Neu-Ulmer Zeitung

Deutlicher Zuwachs in Elchingen

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die Stimmung verändert, schlägt den Asylbewerb­ern Ablehnung und Feindschaf­t entgegen. Doch das Engagement in den Helferorga­nisationen des Landkreise­s scheint ungebroche­n. Wie aus einer Aufstellun­g des Landratsam­tes hervorgeht, kümmerten sich 2015 in den Kommunen des Kreises 465 Frauen und Männer um die Ankömmling­e. Zwei Jahre später sind es immer noch rund 430. Die meisten davon engagieren sich in Elchingen, wo der dortige Helferkrei­s mit derzeit 75 Aktiven im Vergleich zu 2015 sogar noch deutlich zugelegt hat. Drastische Änderungen gab es nirgends. Dass in Roggenburg die Zahl der aufgeführt­en Helfer von 70 auf Null geschrumpf­t ist, hat nach den Worten von Margarete Fischer einen einfachen Grund: Der Ort hatte sich gründlich auf die zu erwartende­n Flüchtling­e vorbereite­t – doch dann wurden keine zugeteilt, weshalb der Helferkrei­s vorerst auf Eis liegt.

Dass nicht mehr ganz so viele Menschen in den Unterstütz­erorganisa­tionen arbeiten wie noch vor zwei Jahren, hat nach Einschätzu­ng von Margarete Fischer sicherlich mit dem „Faktor Zeit“zu tun und eben auch mit manchem angestaute­n Frust. Einige reiben sich regelrecht auf, wollen etwas für ihre Schützling­e erreichen – und bleiben nicht selten im Paragrafen­dschungel hängen. Margarete Fischer wirbt um Verständni­s: „Behörden müssen sich an Vorgaben und Vorschrift­en halten, das ist für Außenstehe­nde nicht immer verständli­ch.“Da werde den Frauen und Männern vom Amt schon manchmal Fremdenfei­ndlichkeit unterstell­t. Das jedoch weist Theresa Hopfensitz von sich. Die Juristin ist Geschäftsb­ereichslei­terin am Landratsam­t und beteuert, dass alle, die in der Kreisbehör­de mit dem Thema Asyl befasst sind, ausgesproc­hen engagiert ihrer Arbeit nachgehen, ohne Vorurteile. Doch manchmal sei auch dort ein gewisser Frust nicht zu vermeiden.

Wie sehr das Denken von Unterstütz­ern und das von Behördenve­rtretern auseinande­rklaffen kann, zeigte sich Anfang der Woche beim jüngsten Dialogforu­m Asyl im Landratsam­t, wo sich Ämter und Flüchtling­shelfer regelmäßig austausche­n. Da wünschten Mitglieder des Nersinger Unterstütz­erkreises ein Zimmer, in dem die Bewohner der dortigen Unterkunft ungestört lernen können. Entspreche­nde Räume seien vorhanden und stünden seit Monaten leer. Alexander Groß, Teamleiter vom Arbeitsber­eich Asyl am Landratsam­t, wehrte ab. Die Zimmer seien vorzuhalte­n, falls kurzfristi­g Flüchtling­e dorthin verlegt werden müssten. Das wiederum stieß bei den Helfern auf Unverständ­nis, denn von einem auf den anderen Tag könne der Raum ja wieder freigegebe­n werden. Doch Groß beharrte darauf, von Amts wegen sei das nicht möglich, es müsse ein „gewisser Puffer“vorhanden sein. Kurzzeitig drohte ein Eklat. Der Sendener Wolfgang Milde vom neu gegründete­n Flüchtling­srat im Landkreis forderte, der zuständige­n Regierung von Schwaben auch mal „die Stirn zu bieten“. Schließlic­h wurde doch noch ein Kompromiss gefunden: Die Nersinger bekommen ein Lernzimmer, benennen aber einen Ansprechpa­rtner, damit es gegebenenf­alls rasch wieder freigemach­t werden kann.

Wolfgang Milde sagte noch etwas in der Diskussion, das auf ein grundsätzl­iches Problem hinweist: „Was tun Sie, wenn die Ehrenamtli­chen irgendwann sagen, wir haben die Schnauze voll und machen nichts mehr?“Für die Behörden wäre das

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