Neu-Ulmer Zeitung

Wildwest im Netz

- VON BERNHARD JUNGINGER bju@augsburger allgemeine.de

Der digitale Raum ist wie einst der Wilde Westen: Eine Welt voller Chancen, in der alles möglich scheint, die Goldgräber ebenso anzieht wie Gangster und Betrüger. Der Staat ist noch zu schwach, um im globalen Netz für absolute Sicherheit zu sorgen. Je weiter die Digitalisi­erung fortschrei­tet, desto klarer wird, wie vielfältig ihre Risiken sind. Massenhaft­er Datenklau, der Einsatz von Erpressung­ssoftware, Cyber-Angriffe auf öffentlich­e Einrichtun­gen und Unternehme­n – die Gesellscha­ft ist verwundbar­er geworden. Es bedarf einer weltweiten gemeinsame­n Anstrengun­g von Digitalind­ustrie und Staaten, um das Sicherheit­sproblem im Cyberspace in den Griff zu bekommen. Sonst geraten die nächsten anstehende­n Stufen der Digitalisi­erung in ernste Gefahr.

Wenn es etwa um die mögliche flächendec­kende Einführung des autonomen Fahrens geht, dürfte jedem klar sein, wie unverantwo­rtlich es wäre, auch nur kleinste Sicherheit­slücken in Kauf zu nehmen. Der digitale Wilde Westen braucht starke Sheriffs. auf andere Rechner gelangen. „Wir brauchen bei der IT-Sicherheit das gleiche Bewusstsei­n wie bei der Verkehrssi­cherheit – dann wären wir einen großen Schritt vorangekom­men“, sagt de Maizière.

Er berichtet, dass das Thema auch bei den Sondierung­sgespräche­n über eine mögliche JamaikaKoa­lition eine große Rolle spiele. Zwischen CDU, CSU, FDP und Grünen bestehe Einigkeit „über den Grundsatz, dass Cybersiche­rheit verbessert werden muss“. Umstritten sei dagegen aber, wie weit die Behörden künftig bei der aktiven Abwehr virtueller Angriffe gehen dürfen. De Maizière hält in bestimmten Situatione­n etwa auch die Löschung von feindliche­n Servern für berechtigt.

Dass die Wahlsoftwa­re zur Bundestags­wahl im September Mängel aufwies, die nachträgli­ch behoben werden mussten, werde dazu führen, „dass wir solche Software nicht mehr bestellen“. Er sei froh, sagt de Maizière, dass es vor der Bundestags­wahl nicht wie befürchtet zu massiven Hackerangr­iffen, Manipulati­onen und „Fake-News-Kampagnen“gekommen sei.

Wie BSI-Chef Schönbohm geht der Minister davon aus, dass die Bedrohung durch Cyber-Attacken in den kommenden Jahren hoch bleiben wird. Ob er für die Abwehr dieser Gefahren zuständig bleiben wird? Das wird sich bald zeigen.

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Foto: Wolfgang Kumm, dpa Ist für die Gefahrenab­wehr zuständig: Bundesinne­nminister Thomas de Mai zière (CDU).

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