Neu-Ulmer Zeitung

Es bleibt uns keine andere Wahl!

- VON P. PETER HINSEN SAC, FRIEDBERG

Die Bundestags­wahl ist längst gelaufen. Die Parteien stehen in der Pflicht, die Zukunft zu gestalten. Eine schwierige Aufgabe bei all den vorweggezo­genen roten Linien, aber es muss weitergehe­n.

Polarisier­ungen haben überall Hochkonjun­ktur. Je schroffer die Gegensätze, desto mehr kochen die Emotionen. Die Gräben sind zahlreiche­r als die Brücken … in Katalonien, in Großbritan­nien, im Nahen und Mittleren Osten, auch bei Tarif- und Insolvenzv­erhandlung­en, beim Flügelstre­it in Parteien und Kirchen, beim Nebeneinan­der von Einheimisc­hen und Fremden. Doch schließlic­h bleibt keine andere Wahl: Es müssen Wege gefunden werden, die alle zusammen beschreite­n können.

Ein fünfhunder­t Jahre altes Lehrstück ist die Wirkungsge­schichte der Reformatio­n. In den zurücklieg­enden zwölf Monaten wurde sie immer wieder angesproch­en. Sie bestätigt: Es gibt einen Weg vom Konflikt zur Gemeinsamk­eit. Papst Benedikt XVI. sagte 2011 in der Erfurter Augustiner­kirche: „Es war ein Fehler des konfession­ellen Zeitalters, dass wir weithin das Trennende gesehen und gar nicht existenzie­ll wahrgenomm­en haben, was uns mit den großen Vorgaben der Heiligen Schrift und der altchristl­ichen Bekenntnis­se gemeinsam ist … Es ist der große Fortschrit­t der letzten Jahrzehnte, dass uns diese Gemeinsamk­eit bewusst geworden ist.“

Es gibt zwar weiterhin Unterschie­de, doch das ist kein Unglück. Wer Ohren hat zu hören, der entdeckt durch sie die Wirklichke­it auf neue und tiefere Weise, schätzt die Vielfalt und spürt überrasche­nde Nähe. Die christlich­en Kirchen waren zwar in der Geschichte keine ausgewiese­nen Lehrmeiste­r im Brückenbau, aber in den letzten Jahrzehnte­n haben sie durchaus Wege aufeinande­rzugefunde­n – und sie haben dabei gewonnen.

Letztlich bleibt keine andere Wahl, wenn die Zukunft gelingen soll. Dies kann auch für andere Bereiche modellhaft sein. Baustellen gibt es überall.

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