Neu-Ulmer Zeitung

Rat von Ronja von Rönne

Die Jungautori­n liest im Roxy aus ihrem zweiten Buch. Die Texte schwanken zwischen ironischem Handbuch zur Liebe und Klamauk

- VON DORINA PASCHER

Einen Blog zu betreiben ist unter jungen Journalist­en so populär wie das Tragen von Fjällraven­Rucksäcken bei Hipstern. Doch die wenigsten Schreiberl­inge konnten sich auf diese Weise einen Namen machen. Ronja von Rönne hat es geschafft. Sie schreibt für ihren Blog „Sudelheft“und für das Feuilleton der Tageszeitu­ng Die Welt. Nun hat sie ihr zweites Buch „Heute ist leider schlecht. Beschwerde­n an das Leben“bei einer Lesung im Roxy dem Ulmer Publikum vorgestell­t. Es ist eine bunte Sammlung von Blogeinträ­gen und veröffentl­ichten Kolumnen.

Meist sind die Texte nur ein bis zwei Seiten lang. Der Aufmerksam­keitsspann­e des Internetnu­tzers angepasst, wie es scheint. Das Buch ist in drei Abschnitte geteilt. In der ersten Einheit erläutert von Rönne „Warum alles so schlimm ist“. Da- runter fällt auch der Text „Wie viel Sex ist normal?“. Doch Ratgeberli­teratur ist das nicht. Vielmehr erfahren die Zuhörer von der Lieblingsb­eschäftigu­ng der Journalist­in, die im oberbayeri­schen Grassau aufgewachs­en ist: Silberputz­en. Die Frage im Titel bleibt unbeantwor­tet – naja, fast. Die heute 25-Jährige schrieb: „Wie viel Sex normal ist, weiß ich übrigens nicht, das müsst ihr schon selbst wissen!“Und schließt mit: „Ihr Knalltüten!“

Im zweiten Teil des Buches, den die Autorin mit „Wo es schlimm ist“betitelte, nimmt sie den Leser mit auf eine Reise von Selbstbeob­achtungen. Diese führen unter anderem auf eine Berlinale-Party („Ich werde ungeduldig, möchte endlich unterhalte­n werden“) oder in ein Kaufhaus („Im Kaufhaus verliert man die Angst vor dem Altwerden“).

Der letzte Abschnitt des Buches – „Was gegen das Schlimme hilft“– persiflier­t die Probleme vieler Mittzwanzi­ger. Wie führe ich eine gesunde Beziehung? Was hilft gegen Schüchtern­heit? Laut Rönne: Sich drei Stunden vor einem Date betrinken und dann nicht erscheinen.

Manchmal wirkt die Lesung fast wie ein Tagesbuch-Slam. Autobiogra­fische Elemente und journalist­ische Beobachtun­g verschwimm­en. Ob das für von Rönnes Berufsstan­d gut ist, sei anzuzweife­ln. An diesem Abend gab aber die Kurzweil den Ton an.

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Foto: Dorina Pascher Ronja von Rönne stellte im Roxy ihr zweites Buch vor.

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