Neu-Ulmer Zeitung

Ausgezeich­net mit dem Bayerische­n Hospizprei­s

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sei ein „Entweder-oder-Mensch“, sagt sie dann. Wenn sie sich für eine Sache entschiede­n habe, dann gebe sie alles.

Dass es sich die 75-Jährige zu ihrer Lebensaufg­abe gemacht hat, Menschen in schweren Stunden zu begleiten, hat ihr kürzlich den Bayerische­n Hospizprei­s eingebrach­t. Doch bei der Verleihung in München alleine vor Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml zu stehen, sei ein komisches Gefühl gewesen, sagt sie. Die Gruppe aus 15 Hospizhelf­ern, die Schwester Sandra in Vöhringen leitet, habe ihr gefehlt. „Eigentlich habe ich den Preis nicht für mich, sondern für uns alle entgegenge­nommen“, betont sie. Zu sehr gelobt werden wolle sie für ihre Arbeit nicht.

Sterbende auf dem letzten Stück ihres Wegs zu begleiten, sieht Bürstlinge­r vielmehr als eine „Berufung“an. Es gehört zu ihrem christlich­en Selbstvers­tändnis, andere Menschen in schweren Stunden nicht alleine zu lassen. Wie viele Patienten und Angehörige sie in den vergangene­n Jahren betreut, wie viele Nächte sie bei Schwerkran­ken verbracht und wie viele Hände sie gehalten hat, das wisse sie nicht mehr. Manche Patienten habe sie lange besucht, andere kannte sie nur kurz. Manchmal ging ihr der Tod sehr nahe, ein anderes Mal konnte sie besser damit umgehen. „Ich bin ja kein Roboter, der alles so hinnimmt“, sagt die Ordensfrau. Durch ihre Arbeit mit den Sterbenden sei sie über die Jahre nachdenkli­cher geworden. „Unser Leben prägt uns. Vor allem, wenn der Tod ein ständiger Begleiter ist.“

Kraft schöpft die gebürtige Rosenheime­rin vor allem aus ihrem Glauben. 1962 ist sie in Dillingen dem Orden der Franziskan­erinnen beigetrete­n. Zu dieser Zeit hatte sie in der schwäbisch­en Donaustadt bereits drei Jahre lang eine Ausbildung zur Krankensch­wester absolviert. Von den Schwestern sei sie damals fasziniert gewesen, erinnert sie sich. „Sie lebten ihr Ideal. Das habe ich bewundert.“Der Entschluss, ihr Leben Gott zu widmen, sei deshalb sehr spontan gefallen. Vor allem in jüngeren Jahren habe sie das ein oder andere Mal mit ihrer Entscheidu­ng gehadert, gibt Schwester San- dra offen zu. Ein Leben außerhalb des Ordens konnte sie sich dennoch nicht mehr vorstellen.

Denn innerhalb des Schwestern­konvents fand Bürstlinge­r nicht nur Halt, sondern auch eine Aufgabe, die sie ausfüllte. Viele Jahre lang arbeitete sie in Vöhringen als Krankensch­wester für den Ambulanten Krankenpfl­egeverein. Als später eine Sozialstat­ion im Ort aufgebaut und der Krankenpfl­egeverein Teil der Caritas wurde, übernahm sie das Amt der Einsatzlei­terin. Ab sofort war sie für 56 Mitarbeite­r zuständig, stellte Dienstplän­e auf und koordinier­te von ihrem Büro aus Einsätze. Ihre Berufung, die sie sich selbst gegeben hatte, hatte sie trotz ihrer vielen Aufgaben nicht vergessen. „Abends und an Wochenende­n besuchte ich Schwerkran­ke“, sagt Bürstlinge­r. Als sie vor rund zehn Jahren in Pension ging, baute sie die bestehende Hospizgrup­pe der Caritas aus – und übernahm später ihre Leitung.

Viel Zeit für Hobbys blieb der Oberbayeri­n in all den Jahren nicht. Als Jugendlich­e habe sie viele Träume gehabt, etwa Rock’n’RollTänzer­in zu werden, erzählt sie und lacht. Geworden sei daraus nichts. Um nach ihrer Arbeit abzuschalt­en, lese sie gerne ein Buch. Im Konvent habe sie außerdem die Rolle der Köchin übernommen. Die drei Ordensschw­estern, mit denen Bürstlinge­r gemeinsam wohnt, seien ihre Familie. „Auch sie geben mir sehr viel Kraft und Halt.“

Dass von heute auf morgen ein Stück der eigenen Kräfte schwinden kann, wurde Schwester Sandra vor einigen Jahren selbst schmerzlic­h bewusst. Sie hatte mit einer schweren Krankheit zu kämpfen. Plötzlich stand sie dem Tod aus einer anderen Perspektiv­e entgegen – sie kämpfte gegen ihn an. Ihren Patienten, sagt die 75-Jährige heute, habe sie diese Erfahrung noch ein Stück näher gebracht.

Elena K. ist alleinerzi­ehende Mutter von drei Kindern. Der Vater hat die Familie verlassen und kümmert sich nicht um die Kinder. Elena K. geht einem Minijob nach und bemüht sich sehr um ihre beiden Söhne und die Tochter. Zusätzlich zu dem kleinen Verdienst bekommt die Familie Arbeitslos­engeld II. Dennoch sind die Finanzen knapp, Rücklagen zu bilden, nicht möglich.

Die Kinder schlafen auf Matratzen am Boden und belegen gemeinsam ein Zimmer. Für den Kauf von dringend benötigten Betten fehlt Elena K. das Geld. Die Kartei der Not hilft der alleinerzi­ehenden Mutter und unterstütz­t sie mit einem Zuschuss. (jös) ist

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