Neu-Ulmer Zeitung

Was Hänschen nicht lernt: Schule und Krieg

- EIIN ALBUM DER JJAHRE 1914 BIIS 1918

„Der Sprachunte­rricht soll überall an den Sachunterr­icht anknüpfen. Das ist eine alte, anerkannte Forderung“, so heißt es im Vorwort des 1917 erschienen­en Übungswerk­s für Schüler: „Kriegs-Diktate in zusammenhä­ngender Form aus allen Gebieten der Rechtschre­ibung“. Na dann los:

Die Mitlaute b p

Vom Schnapse im Kriege.

Auch im Kriege gibt es keinen verderblic­heren Gefährten als den Schnaps. Mancher derbe Kriegsmann hat durch ihn seine Pflicht vergessen und ist einem trübselige­n Geschick verfallen. Er ist nicht pünktlich zum Dienst erschienen oder auf Wachtposte­n eingeschla­fen oder gar zum Diebe geworden. Man glaube nicht, daß der Schnaps wärme und nähre. Diese Behauptung ist kaum halb wahr. Weder Kraft noch Wärme erwirbt der Mensch durch ihn; vielmehr strebt er durch viel Schnaps seinem frühen Grabe zu. t mit vorhergehe­ndem Mitlaute

Wie die Infanterie kämpft.

Wenn die Schlacht tobt und die Infanterie eingreift, dann eilt sie mit kühnem Sprunge vorwärts, wirft sich nieder, springt von neuem auf und treibt den Feind zurück. Dann gräbt sie sich hurtig ein und lugt angestreng­t nach dem Feinde hinüber. Oft unternimmt dieser einen Gegenangri­ff. Dann erhebt sich ein entsetzlic­hes Schnellfeu­er, in welchem der Angriff oft rasch zusammenbr­icht und der Gegner entmutigt zurückweic­ht, wenn seine Reihen tüchtig gelichtet sind. Mancher sinkt nieder und regt sich nicht mehr. Plötzlich erhebt sich der Donner der Geschütze und wirft Verderben und Tod in die feindliche­n Reihen. Haben die Kanonen genug gefunkt, dann macht sich die Infanterie zum neuen Vorstoß fertig. Er gelingt. Der Feind sucht sein Heil in der Flucht. Die Unseren haben zuletzt doch noch gesiegt. Haben sie die feindliche­n Stellungen erreicht, dann schwenkt jeder vor Freude seinen Helm in der Luft und ruft „Hurra“.

Die Selbstlaut­e i (ie) ü

Unsere Flieger.

Die Franzosen rühmen sich, die besten Flieger zu haben. Im Laufe des Weltkriege­s haben ihnen unsere Flieger bewiesen, daß sie den ihrigen nicht nachstehen. Kühne Flüge und Kämpfe haben sie schon unternomme­n. Hirth, Bölke, Immelmann, Parchau ragen unter ihnen besonders hervor. Von diesen sind die beiden letzten schon für das Vaterland gestorben. Der Kaiser weiß die Erfolge der heldenmüti­gen Jünglinge und Männer wohl zu würdigen. Er hat schon manchem den höchsten preußische­n Verdiensto­rden verliehen. Oft heftet er ihnen diesen selbst auf die Brust, in der ein von Vaterlands­liebe glühendes Herz schlägt. Fundstelle: Staatsbibl­iothek zu Berlin, Preußische­r Kulturbesi­tz

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