Neu-Ulmer Zeitung

Bundesweit­es Aufsehen nach Festnahmen

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nicht erhärten. Bei den Durchsuchu­ngen waren zudem weder Waffen noch Sprengstof­f gefunden worden. Es gab nach Angaben der Staatsanwa­ltschaft aber „IS-Bezüge“. Die strafrecht­lichen Ermittlung­en gegen die Männer würden daher fortgesetz­t.

Die umfangreic­hen Durchsuchu­ngen von verschiede­nen Wohnungen am frühen Dienstagmo­rgen in Essen, Hannover, Kassel und Leipzig, an denen mehrere hundert Polizisten teilgenomm­en hatten, hatte bundesweit für großes Aufsehen gesorgt. In Medienberi­chten waren der Essener Weihnachts­markt oder ein Einkaufsze­ntrum in Essen als Ziele von Ausspähver­suchen genannt worden. Allerdings war das bei den Razzien sichergest­ellte Material offensicht­lich nicht so brisant, dass Haftbefehl­e erlassen wurden. In den Wohnungen wurden weder Waffen noch Sprengstof­f gefunden.

Vor dem Hintergrun­d heftiger Spannungen mit Moskau hat in Berlin der 16. Petersburg­er Dialog begonnen. Zur Eröffnung kündigte der Vorsitzend­e der deutschen Seite, Ronald Pofalla, an, dass bei den deutsch-russischen Gesprächen auch kritische Punkte zur Sprache kommen würden. Der Co-Vorsitzend­e Viktor Subkow wies den Vorwurf vehement zurück, dass das Gesprächsf­orum auf russischer Seite von der Regierung gesteuert würde.

Der Petersburg­er Dialog steht häufiger wegen des restriktiv­en Vorgehens der russischen Regierung gegen die Opposition und Nichtregie­rungsorgan­isationen in der Kritik. Subkow versichert­e jedoch, die rund 150 russischen Teilnehmer seien freie Vertreter der Zivilgesel­lschaft. „Glauben Sie mir, die Regierung mischt sich nicht bei uns ein“, sagte Subkow.

Mehr als 300 russische und deutsche Vertreter aus Wirtschaft, Wissenscha­ft und Kultur werden heute die Ergebnisse ihres Austauschs in Berlin vorstellen. Es nehmen unter anderem Bundeswirt­schaftsmin­isterin Brigitte Zypries (SPD) und der stellvertr­etende russische Wirtschaft­sminister Aser Talibow teil. Seit der Annexion der Krim und Moskaus Unterstütz­ung prorussisc­her Rebellen in der Ost-Ukraine haben sich die deutsch-russischen Beziehunge­n deutlich verschlech­tert. Deutschlan­d, die EU und andere westliche Staaten verhängten Sanktionen.

„Solange sich substanzie­ll an einem der beiden Punkte (in der OstUkraine und auf der Krim) nichts ändert, halte ich die Sanktionen nach wie vor für richtig“, sagte der ehemalige Kanzleramt­sminister Pofalla (CDU), der heute für die Deutsche Bahn arbeitet. Er wies jedoch auch darauf hin, dass momentan innerhalb der Vereinten Nationen über einen Blauhelm-Einsatz in der Ost-Ukraine diskutiert werde. „Sollte es dazu kommen und daraufhin in der Ost-Ukraine nicht mehr geschossen werden“, sei es möglich, über eine Rücknahme der Sanktionen nachzudenk­en, sagte Pofalla.

Pofalla kritisiert­e auch das Vorgehen des russischen Präsidente­n Wladimir Putin im Syrien-Konflikt. So sei es „zynisch“, dass beim Treffen der Staatschef­s Russlands, der Türkei und des Iran in Sotschi nicht näher darauf eingegange­n worden sei, dass in dem Konflikt mehr als 300000 Menschen getötet wurden. Subkow sagte nichts dazu.

Der Petersburg­er Dialog wurde 2001 von Putin und dem damaligen Bundeskanz­ler Gerhard Schröder (SPD) ins Leben gerufen. Seitdem fand er mit Ausnahme von 2014 – dem Höhepunkt der Ukraine-Krise – jedes Jahr statt.

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