzt wird, etwa für Windparks. Knackpunkt sind vor allem die Weidegebiete in den norwegischen Regionen Troms und Finnmark. Alleine die heimischen Rentiere futtern dort so viel, dass das Gras langsam knapp werde, heißt es aus Oslo. Das ökologische Gleichgewicht sei aus der Balance, warnen auch unabhängige Experten. Mehrere norwegische Landwirtschaftsminister haben bereits versucht, die eigenen Rentierzüchter dazu zu bewegen, dass sie ihre Herden verkleinern.
Ein junger norwegischer Züchter erhielt jüngst einen amtlichen Bescheid, in dem ihm die Schlachtung von 41 seiner 116 Rentiere angeordnet wurde. Doch er klagte erfolgreich dagegen. Bislang kann Norwegen nur die Größe der eigenen Rentierpopulation beeinflussen, nicht aber die Zahl der Tiere, die aus Schweden kommen. Schwedische Rentiere dürfen derzeit sogar dort grasen, wo es den norwegischen verboten ist, beklagen auch norwegische Rentierzüchter.
Schwedens Regierung stellt sich derweil stur. „Wir wollen den Vertrag nachverhandeln. So, wie er jetzt ist, wäre er zu unvorteilhaft für Schweden“, heißt es aus dem Agrarministerium. Dass Norwegen eine Obergrenze für schwedische Rentiere androht, sei vor allem als eine Art „Druckmittel“anzusehen.
Koronare Herzerkrankung aufgrund von Arteriosklerose: Dieser Befund soll die Mythen um den plötzlichen, überraschenden Tod von Johannes Paul I. beenden. Es ist eine Notiz des päpstlichen Leibarztes Renato Buzzonetti, die jetzt, vier Jahrzehnte später, zusammen mit anderen medizinischen Dokumenten veröffentlicht wird – als Buch, das heute in Italien erscheint. Der Titel: „Papa Luciani. Cronaca di una morte“. Die „Chronik eines Todes“von Stefania Falasca untermauert die offizielle Auffassung der katholischen Kirche. Der 65-jährige Albino Luciani war am 26. August 1978 zu Papst Johannes Paul I. gewählt worden. Bereits seine ersten Gesten deuteten auf einen Reformkurs hin: Er verzichtete auf die Papstkrone, willigte widerstrebend in den Gebrauch des Tragesessels ein. Sein Tod am 28. September beförderte (Verschwörungs-)Theorien: Wurde er beseitigt, weil er Korruption und dunklen Netzwerken im Vatikan auf die Spur gekommen war? Luciani ging als „33-Tage-Papst“in die Geschichte ein. Er starb, so Falasca, durch einen Infarkt. (kna)