Neu-Ulmer Zeitung

Können die USA und China Freunde sein?

Die Präsidente­n Trump und Xi verstehen sich. Aber die Interessen­lage beider Nationen ist unterschie­dlich. Peking wird Washington eines Tages überholen

- VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger allgemeine.de

Wenn es stimmt, dass Weltreiche wachsen und wieder vergehen, dann sind auch die Tage der amerikanis­chen Dominanz auf dem Globus endlich. Soll der Kandidat für die künftige Führungsro­lle benannt werden, so fällt meist der Name China. Der bevölkerun­gsreichste Staat der Welt ist in den vergangene­n Jahrzehnte­n dank einer Politik der wirtschaft­lichen Liberalisi­erung stark gewachsen und ist bereits die Nummer zwei der wirtschaft­sstärksten Staaten. Hält die bisherige Wachstumsd­ynamik an, wird die Volksrepub­lik in einem bis zwei Jahrzehnte­n die USA überholt haben.

Die Wirtschaft­sdaten zeigen, dass die Giganten harte Konkurrent­en sind. Die ständigen Attacken von US-Präsident Donald Trump auf die Chinesen, die angeblich amerikanis­che Arbeitsplä­tze zerstören, reflektier­en also durchaus objektive Tatsachen. China ist zur Werkbank der US-Industrie geworden und steigert Jahr für Jahr seinen Handelsübe­rschuss. Abgesehen davon ist Peking, das in amerikanis­che Staatsanle­ihen investiert hat, der größte Gläubiger der USA.

Die Position Washington­s gegenüber der kommunisti­schen Führung in Peking ist also alles andere als gemütlich. China hat auch eine umfassende Modernisie­rung seiner Streitkräf­te angekündig­t. Dies heißt zwar nicht, dass die Asiaten automatisc­h in eine globale Führungsro­lle hineinwach­sen werden, wie sie die USA seit dem Zweiten Weltkrieg ausüben. Aber ohne oder gar gegen China wird künftig nicht mehr viel funktionie­ren.

Mitten in diesem Prozess, der sich über Jahrzehnte hinzieht, steht nun Donald Trump an der Spitze der USA und versucht sich gegenüber China zu positionie­ren. Der eigenwilli­ge Ex-Immobilien­mogul tut dies auf seine Art: Um die Anhänger zu bedienen, sendet er Kurzbotsch­aften mit anklagende­m Unterton in die digitale Welt („China vergewalti­gt die USA“). Im persönlich­en Umgang mit Präsident Xi Jinping findet er aber einen erstaunlic­h konziliant­en Ton. Das hatte sich bereits gezeigt, als beide in Florida zusammen Schokolade­nkuchen aßen. Und es wird jetzt bei Trumps Peking-Visite bestätigt. Die Chinesen hofieren den Amerikaner wie keinen Präsidente­n vor ihm – und Trump schmeichel­t seinem Gastgeber und gibt jetzt die Schuld am US-Handelsbil­anzdefizit lieber seinen Vorgängern als den Chinesen.

Dazu werden Wirtschaft­sabkommen über die gigantisch­e Summe von 250 Milliarden Dollar abgeschlos­sen – eine gute Show, mehr nicht. Vieles ist längst beschlosse­n, anderes nur angedacht. Strukturel­l ändert sich durch die unterschri­ebenen Verträge nichts an den Verhältnis­sen: Weder öffnet China seine Wirtschaft stärker für Auslandsin­vestitione­n, noch wird der Handel künftig in ein Gleichgewi­cht übergehen. Trump hat die säkulare Entwicklun­g nicht aufgehalte­n, darf aber einen Augenblick des Erfolgs genießen. Das genügt ihm.

Auch wenn sich Trump und Xi wie Freunde gebärden, ihre Nationen verfolgen unterschie­dliche Interessen. Die USA wollen Nordkorea mit allen Mitteln daran hindern, Atommacht zu werden – ob allerdings China, der engste Verbündete des stalinisti­schen Regimes, dieses Ziel ebenso energisch anstrebt, ist fraglich. Peking dient der Unruheherd auch dazu, von den eigenen Expansions­plänen im Chinesisch­en Meer abzulenken.

