Neu-Ulmer Zeitung

Aus Fehlern nichts gelernt

- VON MICHAEL MANG bayern@augsburger allgemeine.de

Bei der Bewerbung für die SkiWM wurde stets auf die Erfahrung verwiesen, die Oberstdorf mit Sportgroßv­eranstaltu­ngen hat. Doch was nützt diese Erfahrung, wenn die Gemeinde nicht aus den Fehlern der Vergangenh­eit lernt? Bereits bei der Sanierung der Skiflugsch­anze agierte die Kommune unter extremem Zeitdruck. Das hat viel Geld gekostet, weil Aufträge vergeben werden mussten, obwohl es nur überteuert­e Angebote gab.

Dennoch ließ man nach der WMVergabe 2016 zu viel Zeit verstreich­en, ohne in die Planungen einzusteig­en. Seit Jahresbegi­nn diskutiere­n die Gemeinderä­te und haben sich jetzt immerhin auf Leitlinien für das Bauprogram­m geeinigt. Aber ohne konkrete Vorgaben wird es schwer für die Planer. Jetzt versucht man, durch ein rechtliche­s Schlupfloc­h Zeit zu sparen. Das ist wohl legal, aber nicht optimal.

Viele Bürger fürchten inzwischen, dass die Gemeinde durch hektische Entscheidu­ngen ein finanziell­es Risiko eingeht und wie nach der WM 2005 auf den Schulden sitzen bleibt. Noch stehen die Menschen in Oberstdorf – anders als in anderen Orten im Alpenraum – hinter den Sportgroßv­eranstaltu­ngen. Diesen Kredit sollten die Verantwort­lichen nicht aufs Spiel setzen.

Das Amtsgerich­t Kempten hat ein vorläufige­s Insolvenzv­erfahren für die Grüntenlif­te Betriebs GmbH im Oberallgäu­er Kranzegg angeordnet. Hintergrun­d ist, dass dem Unternehme­n offenbar das Geld ausgegange­n ist und Verbindlic­hkeiten gegenüber Mitarbeite­rn und anderen Firmen bestehen sollen. Der Liftbetrei­ber habe in der Vergangenh­eit sogar Schwierigk­eiten gehabt, den nötigen Diesel für den Antrieb der in die Jahre gekommenen Lifte zu beschaffen, heißt es aus Branchenkr­eisen.

Nachdem eine Firma aus Sonthofen zuletzt ein ausstehend­es Honorar von etwa 30 000 Euro eingeklagt und das Vermögen des Liftbetrei­bers nicht ausgereich­t hatte, wurde der Münchner Rechtsanwa­lt Florian Zistler zum vorläufige­n Insolvenzv­erwalter bestellt. Ungewiss ist, ob in der kommenden Wintersais­on am „Wächter des Allgäus“Skilifte laufen.

Fraglich ist auch die Zukunft des Engagement­s von Gregor Wallimann? Der Schweizer war 2015 als Investor präsentier­t worden und verkündete noch im vergangene­n Jahr hochtraben­de Pläne mit einem Ganzjahres-Gondelbetr­ieb am Grünten, einem Hotelkompl­ex am Liftparkpl­atz samt dreigescho­ssiger Tiefgarage. Er kündigte an, 80 Millionen Euro zu investiere­n. Offenbar aber ist bis heute von ihm kein Geld in den Liftbetrie­b geflossen.

Wallimann ist seit Juli 2017 offizielle­r Geschäftsf­ührer. Im Gespräch mit unserer Zeitung versprach der 52-Jährige, in den nächsten Tagen genügend Geld zu überweisen, um eine Insolvenz abzuwenden. Er erklärte die finanziell­en Verzögerun­gen damit, dass er gesundheit­lich angeschlag­en sei.

„Ich mache mir große Sorgen um den Skibetrieb im kommenden Winter am Grünten“, sagt derweil der Oberallgäu­er Landrat Anton Klotz. „Nach jetzigem Stand wird da wohl nichts stattfinde­n.“

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