Der doppelte SSV wagt den Aufbruch
Zusammen wollen die Ulmer Spatzen-Kicker und der rechtlich getrennte Großverein alarmierende Zustände beheben. Das soll nur der Anfang einer Investitionsreihe sein
Für den Präsidenten des SSV Ulm ist es mehr als ein Bau, sondern ein Signal: „Es ist das erste Großprojekt, das wir sei zehn Jahren realisieren“, sagt Willy Götz über den geplanten Neubau an der Gänswiese direkt neben dem SSV-Bad. Damit werde nach schwierigen Jahren deutlich, wie gesund und solide der Verein aufgestellt ist. Götz spricht nur für einen von genau genommen zwei Investoren: Gemeinsam wollen der SSV Ulm 1846 – der Hauptverein mit knapp 9300 Mitgliedern – und der rechtlich selbstständige SSV Ulm 1846 Fußball (mit nur knapp 900 Mitgliedern) – das insgesamt knapp über drei Millionen Euro schwere Vorhaben stemmen. Die beiden Vereine planen den Bau eines Sportumkleide- und Funktionsgebäudes an der Gänswiese. Der Neubau soll im Wesentlichen das dortige marode und nicht mehr sanierungsfähige Umkleidegebäude ersetzen und gleichzeitig neue Räume schaffen. Einstimmig ebnete am Mittwochnachmittag der Fachbereichsausschuss Bildung und Soziales den Weg für einen 1,9-Millionen-EuroZuschuss, sodass dem Bau nichts mehr im Wege stehen dürfte.
Im Neubau sind neben den klassischen Umkleideräumen für Mannschaften und Schiedsrichter beispielsweise Räume für Hausaufgabenbetreuung, Besprechungen und Physiotherapie vorgesehen, um den Anforderungen im Leistungssportbereich gerecht zu werden. Gleichzeitig werden zusätzliche Geschäftsstellenräume geschaffen, um die beengte Situation in den vorhandenen Räumen zu entzerren und entsprechende Arbeitsmöglichkeiten zu schaffen. Der SSV Ulm 1846 Fußball plant zudem mittelfristig die Zertifizierung zum Nachwuchsleitungszentrum durch den Deutschen Fußball-Bund.
Von einem Leistungszentrum sind die Spatzen-Kicker derzeit allerdings weit entfernt, wie Vorstand Anton Gugelfuss in der Sitzung eindrücklich schilderte. Zumindest, was die Umkleiden angeht: „Es läuft kein sauberes Wasser aus den Hähnen.“Viele Mannschaften würden von dem miesen Zustand der Umkleiden derart abgeschreckt, dass sie lieber ungeduscht die Heimreise antreten würden. „Über die Notwendigkeit angemessener sanitärer Einrichtungen müssen wir glaube ich nicht diskutieren“, sagte die CDURätin Karin Graf. Und so kam es auch. Einzig die wenig ruhmreiche (Finanz-)Vergangenheit der SSVKicker war kurz Thema. Durch einen Vertrag der beiden Vereine müsse jedoch keiner für den anderen haften. Sowieso, so Gugelfuss, seien die schwierigen Zeiten der Kicker eh Vergangenheit. Der SSV Ulm 1846 Fußball ist schuldenfrei und konnte zuletzt sogar einen Überschuss erwirtschaften. Von einem „hervorragenden Miteinander“der beiden Vereine schwärmte Gugelfuss. Eine verbindliche Darlehenszusage der Bank liege für den Eigenanteil beider Vereine vor, so die Sozialbürgermeisterin Iris Mann. Der Hauptverein SSV Ulm ist allerdings nicht schuldenfrei, wie der Sitzungsvorlage zu entnehmen ist. Die Verbindlichkeiten in ungenannter Höhe rührten maßgeblich aus der zweiten Insolvenz, hätten in den vergangenen Jahren jedoch signifikant abgebaut werden können. Der Verein habe in den vergangenen Jahren sein Ergebnis verbessern können und erwirtschafte einen „soliden Überschuss“.
Der Hauptnutzer der neuen Anlage werden allerdings die eigenständigen Kicker sein, die auch für über zwei Drittel der Gesamtkosten aufkommen und einen Eigenanteil von über 640000 Euro per Kredit finanzieren. Nachdem beim SSV Ulm jahrelang Investitionen notgedrungen auf die lange Bank geschoben werden mussten, steckt auch schon das nächste Großprojekt in der Pipeline: In einem zweiten Bauabschnitt ist eventuell die Schaffung eines Kraft- und Schwerathletikraumes für den Leistungssportbereich vorgesehen.
Außerdem soll auch in den kommenden Jahren die marode Jahnhalle erneuert werden. Kosten: Noch völlig ungewiss. Auf dem Areal der ehemaligen Hindenburgkaserne soll ein neues Stadtquartier für rund 2000 Einwohner entstehen: das neue Eselsberger Quartier Am Weinberg. Die Stadt lädt Interessierte zu einem Bürgerworkshop am Freitag, 10. November, von 17 bis 20 Uhr in das Bürgerzentrum am Eselsberg (Virchowstraße 4, 89075 Ulm) ein. Gemeinsam sollen Nutzungs- und Gestaltungsmöglichkeiten der öffentlichen Räume erarbeitet werden. Ein Schwerpunkt wird der zukünftige Stadtteilplatz an der ehemaligen Panzerhalle sein. (az)