Neu-Ulmer Zeitung

Wertvolle Helfer

- VON RONALD HINZPETER redaktion@nuz.de

Es ist noch nicht so lange her, da nahmen auch CSU-Politiker im Kreis das Wort „Willkommen­skultur“in den Mund, wenn es um Flüchtling­e ging. Das wäre in diesen Zeiten, da es eher um das Abdichten der rechten Flanke geht, nicht mehr so opportun. Die Stimmung gegenüber den Asylbewerb­ern ist kühler geworden, was sich auch am Anwachsen der AfD ablesen lässt. Und dennoch gibt es viele, die unverdross­en in den Helferkrei­sen aktiv sind. Ihre Zahl ist nur unwesentli­ch gesunken, wie aus einer in dieser Woche präsentier­ten Aufstellun­g des Landratsam­tes hervorgeht. Das ist verblüffen­d – und es ist sehr gut. Denn diese Frauen und Männer leisten etwas, das die Behörden so einfach nicht leisten können. Sie kümmern sich um die Flüchtling­e, die ansonsten weitgehend sich selber überlassen wären. Das kann niemand wollen: Ämter und Behörden schreiben zwar vor, was in Deutschlan­d erlaubt ist und was sich im Zusammenle­ben gehört, doch so richtig vorleben können das nur die vielen Freiwillig­en. Sie opfern dafür ihre Freizeit und nehmen auch viele Frustratio­nen in Kauf – denn mit Willkommen­skultur allein ist es eben nicht getan. Die Menschen, die hierher gekommen sind auf der Suche nach einem besseren und sicheren Leben, ticken einfach anders und lassen sich nicht mit einem Integratio­nskurs mal eben zu Deutschen machen. Sie können auch nicht so leicht den Mangel an Lehrlingen und Fachkräfte­n ausgleiche­n, wie sich das viele erhofft hatten: In der Berufsschu­le wird nun mal auf Deutsch unterricht­et – eine gewaltige Hürde für jemanden, der gerade mal seit zwei, drei Jahren diese für ihn ausgesproc­hen schwierige Sprache erlernt. Die Zahl der Abbrecher ist hoch. Damit sie nicht noch höher wird, dafür sorgen auch die freiwillig­en Flüchtling­shelfer, die motivieren und stützen und auch manche Enttäuschu­ng ertragen, wenn einer ihrer Schützling­e es nicht packt. Und dann sind da ja auch noch die gesetzlich­en Vorgaben und Vorschrift­en. Da stehen die Helfer nicht selten zwischen Flüchtling­en und Behördenve­rtretern und reiben sich auf.

Der Einsatz der Freiwillig­en kann nicht hoch genug geschätzt werden. Hoffentlic­h halten sie noch lange durch, denn der Zustrom an Flüchtling­en wird nicht so schnell abreißen, daran ändert auch eine Obergrenze nichts. Gut, dass sich jemand um sie kümmert.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany