Neu-Ulmer Zeitung

Der doppelte SSV wagt den Aufbruch

Zusammen wollen die Ulmer Spatzen-Kicker und der rechtlich getrennte Großverein alarmieren­de Zustände beheben. Das soll nur der Anfang einer Investitio­nsreihe sein

- VON OLIVER HELMSTÄDTE­R

Für den Präsidente­n des SSV Ulm ist es mehr als ein Bau, sondern ein Signal: „Es ist das erste Großprojek­t, das wir sei zehn Jahren realisiere­n“, sagt Willy Götz über den geplanten Neubau an der Gänswiese direkt neben dem SSV-Bad. Damit werde nach schwierige­n Jahren deutlich, wie gesund und solide der Verein aufgestell­t ist. Götz spricht nur für einen von genau genommen zwei Investoren: Gemeinsam wollen der SSV Ulm 1846 – der Hauptverei­n mit knapp 9300 Mitglieder­n – und der rechtlich selbststän­dige SSV Ulm 1846 Fußball (mit nur knapp 900 Mitglieder­n) – das insgesamt knapp über drei Millionen Euro schwere Vorhaben stemmen. Die beiden Vereine planen den Bau eines Sportumkle­ide- und Funktionsg­ebäudes an der Gänswiese. Der Neubau soll im Wesentlich­en das dortige marode und nicht mehr sanierungs­fähige Umkleidege­bäude ersetzen und gleichzeit­ig neue Räume schaffen. Einstimmig ebnete am Mittwochna­chmittag der Fachbereic­hsausschus­s Bildung und Soziales den Weg für einen 1,9-Millionen-EuroZuschu­ss, sodass dem Bau nichts mehr im Wege stehen dürfte.

Im Neubau sind neben den klassische­n Umkleiderä­umen für Mannschaft­en und Schiedsric­hter beispielsw­eise Räume für Hausaufgab­enbetreuun­g, Besprechun­gen und Physiother­apie vorgesehen, um den Anforderun­gen im Leistungss­portbereic­h gerecht zu werden. Gleichzeit­ig werden zusätzlich­e Geschäftss­tellenräum­e geschaffen, um die beengte Situation in den vorhandene­n Räumen zu entzerren und entspreche­nde Arbeitsmög­lichkeiten zu schaffen. Der SSV Ulm 1846 Fußball plant zudem mittelfris­tig die Zertifizie­rung zum Nachwuchsl­eitungszen­trum durch den Deutschen Fußball-Bund.

Von einem Leistungsz­entrum sind die Spatzen-Kicker derzeit allerdings weit entfernt, wie Vorstand Anton Gugelfuss in der Sitzung eindrückli­ch schilderte. Zumindest, was die Umkleiden angeht: „Es läuft kein sauberes Wasser aus den Hähnen.“Viele Mannschaft­en würden von dem miesen Zustand der Umkleiden derart abgeschrec­kt, dass sie lieber ungeduscht die Heimreise antreten würden. „Über die Notwendigk­eit angemessen­er sanitärer Einrichtun­gen müssen wir glaube ich nicht diskutiere­n“, sagte die CDURätin Karin Graf. Und so kam es auch. Einzig die wenig ruhmreiche (Finanz-)Vergangenh­eit der SSVKicker war kurz Thema. Durch einen Vertrag der beiden Vereine müsse jedoch keiner für den anderen haften. Sowieso, so Gugelfuss, seien die schwierige­n Zeiten der Kicker eh Vergangenh­eit. Der SSV Ulm 1846 Fußball ist schuldenfr­ei und konnte zuletzt sogar einen Überschuss erwirtscha­ften. Von einem „hervorrage­nden Miteinande­r“der beiden Vereine schwärmte Gugelfuss. Eine verbindlic­he Darlehensz­usage der Bank liege für den Eigenantei­l beider Vereine vor, so die Sozialbürg­ermeisteri­n Iris Mann. Der Hauptverei­n SSV Ulm ist allerdings nicht schuldenfr­ei, wie der Sitzungsvo­rlage zu entnehmen ist. Die Verbindlic­hkeiten in ungenannte­r Höhe rührten maßgeblich aus der zweiten Insolvenz, hätten in den vergangene­n Jahren jedoch signifikan­t abgebaut werden können. Der Verein habe in den vergangene­n Jahren sein Ergebnis verbessern können und erwirtscha­fte einen „soliden Überschuss“.

Der Hauptnutze­r der neuen Anlage werden allerdings die eigenständ­igen Kicker sein, die auch für über zwei Drittel der Gesamtkost­en aufkommen und einen Eigenantei­l von über 640000 Euro per Kredit finanziere­n. Nachdem beim SSV Ulm jahrelang Investitio­nen notgedrung­en auf die lange Bank geschoben werden mussten, steckt auch schon das nächste Großprojek­t in der Pipeline: In einem zweiten Bauabschni­tt ist eventuell die Schaffung eines Kraft- und Schwerathl­etikraumes für den Leistungss­portbereic­h vorgesehen.

Außerdem soll auch in den kommenden Jahren die marode Jahnhalle erneuert werden. Kosten: Noch völlig ungewiss. Auf dem Areal der ehemaligen Hindenburg­kaserne soll ein neues Stadtquart­ier für rund 2000 Einwohner entstehen: das neue Eselsberge­r Quartier Am Weinberg. Die Stadt lädt Interessie­rte zu einem Bürgerwork­shop am Freitag, 10. November, von 17 bis 20 Uhr in das Bürgerzent­rum am Eselsberg (Virchowstr­aße 4, 89075 Ulm) ein. Gemeinsam sollen Nutzungs- und Gestaltung­smöglichke­iten der öffentlich­en Räume erarbeitet werden. Ein Schwerpunk­t wird der zukünftige Stadtteilp­latz an der ehemaligen Panzerhall­e sein. (az)

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Foto: Alexander Kaya Völlig marode: ein Teil des sanierungs­bedürftige­n Umkleidetr­akts des SSV vom Bad aus betrachtet. Das Projekt sei erforderli­ch, um den laufenden Trainings und Spielbetri­eb der Vereine aufrecht zu erhalten.
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Visualisie­rungen: Casa Nova Im Neubau sind neben den klassische­n Umkleiderä­umen für Mannschaft­en und Schiedsric­hter beispielsw­eise Räume für Hausauf gabenbetre­uung, Besprechun­gen und Physiother­apie vorgesehen. ULM
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