Tische und Stühle soll es künftig nicht mehr geben
aus, dass man sich gern auf einem der acht Sitzplätze niederlassen will. „Unser ,Landkind‘ braucht Gäste, die auch etwas verzehren“, sagt Strasser. Sie und ihr Bruder engagieren sich dafür, dass die neue Marktordnung rückgängig gemacht wird – dass es auch künftigen Betreibern erlaubt ist, Gäste zu bewirtschaften. „Wenn wir den Stand einmal verkaufen wollen, bleiben wir sonst auf den Investitionen sitzen.“
Das Wiener Marktamt arbeitet derzeit an einer neuen Marktordnung, im Spätherbst soll sie verhandelt werden. Es geht um neue Öffnungszeiten und um „Nebenrechte“– also auch um die Gastro-Bereiche der Stände. Die zuständige Stadträtin Uli Sima will sich derzeit nicht äußern. Akan Keskin, der Naschmarkt-König, ist optimistisch: „Ende November beginnen Verhandlungen mit der Stadt. Ich denke, es wird wieder erlaubt werden, in kleinem Stil Verkostungen zu betreiben.“
Bis die neue Regelung kommt, werden Standbetreibern Geldstrafen aufgebrummt, wenn sich ihre Gäste nicht an die Sitzplatzbeschränkung halten – zum Beispiel, wenn sie sich auf eine Kiste setzen. „520 Euro mussten unsere Nachbarn schon zahlen“, berichtet Nina Strasser. Es sei allerdings ein Wiederholungsfall gewesen.
Für den Kutschkermarkt, einen engen, kleinen Straßenmarkt im 18. Bezirk Währing, sah es vor ein paar Jahren nicht gut aus. Dank Irene Pöhl und einige Mitstreiterinnen haben sich in den vergangenen vier Jahren Marktstände und Lokale nebeneinander entwickelt. Pöhl hat einen Käsestand, der auch Kundschaft vom benachbarten Café Himmelblau bekommt. Und wenn der Koch Gemüse braucht, liefert es der Stand nebenan. Am Kutschkermarkt trifft man viele junge Familien, vor lauter Kinderwagen finden Tische und Stühle kaum Platz. „Unser Markt funktioniert deshalb so gut, weil wir alle zusammenhalten und das Marktamt in alle Entscheidungen einbeziehen. Das ist wichtig, wenn man gut miteinander auskommen möchte“, sagt Pöhl. Ähnlich dem Kutschkermarkt sind zuletzt an vielen Plätzen in Wien kleine Bauernmärkte entstanden. Es scheint, als wäre es eine Bewegung – ähnlich wie Slow Food. Es geht darum, Nahversorgungsstrukturen zu schaffen. Um das, was die Märkte in der Stadt lange waren. Und um das, was sie sein sollten.