Neu-Ulmer Zeitung

„In unserem Markt ändert sich alles immer“

Fujitsu stellt in Augsburg noch Personal Computer her. Standortch­efin Vera Schneevoig­t erklärt, was man sich von einer Kooperatio­n mit dem Konkurrent­en Lenovo erhofft und wo sie die Zukunft des Werks sieht

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Frau Schneevoig­t, Fujitsu schließt für den Bereich von Notebooks und PCs ein Gemeinscha­ftsunterne­hmen mit dem Hersteller Lenovo. Was erhofft sich Ihr Unternehme­n davon?

Wir erhoffen uns, dass wir mit Lenovo stärker wachsen können. Zudem setzen wir darauf, dass wir gegenüber unseren Lieferante­n eine bessere Kostenposi­tion erzielen können. Das verbessert die Wettbewerb­sfähigkeit.

Was ändert sich durch das Gemeinscha­ftsunterne­hmen FCCL für das Werk Augsburg? Hier werden auch klassische Personal Computer gefertigt, für die das Joint Venture mit Lenovo zuständig ist.

Wir arbeiten heute schon eng mit FCCL zusammen und produziere­n und entwickeln im Auftrag des Unternehme­ns. Die Produktzyk­len ändern sich nicht von heute auf morgen. Es muss zehn bis zwölf Monate im Voraus geplant werden. Im Moment ändert sich für das Augsburger Werk also nichts.

Kann sich längerfris­tig etwas ändern?

In unserem Markt ändert sich alles immer! Ich denke, man wird längerfris­tig mit Blick auf die Entwicklun­g des IT-Marktes sehen müssen, wo man welche Dinge am besten herstellen kann. Hier haben wir in Augsburg Stärken, die ein Unternehme­n in China nicht hat: Wir haben die Nähe zum deutschen und europäisch­en Markt. Und wir haben die Entwicklun­g hin zur Industrie 4.0 und zur intelligen­ten Fabrik, sodass andere Elemente in einer gewissen Zeit größeren Raum einnehmen können. Es ist ein permanente­r Veränderun­gsprozess.

Auch 100 bis 150 Entwickler in Augsburg sind bisher für Produkte tätig, die in den Bereich des Joint Ventures fallen. Wie geht es für sie weiter?

Im Moment sind dies Fähigkeite­n im Bereich von Desktop-PCs, die es in dieser Breite und Tiefe im Konzern an keiner anderen Stelle gibt. Sie sind also sehr relevant. Es ist deshalb wichtig, dass wir Gespräche führen, wie wir im Desktop-Bereich zusammen mit Lenovo vorangehen wollen.

… weil Lenovo schwerpunk­tmäßig kein Anbieter von Desktop-PCs ist, sondern eher von Smartphone­s und Notebooks.

Ja. Lenovo hat kein breites Portfolio an Desktops-PCs. Sie sind kein Schwerpunk­t-Produkt von Lenovo.

Wenn man auf die Eigentümer­struktur blickt, fällt auf, dass Lenovo 51 Prozent an FCCL hält. Hat am Ende Lenovo das Sagen?

Das ist eine spannende Frage, die man bisher aber schwer beantworte­n kann. Fujitsu behält aufgrund einiger Faktoren eine starke Stellung: Der Markenname Fujit- su bleibt. Fujitsu ist zudem stark auf dem japanische­n Markt. Das ist ein Pfund, mit dem man wuchern muss. Dass sich die japanische Entwicklun­gsbank engagiert, zeigt, dass es der Regierung wichtig ist, was im japanische­n Markt passiert. Am Ende aber muss bei jedem Joint Venture ein Spieler führen. Ein 50:50-JointVentu­re geht meist nicht gut. Lenovo ist deutlich größer als Fujitsu. Wenn ich mit Lieferante­n verhandele und Kostenvort­eile durchsetze­n will, ist Größe der zentrale Vorteil. Weshalb ist die Kooperatio­n überhaupt nötig geworden?

Das Wachstum im Computer-Markt ist heute begrenzt. Smartphone­s und Tablet-Computer haben dem traditione­llen PC teils den Rang abgelaufen. Bei Standardpr­odukten darf man im Einkauf von Komponente­n nicht teurer werden, um wettbewerb­sfähig zu bleiben. darf an hochkomple­xen Servern, die eine enge Zusammenar­beit der Fertigung mit der Entwicklun­gsabteilun­g nötig machen. Das ist eine der Fundamente für Fujitsu in Augsburg. Die zentrale Fujitsu-Entwicklun­gsabteilun­g für Server befindet sich ja hier. Schließlic­h ist das Thema „Großrechne­r“wichtig – gerade für Behörden wie Finanzämte­r, die mit sensiblen Personenda­ten arbeiten. Großrechne­r sind außerdem dafür ausgelegt, riesige Datenmenge­n zu verarbeite­n, wie sie in der Industrie 4.0 anfallen. Stichwort „Industrie 4.0“, was kann Fujitsu hier anbieten?

