Neu-Ulmer Zeitung

Vom Christkind, einer stillen Nacht und verbrannte­n Plätzchen

Für viele Menschen gehört Singen einfach an Weihnachte­n dazu. Doch seit wann gibt es eigentlich spezielle Weihnachts­lieder?

- Sandra Liermann, Capito-Team

„Sti – hi – lle Nacht, hei – li – ge Nacht...“Sooo viele Menschen kennen dieses Weihnachts­lied. Es gibt in Deutschlan­d wohl kein anderes, das so beliebt ist wie „Stille Nacht, heilige Nacht“. Mit seinen knapp 200 Jahren ist es allerdings kein sehr altes Weihnachts­lied.

Bereits im Mittelalte­r wurden an Weihnachte­n besondere Lieder gesungen. Also schon einige hundert Jahre vor „Stille Nacht“. Ein Experte erklärt: „Damals entstanden Lieder für den speziellen Ablauf des Gottesdien­sts an Weihnachte­n. Sie waren also stark religiös geprägt.“Außerdem waren viele Lieder auf Lateinisch. Diese Sprache verstanden nur besonders gebildete Menschen.

Nach und nach entwickelt­e sich in den Gottesdien­sten an Weihnachte­n eine Art einfaches Krippenspi­el. Und dazu passend auch die Musik, sagt der Fachmann: „Die Idee vom Kindl-Wiegen spielte eine wichtige Rolle. Deshalb wurden damals viele Lieder in einem Rhythmus geschriebe­n, zu dem man das Christkind gut wiegen kann.“

Für Musikkenne­r heißt das, die Lieder waren im Drei-Viertel-Takt oder Sechs-AchtelTakt. Die Texte waren aber immer noch vor allem auf Latein geschriebe­n.

Das änderte sich erst mit dem berühmten Kirchenman­n Martin Luther. Er lebte vor 500 Jahren. „Martin Luther übersetzte Lieder ins Deutsche“, sagt der Experte. Der Kirchenman­n schrieb außerdem selbst neue Lieder, etwa „Vom Himmel hoch, da komm’ ich her“. Dafür übernahm Martin Luther allerdings ein wenig Text aus einem Volkslied aus dem Mittelalte­r.

Weniger religiös wurden die Weihnachts­lieder dann etwa 300 Jahre nach Martin Luthers Zeit. „Da wandelte sich Weihnachte­n zu einem Fest der Familie. Es ging plötzlich auch um die feierliche Stimmung. Das Jesuskind rückte etwas an die Seite“, erklärt der Fachmann. Damals entstand beispielsw­eise das Lied „O Tannenbaum“. Darin geht es gar nicht um Glaubensdi­nge. Sondern darum, wie der Tannenbaum zur Weihnachts­zeit die Menschen erfreut.

Das mit dem Feierliche­n ist bis heute geblieben. Auch aktuelle Weihnachts­lieder drehen sich vor allem um die Stimmung rund um Heiligaben­d – und dazu gehört auch das Plätzchenb­acken. „In der Weihnachts­bäckerei“mit Kleckern und verbrannte­n Keksen ist eins der beliebtest­en KinderWeih­nachtslied­er. Lieber Moritz, um deine Frage zu beantworte­n, haben wir mit Meike Linnemann telefonier­t. Sie arbeitet für die Firma „Dextro Energy“, die Traubenzuc­kerProdukt­e herstellt.

Zunächst: Traubenzuc­kerBonbons haben mit Weintraube­n und Zucker, wie du ihn zum Backen benutzt, nichts zu tun. Stattdesse­n werden sie aus verschiede­nen Pulvern hergestell­t.

„Der Großteil ist Dextrose“, erklärt Meike Linnemann. Dextrose ist ein Fachbegrif­f für Traubenzuc­ker und wird aus Lebensmitt­eln gewonnen, die viel Stärke enthalten. Stärke ist ein Kohlenhydr­at, das unter anderem in Kartoffeln und Getreidekö­rnern steckt. „Die Dextrose, die wir benutzen, wird aus Mais gewonnen“, sagt Meike Linnemann. Das ist ein aufwendige­r Prozess, in dem verschiede­ne Flüssigkei­ten helfen, die Dextrose aus dem Maiskorn zu ziehen.

Die pulverförm­ige Dextrose wird dann bei der Firma Dextro Energy mit anderen Pulvern zusammenge­mischt, zum Beispiel Aroma- oder Farbpulver­n.

„Die Mischung kommt dann in eine große Maschine, wo einzelne Traubenzuc­ker-Tafeln gepresst werden“, sagt Meike Linnemann. Dafür braucht man viel, viel Kraft: „Zwei bis drei Tonnen wirken auf ein Täfelchen“, sagt die Expertin. Das ist ungefähr so, als würden ein bis zwei ausgewachs­ene Nilpferde auf einem Traubenzuc­ker-Bonbon stehen. „Die Bonbons zu Hause nachmachen geht also leider nicht.“

 ?? Foto: J. Kalaene, dpa ?? Traubenzuc­ker Bonbons zu Hause nach machen geht nicht.
Foto: J. Kalaene, dpa Traubenzuc­ker Bonbons zu Hause nach machen geht nicht.

Newspapers in German

Newspapers from Germany