Aus Fehlern nichts gelernt
Bei der Bewerbung für die SkiWM wurde stets auf die Erfahrung verwiesen, die Oberstdorf mit Sportgroßveranstaltungen hat. Doch was nützt diese Erfahrung, wenn die Gemeinde nicht aus den Fehlern der Vergangenheit lernt? Bereits bei der Sanierung der Skiflugschanze agierte die Kommune unter extremem Zeitdruck. Das hat viel Geld gekostet, weil Aufträge vergeben werden mussten, obwohl es nur überteuerte Angebote gab.
Dennoch ließ man nach der WMVergabe 2016 zu viel Zeit verstreichen, ohne in die Planungen einzusteigen. Seit Jahresbeginn diskutieren die Gemeinderäte und haben sich jetzt immerhin auf Leitlinien für das Bauprogramm geeinigt. Aber ohne konkrete Vorgaben wird es schwer für die Planer. Jetzt versucht man, durch ein rechtliches Schlupfloch Zeit zu sparen. Das ist wohl legal, aber nicht optimal.
Viele Bürger fürchten inzwischen, dass die Gemeinde durch hektische Entscheidungen ein finanzielles Risiko eingeht und wie nach der WM 2005 auf den Schulden sitzen bleibt. Noch stehen die Menschen in Oberstdorf – anders als in anderen Orten im Alpenraum – hinter den Sportgroßveranstaltungen. Diesen Kredit sollten die Verantwortlichen nicht aufs Spiel setzen.
Das Amtsgericht Kempten hat ein vorläufiges Insolvenzverfahren für die Grüntenlifte Betriebs GmbH im Oberallgäuer Kranzegg angeordnet. Hintergrund ist, dass dem Unternehmen offenbar das Geld ausgegangen ist und Verbindlichkeiten gegenüber Mitarbeitern und anderen Firmen bestehen sollen. Der Liftbetreiber habe in der Vergangenheit sogar Schwierigkeiten gehabt, den nötigen Diesel für den Antrieb der in die Jahre gekommenen Lifte zu beschaffen, heißt es aus Branchenkreisen.
Nachdem eine Firma aus Sonthofen zuletzt ein ausstehendes Honorar von etwa 30 000 Euro eingeklagt und das Vermögen des Liftbetreibers nicht ausgereicht hatte, wurde der Münchner Rechtsanwalt Florian Zistler zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Ungewiss ist, ob in der kommenden Wintersaison am „Wächter des Allgäus“Skilifte laufen.
Fraglich ist auch die Zukunft des Engagements von Gregor Wallimann? Der Schweizer war 2015 als Investor präsentiert worden und verkündete noch im vergangenen Jahr hochtrabende Pläne mit einem Ganzjahres-Gondelbetrieb am Grünten, einem Hotelkomplex am Liftparkplatz samt dreigeschossiger Tiefgarage. Er kündigte an, 80 Millionen Euro zu investieren. Offenbar aber ist bis heute von ihm kein Geld in den Liftbetrieb geflossen.
Wallimann ist seit Juli 2017 offizieller Geschäftsführer. Im Gespräch mit unserer Zeitung versprach der 52-Jährige, in den nächsten Tagen genügend Geld zu überweisen, um eine Insolvenz abzuwenden. Er erklärte die finanziellen Verzögerungen damit, dass er gesundheitlich angeschlagen sei.
„Ich mache mir große Sorgen um den Skibetrieb im kommenden Winter am Grünten“, sagt derweil der Oberallgäuer Landrat Anton Klotz. „Nach jetzigem Stand wird da wohl nichts stattfinden.“