„Kliniken hierzulande sind regelrecht verseucht“
In Claudia Michelsens neuem Film „Götter in Weiß“geht es um Krankenhauskeime. Ein Problem, das öffentlich noch viel zu wenig behandelt wird, sagt die mehrfach ausgezeichnete Schauspielerin
Frau Michelsen, in Ihrem neuen Film „Götter in Weiß“spielen Sie eine Ärztin. Anna Hellberg ist Chirurgin in einem Krankenhaus in Mecklenburg und lebt ein beschauliches Leben ...
… bis sie eines Tages merkt, dass in der Klinik schwer geschlampt wird. Nach einer Routineoperation erleidet ihre zehnjährige Patientin einen anaphylaktischen Schock. Eine allergische Reaktion auf ein Antibiotikum vielleicht? Das Seltsame ist, dass Anna der Kleinen so ein Mittel gar nicht verabreicht hat. Sie recherchiert und stellt fest, dass das Antibiotikum durch hygienische Mängel in den Körper des Mädchens gelangt ist.
Krankenhauskeime sind das zentrale Thema des Films.
Ein Problem, das öffentlich viel zu wenig behandelt wird. Als ich das Drehbuch bekam, habe auch ich erst angefangen, mich damit zu beschäftigen. Jedes Jahr infizieren sich bis zu 800000 Menschen mit Krankenhauskeimen. Rund 16 000 sterben jedes Jahr infolge dieser multiresistenten Erreger. Und das sind nur die offiziellen Zahlen.
Und das in Deutschland?
Kapitalismus regiert unser Gesundheitssystem. Das fängt dabei, bei diversen Veranstaltungen Kollegen zu treffen. Aber durch den medialen Fortschritt hat sich vieles verändert. Wie wichtig allein die Außenwahrnehmung geworden ist! Wie viel Zeit kann man damit verbringen, sich da zu positionieren? Ich möchte nicht irgendwann das Gefühl haben, bei meinem eigenen Leben nicht dabei gewesen zu sein. Das hört man oft von erfolgreichen Männern. Wenn diese im Alter zurückblicken, erkennen sie, dass sie das wahre Leben, die Zeit mit der Familie, verpasst haben.
Ich denke, das geht inzwischen auch Frauen so, die Familie haben und außerdem voll berufstätig sind.
So wie Sie.
Auch wenn es nicht immer ganz leicht ist, ist es mir wichtig, mir Zeit zu nehmen und – trotz aller Arbeit – für meine Familie da zu sein, wenn es einmal nicht rund läuft.
Bei vielen ist Arbeit aber auch eine Ausrede, um sich wegzuducken, wenn es Probleme gibt.
Bei mir nicht. Wir wissen, das Leben ist ein Auf und Ab.