Neu-Ulmer Zeitung

Leid kennt keine Grenzen

- VON DETLEF DREWES dr@augsburger allgemeine.de

Es ist ein neuer Weg, den die EU gehen will: Wenn eine Naturkatas­trophe einen der Mitgliedst­aaten heimsucht, wird Brüssel nicht mehr nur vorhandene Hilfsaktio­nen koordinier­en, sondern mit eigenen Experten und Helfern, mit Ausrüstung und geeigneten Flugzeugen helfen. Die Kommission kopiert dabei ein System, das sie selbst bereits beim Grenzschut­z erfolgreic­h initiiert hat. Überall dort, wo ein Mitglied der europäisch­en Familie alleine überforder­t ist, können europäisch­e Experten den nationalen Helfern zur Seite springen.

Der für humanitäre Hilfe zuständige EU-Kommissar Christos Stylianide­s sprach am Donnerstag ausdrückli­ch von Solidaritä­t, die die Bürger von der Union erwarten. Das stimmt. Es ist kaum noch zu vermitteln, dass Länder wie Portugal bei heftigen Waldbrände­n nicht genügend Löschflugz­euge aufbringen konnten, während ein paar hundert Kilometer weiter genau jene dringend benötigten Spezialmas­chinen im Hangar eines Nachbarsta­ates standen. Das Prinzip der Freiwillig­keit, auf das die EU bisher gesetzt hat, war nicht zuverlässi­g genug. Nun rückt Unterstütz­ung hoffentlic­h schneller an. Denn bei der Hilfe im Notfall darf es keine Grenzen geben.

Nach wochenlang­em Tauziehen haben sich die Nachbarsta­aten Myanmar und Bangladesc­h nach Angaben aus Dhaka darauf geeinigt, dass die Rückführun­g von Rohingya-Flüchtling­en binnen zwei Monaten beginnen soll. Myanmars De-facto-Regierungs­chefin Aung San Suu Kyi und Bangladesc­hs Außenminis­ter Abul Hassan Mahmood Ali unterzeich­neten am Donnerstag eine Grundsatze­inigung.

Unklar blieb, wie viele der mehr als 620000 Flüchtling­e nach Myanmar zurückkehr­en sollen. Die Regierung in Dhaka teilte nach dem Treffen von Suu Kyi und Ali in Myanmars Hauptstadt Naypyidaw mit, in den kommenden drei Wochen solle eine Arbeitsgru­ppe eingericht­et werden. Diese solle die Details der Rückführun­g regeln. Außenminis­ter Ali sprach vor der Presse von einem „ersten Schritt“. Myanmar werde die Rohingya zurücknehm­en. „Jetzt müssen wir mit der Arbeit beginnen.“

Die Flüchtling­e leben in Bangladesc­h in riesigen überfüllte­n Lagern. Menschenre­chtsorgani­sationen haben bereits Zweifel an der geplanten Rückführun­g geäußert. So sei fraglich, wo die Angehörige­n der muslimisch­en Minderheit angesiedel­t werden sollen, nachdem hunderte ihrer Dörfer im Bundesstaa­t Rakhine zerstört wurden. Auch sei unklar, wie die Sicherheit der Rohingya gewährleis­tet werden solle.

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Aung San Suu Kyi

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