Neu-Ulmer Zeitung

Die Frage lautet wohl: Wagner oder Gomez?

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„Gomez und Wagner kann man sicher beide gebrauchen. Die Frage ist, ob im Gesamtkade­r für beide Platz ist“, sagte Löw schon mal in Richtung WM. „Ich versuche, meine Hausaufgab­en zu machen. Alles andere kommt von allein“, sagte Wagner. „Wenn ich zu viel an die WM denke, stört das meine tägliche Arbeit.“Deshalb will er sich auch noch nicht mit möglichen Konkurrenz­situatione­n beschäftig­en: „Ich klaue jetzt dem Timo Werner nicht das Shampoo aus dem Zimmer, um ihn aus dem Rhythmus zu bringen.“

Er versuche einfach „gut zu spielen und Tore zu machen. Alles andere entscheide­t der Herr Löw.“Natürlich wurde Wagner in Berlin auch wieder auf jene Tage im Frühjahr 2015 angesproch­en, als er vom damals neuen Hertha-Trainer Pal Dardai auf das Abstellgle­is geschoben wurde und auf dem Trainingsp­latz allein Bälle auf das leere Tor schießen musste. „Ich habe eine andere Karriere gehabt, nicht so glanzvoll wie der Mann neben mir“, bemerkte Wagner mit Blick auf Sami Khedira, der beim Pressegesp­räch neben ihm saß. „Gewisse Situatione­n haben mich auch geprägt als Mensch, deshalb möchte ich sie nicht missen.“

Auch die Schüsse auf das leere Tor in Berlin hätten ihn weitergebr­acht, bemerkte der Angreifer. „Ich habe jetzt eine ordentlich­e Quote, deshalb bin ich dem Trainer in Berlin auch dankbar, dass ich mal ohne Torwart draufschie­ßen konn- te“, ergänzte Wagner mit einem Lächeln. 2009 hatte Wagner mit Khedira zu jener U21-Auswahl gehört, die im Finale gegen England die EM gewann und einige Spieler dann bis zu Weltmeiste­rn aufstiegen (Neuer, Özil, Höwedes, Boateng). Wagner nahm einen ungewöhnli­chen Umweg. „Wir haben kurz darüber gesprochen, welche Spieler wir im Aufgebot hatten“, berichtete Juventus-Star Khedira und lobte den damals zweifachen Finaltorsc­hützen Wagner. „Es gehört dazu, wenn man in jungen Jahren einen Fehler macht. Es ist bemerkensw­ert, wie man dann reift als Person“, sagte Khedira, der Wagner nach über acht Jahren zum ersten Mal überhaupt wiedersah.

„Sandro ist ein Vorbild für alle anderen, dass man nicht aufgeben darf.“In fünf Länderspie­len hat der gebürtige Münchner fünf Tore erzielt. „Bei Hoffenheim ist er ein entscheide­nder Mann, dass man um die Champions League mitspielt“, betonte Khedira. dauerte ihm zu lange, ehe verletzte Spieler wieder auf dem Platz standen. Wobei wir wieder bei Hippokrate­s wären. Der nämlich formuliert­e in seinem Eid, der Ärzten noch heute als ethischer Richtlinie dient, dass dem Patienten niemals geschadet werden darf. Dass er zum Nutzen der Kranken handelt.

Im Profisport tätige Ärzte stehen im Spannungsf­eld. Wirklich ausheilen können die wenigsten Verletzung­en. Viel öfter stellt sich die Frage: Ab wann kann ich den Athleten wieder mit halbwegs reinem Gewissen aufs Feld schicken? Möglich, dass sich das Müller-Wohlfahrt bald wieder häufiger fragt. Die Bayern und Mulls Nachfolger Volker Braun gehen fortan nämlich getrennte Wege. Gerüchten zufolge sollen dem bisher nicht als Mediziner auffällig gewordenen Sportdirek­tor Hasan Salihamidz­ic die Diagnosen Brauns nicht gepasst haben. Die veranschla­gten Ausfallzei­ten der Spieler waren einfach zu lang. Einen offizielle­n Posten wird Müller-Wohlfahrt bei den Münchnern nicht mehr übernehmen. Wahrschein­lich aber werden nun wieder vermehrt Spieler ihn an ihren Muskeln tasten lassen. Zu seinen treuesten Kunden gehören übrigens Arjen Robben und Franck Ribéry – die Münchner Dauerpatie­nten.

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