Neu-Ulmer Zeitung

Verkochte Heimat

- WAS NICHT WAHR SEIN KANN

Neulich mal wieder Kässpatzen bestellt. Weniger wegen der regionalen Identität (soll man davon etwa satt werden?), sondern weil einem an diesem Abend nicht unbedingt nach Krustenbra­ten war und man ansonsten ja nicht viel Fleischlos­es findet auf den Karten selbsterna­nnter Traditions­gaststätte­n, mögen sie auch Schilder ab- und wieder aufhängen. Die Spatzn jedenfalls waren eine Katastroph­e, das Lokal hingegen voll und ebenso lärmend gut gelaunt wie die in Lederhosen verkleidet­e Bedienung, was vor allem eines zeigt: Verkochte Heimat und vermeintli­che Bodenständ­igkeit ziehen immer noch oder immer noch mehr, selbst wenn sie in Gestalt der Systemgast­ronomie daherkomme­n und nur Vehikel sind, um möglichst viel Geld zu verdienen.

Das ist natürlich nicht verwerflic­h und wem es schmeckt, soll’s essen, nur bitte dann aber keine solche Pampe anrichten (in dem Spätzlemat­sch war Sahne!) und von Heimat oder Identität faseln. Weil, wie gesagt: es geht doch meistens ums Geld. In Katalonien, wo darüber hinaus so getan wird, als hocke in Madrid noch der leibhaftig­e Franco, übrigens ebenso wie beim Brexit. Und auch die Mutter Teresa aller Popstars, nämlich der Sänger der ur-irischen Popband U2, meldete diese kurzerhand in den Niederland­en an – um Steuern zu sparen, wie man nun neben anderen windigen Geschäften pro Bono erfahren konnte. U2, eine holländisc­he Band? Zontag, bloedig Zontag?

Apropos Hymne: Selbst die seperatist­ischer Umtriebe bislang unverdächt­igen Schwaben haben jetzt eine: „Schwoba simmer, Schwoba“(www.hoigada.de), eine „knackige Rockhymne“, die „Schluss macht mit dem andauernde­n ,Himmel weiß & blau‘“. Unsereins aber hätte lieber einfach anständige, ehrliche Kässpatzn in einer ganz normalen Wirtschaft und ansonsten seine Ruh’. (cim)

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