Welche Ursachen gibt es für Herzschwäche?
das Herz in Mitleidenschaft gezogen werden. Und umgekehrt geht es genauso: Wenn jemand eine schwere Herzinsuffizienz hat, wirkt sich das selbstverständlich auch auf den seelischen Zustand aus. Kann man an gebrochenem Herzen sterben?
Man weiß, dass depressive Menschen eher Herzprobleme kriegen. Es gibt da ein Krankheitsbild, die Tako-Tsubo-Kardiomyopathie, benannt nach einer japanischen Tintenfischfalle. Wenn das Herz aus einem wahnsinnigen Angstzustand durch den großen Ausstoß von Stresshormonen in eine Schockstarre kommt, kann sich die Herzkammer auf eigenartige Weise verformen und ballonförmig erweitern. Das sieht dann im Röntgenbild aus wie bei dieser Falle. Man nennt den Zustand auch „Syndrom des gebrochenen Herzens“. Was einen psychisch bewegt, schlägt sich organisch nieder.
Welche Entwicklung haben Sie beobachtet, was Herzerkrankungen betrifft? Nehmen Herzerkrankungen zu, weil wir heute einfach älter werden?
Natürlich ist das Alter zunächst einmal der größte Risikofaktor. Auf der anderen Seite werden die Menschen immer dicker, haben einen höheren Blutdruck und, wenn sie nicht aufpassen, auch erhöhte Blutfettwerte. Das alles trägt dazu bei, dass die Arteriosklerose, also die eingeschränkte Elastizität der Arterien, eine Volkskrankheit ist. Wenn die Arterien nicht mehr ausreichend Blut ins Gehirn und ins Herz bringen, sind auch Erkrankungen der Herzkranzgefäße auf dem Vormarsch. Seit wir heute so viel mehr wissen und vor allem untersuchen können, nicht nur durch Herzkatheter, sondern durch Computertomografie oder Kernspin und Herzultraschall, kann man Erkrankungen viel besser diagnostizieren – und in dem Maße auch besser therapieren. Und es sind in den letzten Jahrzehnten wirklich großartige neue Techniken etabliert worden. Zum Beispiel?
Zum Beispiel der Ersatz einer kaputten Aortenklappe. Früher musste man den ganzen Brustkorb aufschneiden und eine neue Klappe „hineinbasteln“. Heute macht man das meistens mit Kathetertechnik. Oder bei Vorhofflimmern bei geschädigten Herzen, wenn sich die beiden Vorhöfe nicht mehr richtig zusammenziehen, sondern nur noch zittern. Da kann man heute mit Kathetern die impulsgebenden Zellen, die das Flimmern verursachen, ausschalten. Das Herz schlägt dann wieder gleichmäßig. Das hat es vor 20 Jahren nicht gegeben.
Gibt es spezifisch weibliche und typisch männliche Herzerkrankungen?
Sehr auffallend ist es beim Herzinfarkt. Bei den Frauen sind die Symptome oft völlig andere. Die klassischen Symptome eines drohenden Herzinfarkts, nämlich das starke Druckgefühl, der in den Hals oder in den linken Arm ausstrahlende starke Schmerz, ist bei Frauen eher selten. Bei ihnen kommt es zu Atemnot, Übelkeit, großem Unwohlsein. Deshalb wurde die Brisanz der Situation früher häufig verkannt. Aber von Herzschwäche sind eher Frauen betroffen, oder?
Nein, da sind Männer ganz sicher genauso betroffen. Die Herzschwäche hat zwei grundlegende Ursachen. Zum einen, wenn das Herz zu lange gegen einen Widerstand ankämpfen und viel Kraft aufwenden muss, weil die Arterien durch hohen Blutdruck verändert und verengt sind oder wenn die Klappen nicht mehr richtig schließen. Zum anderen, wenn das Herz selbst schwach geworden ist, also der Muskel. Drogen, Alkohol, Entzündungen – dafür gibt es viele Ursachen. Der größte Risikofaktor, neben dem Alter, ist ganz sicher der hohe Blutdruck. Ein hoher Blutdruck schädigt nicht nur die Herzmuskelzellen, sondern trägt dazu