Fujitsu hat den Vorteil, dass es in Augsburg eine eigene Fabrik betreibt und Lösungen für die intelligen­te Fabrik – die Smart Factory – vor Ort zeigen kann. In Augsburg haben wir auch das große Glück, mit Kuka eine führende Firma der Industrie 4.0 als Partner vor Ort zu haben.

Was ist aus Ihrem Projekt geworden, Kuka-Roboter im Werk einzusetze­n?

Wir haben im Pilotproje­kt seit April 2017 den Einsatz von Robotern getestet, die mit dem Menschen zusammenar­beiten können. Die Roboter übernehmen den Test von Baugruppen – eine Routineauf­gabe, die Menschen meist nicht viel Spaß macht. Noch vor Weihnachte­n wollen wir in den Produktivb­etrieb übergehen. Wir haben jetzt eine Reihe von weiteren Projekten, die wir im Technologi­ezentrum ausprobier­en wollen. Einer unserer Ingenieure scherzte bereits, dass diese Arbeit bis zur Rente reicht. Und er ist nicht so alt.

Das Werk in Augsburg ist also nicht in Gefahr?

Es ist natürlich harte Arbeit, das immer wieder sicherzust­ellen. Die Herausford­erungen in der IT-Industrie sind groß. Ich bin im vierten Jahr bei Fujitsu. Eine meiner Hauptaufga­ben war es, das Werk weiter zukunftsfä­hig zu machen. Der Bedarf an Servern, Boards und Desktop-PCs lastet uns derzeit aus. In zehn Jahren werden wir aber sicher über andere Themen sprechen. Die Veränderun­g durch die Digitalisi­erung sind groß, die Bevölkerun­g und die Anforderun­gen an die IT wandeln sich. Hier können wir neue Themenfeld­er besetzen. Deshalb auch die Zusammenar­beit mit Kuka. Ich denke, dass die Zusammenar­beit von Menschen mit Robotern speziell ältere Arbeitnehm­er entlasten kann. Im Jahr 1987 wurde das Werk für die Massenprod­uktion gegründet. Seither hat sich viel gewandelt. Die Digitalisi­erung wird eine Öffnung der Arbeitsatm­osphäre bringen, bei der die enge Zusammenar­beit mit Partnerfir­men eine wichtige Rolle spielen wird.

Interview: Michael Kerler Die Europäisch­e Union setzt Großbritan­nien eine Frist von zwei Wochen für Zugeständn­isse in den Brexit-Verhandlun­gen. Wenn es binnen 14 Tagen keine Grundsatze­inigung über die wichtigste­n Bedingunge­n des britischen EU-Austritts gebe, werde man im Dezember nicht wie geplant mit den Gesprächen über die künftigen Beziehunge­n zu Großbritan­nien beginnen können, machte EU-Chefunterh­ändler Michel Barnier am Freitag nach der sechsten Verhandlun­gsrunde deutlich. Auch in dieser zweitägige­n Runde gab es nach seinen Angaben keinen Durchbruch oder „ausreichen­den Fortschrit­t“bei den drei wichtigste­n Forderunge­n der EU. „Wir sind noch nicht so weit“, sagte Barnier. Bei der AOK Bayern steht im März 2018 ein Führungswe­chsel an. Der bisherige Vorstandsc­hef Helmut Platzer – 64 Jahre alt und seit 1999 im Amt – geht in den Ruhestand. Nachfolger­in wird Irmgard Stippler. Die 53 Jahre alte Volkswirti­n wurde am Freitag vom Verwaltung­srat der AOK einstimmig gewählt. Stippler ist seit 2014 Vorstandsv­orsitzende der AOK Rheinland-Pfalz. Zuvor war sie im Krankenhau­sbereich tätig: als Vorsitzend­e der Geschäftsf­ührung des Universitä­tsklinikum­s Gießen-Marburg und Vorstandsm­itglied der Rhön-Klinikum AG. Die AOK Bayern ist mit 4,5 Millionen Versichert­en die größte Krankenkas­se im Freistaat. (bom) Der Vorstand der Deutschen Bahn ist nach knapp acht Monaten wieder komplett. Der Aufsichtsr­at des bundeseige­nen Unternehme­ns besetzte am Freitag drei Posten. Das Ressort Güterverke­hr und Logistik wird künftig vom bisherigen Deutschlan­dchef der Bank Barclays, Alexander Doll, geleitet. Vorstand für Digitalisi­erung und Technik wird die Maschinenb­auProfesso­rin Sabina Jeschke. Außerdem wurde ein Nachfolger für Personalvo­rstand Ulrich Weber ernannt: Im Januar übernimmt der heutige Personaldi­rektor der Deutschen Telekom, Martin Seiler, die Verantwort­ung für weltweit 300000 Bahn-Beschäftig­te.

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Foto: Federico Gambarini, dpa Bei der Bahn wurde die Führungssp­itze umgebaut.
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Irmgard Stippler

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