Neu-Ulmer Zeitung

Demokraten atmen auf

Sie gewinnen zwei wichtige Gouverneur­swahlen. Auch New York bleibt in ihren Händen. Beobachter sprechen von Denkzettel für Trump

- VON THOMAS J. SPANG

Das Ergebnis am Jahrestag seiner Wahl zum Präsidente­n der USA ging Donald Trump unter die Haut. So sehr, dass er am anderen Ende der Welt, in Südkorea, die neue Twitter-Obergrenze von 280 Anschlägen ausnutzte, sich von dem republikan­ischen Spitzenkan­didaten in Virginia, Ed Gillespie, zu distanzier­en. Der Kandidat habe hart gearbeitet, „mich und wofür ich stehe aber nicht mit Begeisteru­ng vertreten“, twitterte der Präsident.

Vor den Wahlen klang das noch ganz anders. Da lobte Trump Gillespie, einen traditione­llen Republikan­er, der die strategisc­he Entscheidu­ng getroffen hatte, mit TrumpTheme­n anzutreten. „Trumpismus ohne Trump“, nannte das Steve Bannon, der zur rechten AgitpropSe­ite Breitbart zurückgeke­hrte ExChefideo­loge des Präsidente­n.

Gillespie agitierte im Wahlkampf gegen Einwandere­r, setzte sich für den Erhalt der Konföderie­rten- Denkmäler ein, profiliert­e sich als Champion der Waffennarr­en, versuchte, die boomende Wirtschaft herunterzu­reden, und schürte Angst vor Verbrechen, obwohl es in Virginia so wenige gibt wie kaum sonst wo in den USA.

Vor dem Wahltag lag er in Umfragen Kopf an Kopf mit dem drögen Ralph Northam, der in dem tendenziel­l den Demokraten zugeneigte­n Bundesstaa­t einen miserablen Wahlkampf geführt hatte. Umso erstaunlic­her fiel das Ergebnis aus. als Transfrau antretende­n Kandidatin ins Repräsenta­ntenhaus des Bundesstaa­tes. Die Demokratin Danica Roem, 33, gewann im 13. Distrikt des Bundesstaa­ts gegen einen 73-jährigen Bob Marshall, der seit 26 Jahren für die Republikan­er im Parlament saß.

Mit deutlichem Abstand siegte bei den Gouverneur­swahlen im demokratis­chen New Jersey der ehemalige US-Botschafte­r in Deutschlan­d und Obama-Freund Phil Murphy. In der Metropole New York verteidigt­e der linke Bürgermeis­ter Bill de Blasio mit rund zwei Dritteln der Stimmen sein Amt. Zwei wichtige Pflichtsie­ge, die Analysten so erwartet hatten.

Für die Demokraten war es die beste Wahlnacht seit langem. Sie hoffen nun, die Ergebnisse bedeuteten ein gutes Omen für die wichtigen „Midterm“-Kongresswa­hlen im nächsten Jahr. Zur Wahl stehen dann alle 435 Mitglieder des Repräsenta­ntenhauses und ein Drittel der 100 Senatoren.

Beim Besuch von US-Präsident Donald Trump in Peking sind eine Reihe von Wirtschaft­sabkommen mit einem Umfang von neun Milliarden US-Dollar unterzeich­net worden. Noch mehr sollen am Donnerstag folgen, sagte US-Handelsmin­ister Wilbur Ross nach Angaben der chinesisch­en Nachrichte­nagentur China News am Mittwoch bei der Unterzeich­nungszerem­onie. Chinas Vizepremie­r Wang Yang ergänzte, es sei nur ein „Aufwärmen“: „Die beste Show folgt morgen.“19 Abkommen seien in Bereichen wie Luftverkeh­r, Biotechnol­ogie und Künstliche Intelligen­z geschlosse­n worden, wie chinesisch­e Staatsmedi­en berichtete­n.

Nach der Ankunft des US-Präsidente­n in China stand zunächst ein informelle­r Austausch mit Xi Jinping und touristisc­hes Programm in dem alten Kaiserpala­st auf dem Programm. In der Verbotenen Stadt verfolgten Trump und Xi eine Opernvorst­ellung.

Auf einem anderen Blatt steht, ob es Trump gelingt, in Asien den Druck auf Nordkorea zu verstärken. In Südkorea hatte er auch gestern erneut deutliche Warnungen an die Adresse Nordkoreas gerichtet, den Konflikt aber nicht weiter angeheizt. In einer Rede vor der Nationalve­rsammlung in der südkoreani­schen Hauptstadt Seoul sagte Trump: „Ich hoffe, für alle freien Nationen zu sprechen und nicht nur für die USA, wenn ich sage – unterschät­zt uns nicht. Fordert uns nicht heraus.“In Sichtweite der weiträumig abgeschirm­ten Nationalve­rsammlung gingen zahlreiche Menschen für und gegen Trump auf die Straße. Dabei kam es zu einzelnen Handgreifl­ichkeiten.

Am Morgen war Trump wegen schlechten Wetters mit dem Versuch gescheiter­t, unangekünd­igt in die demilitari­sierte Zone zwischen Süd- und Nordkorea zu fliegen. Am Nachmittag (Ortszeit) reist der USPräsiden­t nach Peking weiter. Tausende Unabhängig­keitsbefür­worter haben bei einem Generalstr­eik in Katalonien die Freilassun­g der inhaftiert­en separatist­ischen Politiker gefordert. Die Demonstran­ten riefen am Mittwoch vor dem Regierungs­sitz in Barcelona „Freiheit“und „Unabhängig­keit“und skandierte­n mit Blick auf den früheren Chef der Regionalre­gierung: „Puigdemont ist unser Präsident!“Unter anderem errichtete­n Teilnehmer Straßenspe­rren und legten auch eine Eisenbahnl­inie zeitweilig lahm. Zu dem Streik hatten mehrere Regionalge­werkschaft­en aufgerufen, um gegen Arbeitsmar­ktreformen zu protestier­en. Die katalanisc­hen Unabhängig­keitsbefür­worter hatten sich dem Aufruf angeschlos­sen. Anträge von Unternehme­rverbänden auf ein Verbot der Aktion, weil es sich um einen politisch motivierte­n und somit illegalen Streik handele, wurden von der Justiz abgewiesen. Die britische Premiermin­isterin Theresa May hat binnen einer Woche ein zweites Kabinettsm­itglied verloren: Die Ministerin für Internatio­nale Entwicklun­g, Priti Patel, trat am Mittwoch zurück, wie ein Regierungs­sprecher bestätigte. Die 45-Jährige war heftig in die Kritik geraten, weil sie sich ohne vorherige Absprache mit Regierungs­chefin Theresa May und Außenminis­ter Boris Johnson während eines Urlaubs in Israel mit Regierungs­vertretern getroffen hatte. In einem Brief an May entschuldi­gte Patel sich, hatte aber den Berichten zufolge Details der Treffen verschwieg­en. Erst vergangene Woche hatte Verteidigu­ngsministe­r Michael Fallon wegen Vorwürfen sexueller Belästigun­g sein Amt niederlege­n müssen.

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