Schlimmer als gedacht
Vor dem Spiel gegen den VfB Stuttgart II erreicht die Spatzen eine niederschmetternde Diagnose. Vinko Sapina wird den Rest der Saison fehlen
Wenn es in den vergangenen Heimspielen des SSV Ulm 1846 Fußball nicht so richtig lief, hatten die Fans schnell einen vermeintlichen Heilsbringer ausgemacht. Laut schallte sein Name durch das Donaustadion, versehen mit der mehr oder weniger leisen Aufforderung an Trainer Tobias Flitsch, den Spieler doch endlich einzuwechseln. Vinko Sapina, 22 Jahre alt, weckt Sehnsüchte beim Ulmer Publikum.
Die Sehnsucht nach Tempo im Mittelfeld zum Beispiel, das der Kroate mitbringt. Oder die Sehnsucht nach der Torgefahr, die von ihm ausgeht. Letztlich natürlich die Sehnsucht nach Erfolg. Der kann nicht alleine durch einen Spieler kommen, aber für die Ulmer Fans scheint Sapinas Auftreten zumindest sehr erfolgversprechend zu sein. Nun müssen sie sich jedoch vorerst nach einem neuen Heilsbringer umschauen. Sapina fällt für den Rest der Saison aus. Diagnose: Kreuzbandriss.
Sapinas vorerst letzter Einsatz in der Regionalliga Südwest datiert vom 31. Oktober beim 2:2 gegen TuS-Koblenz, nachdem er sich zuvor von einer langwierigen Knieverletzung erholt hatte. Für 90 Minuten hatte es zwar noch nicht gereicht, aber der Mittelfeldspieler schien auf dem Weg der Besserung. Dann gab es wenig später einen folgenschweren Zusammenprall im Training. „Der war eigentlich ganz harmlos“, sagte Tobias Flitsch gestern auf einer Pressekonferenz. Das Knie machte allerdings erneut Probleme und Sapina war in den nächsten Partien wieder nur zum Zuschauen verdammt. Lange Zeit war unklar, was er denn genau hat. Eine Untersuchung ließ auf sich warten, weil die Mediziner nicht von einer so schlimmen Verletzung ausgegangen waren und das Knie konservativ behandeln wollten. Am Montag erreichte die Spatzen-Offiziellen dann die Diagnose. „Das ist bitter, aber so ist Fußball“, sagte Flitsch. Mittlerweile wurde Sapina von einem Arzt in Pforzheim operiert. Der Eingriff sei gut verlaufen, berichtete der Sportliche Leiter Lutz Siebrecht.
Sapinas Verletzung sei „definitiv ein Verlust“, sagte Siebrecht weiter. Mit Verlusten müssen die Spatzen derzeit häufiger umgehen. Bei der 0:1-Niederlage gegen Waldhof Mannheim fehlten einige Spieler verletzungs- oder krankheitsbedingt. In der vergangenen Partie gegen den FC Saarbrücken (1:2) lichtete sich die Liste der Abwesenden etwas, aber in der heutigen Partie gegen die zweite Mannschaft des VfB Stuttgart (19 Uhr) werden wieder einige Spieler fehlen. „Wir müssen sicherlich wieder improvisieren“, sagte Tobias Flitsch.
Vor allem die Defensive macht Sorgen. Kapitän Florian Krebs wird weiter verletzt fehlen, hinter Tim Göhlert steht ein großes Fragezeichen, Volkan Celiktas fehlt nach seiner Gelb-Roten Karte gesperrt und auch David Kammerbauer wird nicht dabei sein. Damit fehlt nahezu die komplette erste Abwehrreihe. Nur Tino Bradara wird wohl spielen. Einsatzbereit wird wohl auch Michael Schindele wieder sein, der schon gegen Saarbrücken eingewechselt worden war.
Der VfB II steht in der Tabelle mit zwei Punkten mehr als Ulm auf Platz elf und damit einen Rang vor den Spatzen, die schon seit geraumer Zeit auf dem zwölften Platz verweilen. „Direkte Duelle sollte man wenn möglich nicht verlieren“, sagte Tobias Flitsch. Die Tendenz der Stuttgarter zeigt derzeit klar nach unten. Vier der vergangenen Spiele haben sie verloren. Dabei starteten sie stark in die Saison und hatten in den ersten sieben Partien keine Niederlage kassiert. Eins dieser Spiele war ein fulminanter 5:4-Sieg gegen die Ulmer, die damals noch von Stephan Baierl gecoacht wurden. 4:1 führten die Stuttgarter schon zur Pause. Die Lehren daraus: „Dass es nie mehr so sein sollte“, sagte Flitsch und lachte.
Von solchen Leistungen ist der VfB derzeit aber weit entfernt. Auffällig und vielleicht nur ein Zufall ist jedoch, dass die Stuttgarter Leistungen vor rund einem Monat eingebrochen waren. Zu diesem Zeitpunkt war durchgesickert, dass der Stuttgarter Sportvorstand Michael Reschke wohl plant, das Team aus der Regionalliga Südwest abzumelden. So oder so, die Marschrichtung der Ulmer in den drei letzten Partien des Jahres ist klar: „Das grundsätzliche Ziel ist es, neun Punkte zu holen“, sagte Flitsch. Weil mit den Kickers aus Offenbach nächste Woche aber ein Topteam der Liga als Gegner ansteht, wollen Flitsch und Siebrecht kleinere Brötchen backen. Sechs Punkte und damit 27 Zähler seien daher das gemeinsame Ziel, sagte Siebrecht.
Die Partie der württembergischen Fußball-Landesliga am Samstag um 14.30 Uhr zwischen der TSG Hofherrnweiler-Unterrombach und dem TSV Blaustein sollte kaum gefährdet sein. Ein Kunstrasenplatz macht die Aalener Vorstädter weitgehend unabhängig von äußeren Einflüssen. Ein Luxus, von dem man in Blaustein nur träumen kann. Am vergangenen Wochenende fiel die Hausaufgabe gegen Ebersbach dem Wetter zum Opfer, zu allem Überfluss hat die Stadt nun auch noch den Trainingsplatz im Lixpark gesperrt. Trainer Peter Passer war davon natürlich nicht begeistert: „Das ist momentan sehr ungünstig für uns.“Die Vorbereitung bestand somit aus Lauftraining und Übungen in der Soccerhalle in Merklingen. Mit zwei Spielen weniger ist die Tabelle aus Blausteiner Sicht derzeit schwierig zu deuten. Zuletzt gab es dreimal in Folge keinen Sieg. Um ruhig Weihnachten feiern zu können, muss noch nachgelegt werden. Der Papierform nach ein schwieriges Unterfangen, denn nach Hofherrnweiler wartet in der kommenden Woche noch die Partie beim Tabellenzweiten TSGV Waldstetten auf Blaustein. (jürs)