Ein Bürger geht sehr ins Detail
So fragte ein Bürger, ob die Pfaffenhofer Kläranlage überhaupt die Kapazität hat, das Abwasser aus Beuren zu reinigen. Walz kann bestätigen: „Reserven sind noch da.“So produziere Beuren im Jahr rund 80 000 bis 100 000 Kubikmeter Schmutzwasser. Die Kläranlage des Marktes hat aber noch eine freie Kapazität von rund 150 000 Kubikmeter pro Jahr, wie der Bürgermeister sagte.
Wenn die neue Leitung fertig ist, wird die Kläranlage in Beuren stillgelegt. Dazu sagte Walz: Rund 400000 Kubikmeter Abwasser reinige die Pfaffenhofer Anlage jedes Jahr. Zum Vergleich: Die in Beuren schafft rund 80 000 Kubikmeter. Aber gemessen an der Leistung zahlt die Kommune dafür einen relativ hohen Preis. „Das Verhältnis hat schon lange nicht mehr gestimmt“, sagte Walz.
Ein Bürger fragte die Vertreter des Marktes, ob für die Weiterleitung des Schmutz- und Niederschlagswassers eine Pumpe allein reicht. Zwischen Beuren und Pfaffenhofen liegt nämlich ein rund ein Kilometer langer Anstieg, der Kellerberg. Walz und Hauptamtsleiter Konrad Müller konnten keine konkrete Antwort geben. „Ich meine nicht, dass da noch eine zusätzliche Pumpe kommt.“Aber es sei eine berechtigte Frage, sagte Walz.
Der Bürger wollte zudem wissen, wie hoch die Lebensdauer für die eingebaute Hochdruckleitung sei. Da mussten Walz und Müller eingestehen: Auf solche technischen Feinheiten waren sie nicht vorbereitet. Am ehesten hätte Bauamtsleiter Alexander Gehr diese Fragen beantworten können. Doch er war bei der Bürgerversammlung nicht anwesend. „Also Wasserleitungen halten normalerweise 50 Jahre“, sagt Walz. „Aber da bin ich echt überfragt.“
Gemeinsam mit mehreren Nachbarn strebt Roggenburg die Erstellung eines Integrierten Ländlichen Entwicklungskonzepts, kurz Ilek, an. Ziel dieses Verfahrens ist, dass ländliche Gemeinden eine aufeinander abgestimmte Strategie entwickeln um die Infrastruktur zu verbessern und Fördermittel für örtliche Vorhaben zu erhalten.
Mehrere Kommunen im südlichen Landkreis, so berichtete Bürgermeister Mathias Stölzle am Dienstag im Gemeinderat, planen bereits ein ländliches Kernwegenetz, das den Erhalt und Ausbau wichtiger Wege sicherstellen soll. Sie sollen vor allem bezüglich der heutigen, höheren Achslasten ertüchtigt werden. Buch, Unterroth, Oberroth und Illertissen seien bereits im Boot, auch Osterberg, Altenstadt und Kellmünz seien an der Zusammenarbeit interessiert. Um Fördermittel für dieses Vorhaben zu erhalten, müssen die Kommunen darüber hinaus ein gemeinsames Konzept zur ländlichen Entwicklung aufstellen, das parallel zum Kernwegenetz erarbeitet wird.
Unterschiedlichste Bereiche, etwa Siedlung, Nahversorgung, Freizeit, Landwirtschaft, Hochwasserschutz sowie Wirtschaft und Verkehr können nach Angaben der Verwaltung in die Konzeption des Ilek einbezogen werden. Besonders spannend, sagte Stölzle, könne für Roggenburg eine Zusammenarbeit mit Buch werden. Durch das Wegenetz würde unter anderem der Ausbau bestimmter Feldwege gefördert, auch Verbindungsstraßen könnten mit den Mitteln ertüchtigt werden. Nicht nur im Hinblick auf die Landwirtschaft, sondern auch in Sachen Tourismus sei die Teilnahme vielversprechend, ergänzte Stölzle. Insgesamt sei das Vorhaben eine Art Zukunftswerkstatt. Wie sich die Kommunen organisieren, etwa als Zweckgemeinschaft, müsse noch festgelegt werden. Jede Kommune könne unter dem Dach des gemeinsamen Konzepts eigene Projekte angehen. Stölzle geht davon aus, dass die Zuschusshöhen mit Ilek bei bis zu 75 Prozent der Baukosten liegen, wenngleich nicht alle Maßnahmen förderfähig sind.
Die Teilnahme Roggenburgs wäre „eine gute Sache“, fand Anton Schmid, beispielsweise könne so die Rennertshofer Straße ausgebaut werden. „Damit hätten wir die Möglichkeit, Geld für unsere kaputten Straßen zu kriegen“, sagte auch Karl-Heinz Amann. Joachim Graf hingegen erschloss sich der Mehrwert noch nicht. Roggenburg sei für sich gesehen schon gut aufgestellt und ein weiteres Projekt in Planung zu nehmen binde Ressourcen. Ähnlich sah es Johann Ott. Die Gemeinde beteilige sich schon an genügend Projekten, vieles werde aus Kostengründen aber nicht umgesetzt. Und der Ausbau von Feld- und Radwegen sei für Landwirte nicht immer unproblematisch, merkte er an.
Mit 9:5 stimmten die Räte schließlich für den Verwaltungsantrag. Jetzt soll sich die Gemeinde mit den anderen Kommunen abstimmen, um einen entsprechenden Antrag beim Amt für Ländliche Entwicklung einzureichen.