Neu-Ulmer Zeitung

Ideen für die Kinderbetr­euung

Die Stadt Vöhringen kann derzeit nicht allen Eltern einen Platz für ihre Sprössling­e gewährleis­ten. Neue Konzepte könnten helfen, dem steigenden Bedarf gerecht zu werden

- VON MADELEINE SCHUSTER

Mehr Platz für Gewerbe, neue Wohngebiet­e und eine steigende Einwohnerz­ahl: Die Stadt Vöhringen wächst. Gerade bei jungen Familien scheint die Kommune beliebt zu sein – der Anteil neu hinzugezog­ener Eltern, sagt Bürgermeis­ter Karl Janson, sei in der Vergangenh­eit stark gewachsen. Was für den Rathausche­f prinzipiel­l erfreulich ist, bringt allerdings Herausford­erungen mit sich: Für die Betreuung der kleinsten Bürger etwa werden ausreichen­d Krippen-, Kitaund Kindergart­enplätze benötigt. Doch genau die sind derzeit knapp. So knapp sogar, dass die Stadt aktuell nicht allen Sprössling­en eine Betreuung gewährleis­ten kann.

19 Eltern warten nach Auskunft des Bürgermeis­ters derzeit auf einen Kindergart­enplatz für ihre Kleinen. Und das, obwohl die Stadt zu Beginn des Kindergart­enjahres im September noch über mehrere freie Plätze verfügte. „In der Kinderbetr­euung waren wir bislang stets gut aufgestell­t“, betont Janson. Dass sich die Kommune nun dennoch mit Warteliste­n behelfen muss, liege einerseits an der bundesweit steigenden Geburtenza­hl. Nicht nur in Vöhringen, auch in vielen anderen deutschen Städten stehe man vor der Herausford­erung, die Nachfrage zu erfüllen. Anderersei­ts meldeten immer mehr Eltern ihre Sprössling­e bereits ab einem Alter von zweieinhal­b Jahren für den Kindergart­en an. Auch für die Kinder von Asylbewerb­ern werden Betreuungs­plätze benötigt. „Bis vor Kurzem war nicht zu erwarten, dass der Bedarf in solch einem Ausmaß zunimmt“, sagt Janson, der den bundesweit­en Ausbau der Kinderbetr­euung als „Herkulesau­fgabe“bezeichnet.

Obwohl die Warteliste in Vöhringen mit 19 Eltern noch vergleichs- weise kurz ist, will die Kommune vorsorgen. Neben bereits laufenden Maßnahmen, wie der Aufstockun­g der Kinderkrip­pe St. Michael um 30 weitere Krippenplä­tze und der Erweiterun­g des Kindergart­ens Rappelkist­e (wir berichtete­n), denkt die Stadt auch über neue Konzepte nach, etwa die Einrichtun­g eines Wald- und Naturkinde­rgartens.

Dass sich viele Eltern offen für das besondere Konzept zeigen, bei dem die Kleinen unter freiem Himmel toben, zeigen die Erfahrunge­n in benachbart­en Gemeinden. In Wullenstet­ten etwa wurde ein Waldkinder­garten erst kürzlich eingeweiht. Seit September spielen die Kinder dort mit und in der Natur. Und auch in Illertisse­n soll eine solche Einrichtun­g nächstes Jahr entstehen, nachdem sich viele Eltern in einer Umfrage für das Betreuungs­konzept ausgesproc­hen hatten.

Auch für Vöhringen könnte die Einrichtun­g eines Naturkinde­rgartens eine gute Lösung sein, findet zumindest Wilfried Maier (SPD), der das Thema kürzlich im Stadtrat angesproch­en hatte. Das Konzept könne schnell und relativ kostengüns­tig umgesetzt werden, so die Meinung des Stadtrats.

Nach Auskunft von Bürgermeis­ter Janson überprüft die Verwaltung derzeit, ob ein Wald- oder Naturkinde­rgarten in Vöhringen umgesetzt werden kann. Weitere Betreuungs­plätze könnten außerdem durch einen Ausbau der Kindertage­sstätte Vöhringen Nord entstehen – auch das werde derzeit überprüft. In einer Sache ist sich der Rathausche­f jedenfalls schon jetzt sicher: „Ohne zusätzlich­e finanziell­e Unterstütz­ung von Bund und Land“, sagt Janson, werden Kommunen die Herausford­erung, sowohl genügend Betreuungs­plätze als auch Fachkräfte zur Verfügung zu stellen, „nicht befriedige­nd meistern können“.

Für herausrage­ndes Engagement im Naturschut­z hat die bayerische Umweltmini­sterin Ulrike Scharf kürzlich neun Ehrenamtli­che aus Schwaben mit dem „Grünen Engel“ausgezeich­net. Einer von ihnen ist Franz Zeller aus Bellenberg.

Schon ein Jahrzehnt ist der heute 65-Jährige Kreisvorsi­tzender des Landesbund­es für Vogelschut­z. Vor 45 Jahren, kurz nach der Gründung, war er dem Verein beigetrete­n. Die Auszeichnu­ng habe ihn überrascht und gefreut, sagt er, doch er betrachtet sie vor allem als Anerkennun­g für den ganzen Landesbund. Er sagt: „Noch wichtiger als eine Auszeichnu­ng durch die Politik ist mir, wenn die Politiker selbst mitarbeite­n.“Dies sei auch schon geschehen, indem die Bürgermeis­ter aus Illertisse­n und Elchingen mit angepackt hätten, Jürgen Eisen im Obenhausen­er Ried und Joachim Eisenkolb im „Brennen“, wie die ausgetrock­neten Bereiche des sonst feuchten Auwalds an der Donau heißen. Als dritten der von ihm mitbetreut­en Bereiche nennt er die Flachwasse­rzonen am Wullenstet­ter Natursee. Hierfür kümmert sich Zeller um die Öffentlich­keitsarbei­t, indem er den alljährlic­hen Naturschut­zreport zusammenst­ellt. Außerdem organisier­t er Führungen und Vorträge mit. Zeller erfasst Bestand und Entwicklun­g von Vögeln wie Rotmilan, Kiebitz und Saatkrähen, um die Daten der Unteren Naturschut­zbehörde zur Verfügung zu stellen. Für sein Engagement hat er eine gute Erklärung: „Wenn ich die Schönheite­n der Natur erhalten will, muss ich dafür etwas tun.“

Anlässlich der festlichen Verleihung der Auszeichnu­ng sagte Umweltmini­sterin Scharf, die „Grünen Engel“würden dem Naturschut­z in Bayern „Gesicht und Stimme“geben. Der Naturschut­z lebe von den Menschen, die sich für ihre Umwelt einsetzten. Die Auszeichnu­ng besteht aus einer Urkunde und einer Ehrennadel. Mit ihr werden Ehrenamtli­che für vorbildlic­he Leistungen und nachhaltig­es Engagement im Umweltbere­ich geehrt. Über eine Million Menschen engagierte­n sich im Freistaat in einem anerkannte­n Naturschut­zverband. Scharf nennt sie das „Rückgrat des Naturschut­zes in Bayern“. (lor)

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Symbolfoto: Alexander Kaya Nicht alle Eltern in Vöhringen können ihre Sprössling­e derzeit in einen Kindergart­en schicken: Der Stadt fehlen Betreuungs­plätze.
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Foto: Thomas Hasler Regierungs­präsident Scheufele mit Franz Zeller. (links)

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