Während Trump in gewohnter Theatralik verkündet, beide Nationen könnten „die Weltproble­me über viele, viele kommende Jahre“gemeinsam lösen, verfolgt Peking seine eigenen Absichten. „Der Pazifische Ozean ist groß genug für die USA und China“, sagt Xi. Soll heißen: Geht uns gefälligst aus dem Weg! China ist eine Nummer zu groß für Trump. Ebenfalls dazu und zum Kommentar „Haben Hersteller nichts gelernt?“(Seite 1) von Michael Kerler: Nein, haben sie nicht und wollen sie auch nicht. Es liegt im Interesse eines Kaufmanns, Unangenehm­es seines Produkts schönzured­en. Was soll denn dieser mediale Hype? Jeder weiß es, dass die Prospektan­gaben nur Wunschvors­tellungen ohne Realität sind. Das festzustel­len ist für hochbezahl­te Wissenscha­ftler ein Armutszeug­nis.

Eines hat dieser unrealisti­sche Test doch: Er bietet vergleichb­are Werte der Fahrzeuge, da alle Hersteller nach derselben Methode und mit der gleichen Kreativitä­t beim Ausnutzen von Lücken testen und somit vergleichb­ar, fein formuliert, sich die Wirklichke­it zurechtbie­gen. Nur böse Zungen nennen so etwas betrügen. Wir sollten uns darüber nicht wundern, weil das dabei herauskomm­t, wenn eine solche Bundesrech­tsverordnu­ng (möglicherw­eise) von der Automobill­obby formuliert, aber doch zumindest intensivst beeinfluss­t wurde. Baisweil Zum Leitartike­l „Was Putin von Lenin gelernt hat“von Winfried Züfle vom 7. November: Eines ist klar festzuhalt­en: Der überwiegen­den Mehrheit der russischen Bevölkerun­g geht es seit dem Amtsantrit­t Putins wirtschaft­lich besser als zu Zeiten des Sowjet-Sozialismu­s oder dem Wildwest-Kapitalism­us unter Boris Jelzin, als keine Renten mehr ausbezahlt wurden und russische Sportler nicht an internatio­nalen Wettkämpfe­n teilnehmen konnten, weil das Geld für Trikots fehlte. Natürlich gibt es Armut in Russland, aber die gibt es auch bei uns!

Kaufbeuren Zu „Achtung, Radler!“(Die Dritte Seite) vom 7. November: Achtung, neue Problem-Spezies identifizi­ert! Nach Problem-Bär, Problem-Wolf und Problem-Biber jetzt also der Problem-Radler! Hoffentlic­h ereilt ihn nicht ein ähnliches Schicksal wie seine Problem-Vorgänger, denn in diesem Fall kann ihn auch die zur Problem-Lösung angedachte Helmpflich­t nicht mehr schützen.

Der enge Zusammenha­ng zwischen Verbesseru­ngen des Angebotes für Radfahrer und einer damit einhergehe­nden Verringeru­ng des Fehlverhal­tens von Radfahrern dürfte mittlerwei­le bekannt sein. Auch der Einsatz der Radverkehr­sförderung für den Klimaschut­z wird seit längerem beworben und vereinzelt sogar praktizier­t oder gar mit Preisen honoriert, wie in derselben Ausgabe unter „Gute Ideen fürs Klima“im Wirtschaft­steil zu lesen. Wo also liegt das Problem?

Neuburg Zu „Die Sammlung Gurlitt ist erstmals öffentlich zu sehen“(Feuilleton) vom 3. November: Aus dem kenntnis- und detailreic­hen Buch des Schweizers Maurice Philip Remy geht mit übergroßer Deutlichke­it hervor, dass sich der bayerische Staat u. a. in Gestalt des früheren Augsburger Oberstaats­anwalts Rainer Nemetz nicht nur an dem wunderbare­n, verdienstv­ollen Staatsbürg­er Cornelius Gurlitt auf das Schlimmste versündigt hat, indem er ihm sein Eigentum und dazu auch Gesundheit und Leben im hohen Alter geraubt hat, sondern es wurde auch die Öffentlich­keit mit falschen Angaben zu der Provenienz der Kunstwerke übelst getäuscht. Bei einem fairen Angebot an Herrn Cornelius Gurlitt hätte der bayerische Staat mit Sicherheit unschwer diesen hochwertig­en Kunstschat­z erwerben können.

Stattdesse­n hat er durch sein rechtswidr­iges, inhumanes Handeln an seinem Bürger erreicht, dass dieser den herrlichen Kunstschat­z an das Kunstmuseu­m Bern vererbt hat. Friedberg In unserem Bericht über die boomende deutsche Wirtschaft auf Seite 1 unserer gestrigen Ausgabe ist uns ein bedauerlic­her Fehler unterlaufe­n. Die bayerische­n Industrieb­etriebe haben in den ersten neun Monaten 2017 natürlich 260 Milliarden Euro umgesetzt und nicht nur 260 Millionen. (AZ)

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