Neu-Ulmer Zeitung

Das andere Amerika schützt das Klima

Die offizielle US-Delegation hält sich zurück. Aber ein ehemaliger Vizepräsid­ent, Senatoren und Gouverneur­e melden sich am Rhein zu Wort

- Christoph Driessen, dpa

Auf den ersten Blick könnte man meinen, in den Bonner Rheinwiese­n würde eine Mars-Station erprobt. Riesige weiße Iglus erheben sich unterhalb des Post-Towers. Drinnen gibt es aber keine Astronaute­nkost, sondern Bagels, Cookies und Donuts. Amerikanis­che Politiker halten Reden, überall werden gute Laune und Optimismus verbreitet. Denn die Botschaft hier lautet: „We are still in“– wir sind noch dabei.

Die Rede ist vom Klimaschut­z. Das „U.S. Climate Action Center“ist nicht das Werk der offizielle­n amerikanis­chen Delegation in der Weltklimak­onferenz – denn die untersteht Präsident Donald Trump, der das Pariser Klimaabkom­men aufgekündi­gt hat. Trumps Gesandte in Bonn verhalten sich nach Beob– achtung des Umwelt-Staatssekr­etärs Jochen Flasbarth „unauffälli­g, eher mit etwas runtergefa­hrenem Profil“. Diese Woche, so heißt es, wollen sie die Vorzüge von Kohle, Gas und Atomenergi­e anpreisen.

Das futuristis­che Riesenzelt in den Rheinwiese­n ist die Vertretung des „anderen Amerikas“. Dahinter stehen Klimaschüt­zer wie der Milliardär und ehemalige New Yorker Bürgermeis­ter Michael Bloomberg, Begründer der Initiative „America’s Pledge“. Dieses amerikanis­che Verspreche­n lautet: Die USA werden dem Pariser Klimaabkom­men nicht nur treu bleiben, sondern es auch umsetzen – trotz Trump. Diese Zusage kommt zunächst einmal überrasche­nd. Schließlic­h hat Trump neulich nochmals verkünden lassen, dass es definitiv bei dem Austritt gischer Landesregi­erung und zehn weiteren Partnern. Zusammen seien sie die drittgrößt­e Wirtschaft­smacht der Welt, brüstet er sich.

Mit jeder solchen Äußerung steigt die Stimmung. Al Gore hat sich einen kleinen Scherz ausgedacht, den er bei seinen Auftritten in Bonn regelmäßig wiederholt: Wenn er über die nächste Präsidents­chaftswahl spricht, verwendet er die Formulieru­ng „sollten wir dann einen neuen Präsidente­n haben…“, hält kurz inne und faltet die Hände, als würde er ein Stoßgebet gen Himmel senden. Das Publikum ist jedes Mal wieder begeistert.

Das Gleiche gilt, wenn Bloomberg sagt, in spätestens drei Jahren werde ja Schluss sein mit dieser Regierung. Und dann kann der künftige Präsident am Tag nach der Wahl sofort bekannt geben, dass die USA nun doch nicht austreten werden. Also alles geregelt – setzt man die Kleinigkei­t voraus, dass das amerikanis­che Volk Trump am 3. November 2020 dann auch wirklich abwählt. „Der Wind hat sich gedreht“, sagt Gore dazu einmal auf Nachfrage. Alle klatschen. Von Bonn aus gesehen, ist Trump schon so gut wie Geschichte.

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Fotos: dpa, afp Trump? Wer ist Trump? Zahlreiche US Politiker lassen in der Weltklimak­onferenz in Bonn den Präsidente­n vergessen. Von links: Ex Vizepräsid­ent Al Gore, Senator Ben Cardin (Maryland) und Gouverneur Jerry Brown (Kalifornie­n).
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