Das Wissen macht’s
Mit Heimatverbundenheit oder gar so etwas wie Liebe zur Region hat die Entscheidung von Teva, ausgerechnet in Ulm so viel Geld für ein Projekt auszugeben wie nie zuvor, überhaupt gar nichts zu tun. Im weltweit tätigen Großkonzern haben kühle Rechner das Sagen. Umso höher ist der Erfolg des Standorts einzuschätzen, sich gegen zahlreiche andere Bewerber durchgesetzt zu haben. Es ist das Know-how der Mitarbeiter, das mehr auf die Waagschale bringt als irgendwelche Statistiken über Lohnstückkosten. Dieses Wissen kommt nicht von ungefähr. Die Bioregion Ulm zählt zu den wichtigsten biopharmazeutischen Zentren („Clustern“) Europas. Teva ist hier nicht alleine: Auch Boehringer Ingelheim investiert im nahen Biberach satte 200 Millionen Euro in ein Zentrum für die Entwicklung neuer biologischer Wirkstoffe. Aus dem Blickwinkel globaler Konzerne geschieht das sozusagen auf dem Nachbargrundstück und macht die Region doppelt zum Epizentrum der Biotechnologie.
Einmal mehr macht die 500-Millionen-Euro-Investition von Teva deutlich, wie wichtig es vor über 25 Jahren war, auf Bildung und somit das Wissen zu setzen. Im räumlichen Nebeneinander von Universität, Hochschule, Instituten, Forschungszentren und innovativen Firmen gedeiht in der Wissenschaftsstadt die Grundlage des regionalen Erfolgs: das Know-how der Beschäftigten.
Eine Region, die derart gut ausgebildete Fachkräfte heranzieht, kann es sich etwa auch erlauben, dass eine Firma wie Nokia – so geschehen vor fünf Jahren – einfach den Stecker zieht. Was geschah? Alles was Rang und Namen in der Autobranche hat, riss sich um die Ex-Nokia-Leute, sodass heute so gut wie alle deutschen Autohersteller in Ulm ihre IT entwickeln. Nokia weint kaum einer nach. Mit der 500-Millionen-Euro-Investition stößt Ulm nun in eine neue Dimension. Hoffentlich in eine zukunftsträchtige.