Neu-Ulmer Zeitung

Neureuther­s bitteres Olympia Aus

Der Start in den Olympia-Winter lief für die deutschen Alpinen quasi perfekt. Doch Deutschlan­ds bester Skifahrer reißt sich im Training in den USA das Kreuzband

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Das schmerzlic­he Olympia-Aus kommentier­te Felix Neureuther mit einem saloppen Spruch. „Bye-bye Kreuzband, byebye Beaver Creek“, sagte der Skistar, als er in Jogginghos­e und auf Krücken gestützt aus dem Krankenhau­s in Vail humpelte – das Ende der olympische­n Träume für Pyeongchan­g erwähnte er gar nicht erst. „Ich habe leider keine so guten Neuigkeite­n. Ich habe mir heute im Training in Amerika das Kreuzband im linken Knie gerissen. Das bedeutet für mich, dass die Saison gelaufen ist“, berichtete Deutschlan­ds bester Skirennfah­rer in einem anderen Video auf seinen Social-Media-Kanälen. Sein Trost: „Ich kann jetzt sehr viel Zeit mit meiner kleinen Tochter verbringen.“

Seine Freundin, die Biathletin Miriam Gössner, brachte im Oktober die kleine Matilda zur Welt. Statt in Topform zum Riesenslal­om nach Beaver Creek geht die Reise für die Olympia-Hoffnung zurück nach Deutschlan­d. Dort soll entschiede­n werden, wann und wo sich der 33-Jährige operieren lässt. In etwa vier Monaten könnte er bei gutem Verlauf dann langsam wieder mit dem Skifahren beginnen und zur Vorbereitu­ng auf die kommende Saison wieder voll belastbar sein. „Die Verletzung ist, gerade nach dem gelungenen Auftakt in die Olympia-Saison, natürlich extrem ärgerlich. Aber ich habe in meiner Karriere schon einige Rückschläg­e hinnehmen müssen und weiß daher auch damit umzugehen“, sagte er nach dem Unfall im Training in Copper Mountain. Eine Medaille bei Olympia bleibt dem mit 13 Siegen besten deutschen Skirennfah­rer der Weltcup-Geschichte jetzt wohl verwehrt – bei den Winterspie­len 2022 in Peking wäre Neureuther fast 38 Jahre alt.

Allerdings sagte er schon im Sommer über seine Pläne für die Zeit nach dem Olympia-Winter: „Es kann sein, dass ich dann nur im Slalom weitermach­e und noch für zwei, drei, vier Jahre fahre.“Schon vor den Spielen in Sotschi hatte der Skistar Pech. Bei der Anreise nach Russland erlitt er bei einem Autounfall auf dem Weg zum Flughafen ein – sein Start stand auf der Kippe. Im Olympia-Slalom fädelte er dann ein und schied aus – und das als großer Gold-Favorit wegen starker Leistungen im Vorfeld. In Südkorea lasten die Medaillenh­offnungen bei den Alpinen nun fast ausschließ­lich auf Viktoria Rebensburg, die mit ihrem zweiten Sieg beim Riesenslal­om in Killington am Samstag ihre bärenstark­e Frühform untermauer­te. Bei den TechnikHer­ren sind der gerade erst von einer schweren Verletzung zurückgeke­hrte Fritz Dopfer, Stefan Luitz und Linus Straßer nun voll in der Verantwort­ung für Spitzenplä­tze. „Ich will auf dem Weg auch den Jungs von der Mannschaft alles, alles Gute und viel Glück für die SaiSchleud­ertrauma son wünschen. Gebt’s Gas, Jungs“, sagte Neureuther in seiner VideoBotsc­haft auf Facebook.

Der Aufforderu­ng folgte Thomas Dreßen am ersten Speedwoche­nende im Ski-Weltcup. Er erfüllte die Norm für die Olympische­n Winterspie­le. Der 24-Jährige wurde einen Tag nach seinem 14. Platz in der Abfahrt am Sonntag in Lake Louise auch 14. im Super-G und darf für seine erste Olympia-Teilnahme planen. Josef Ferstl kam als bester Deutscher im Super-G auf den zehnten Platz und erfüllte damit die halbe Norm ebenso wie Andreas Sander tags zuvor durch Rang 15 in der Abfahrt. Im Super-G lag Sander beim Sieg von Kjetil Jansrud aus Norwegen nach 38 Startern nur auf dem 22. Rang.

Vom perfekten Start in den Olympia-Winter mit zwei Siegen in zwei Rennen will sich Viktoria Rebensburg nicht aus dem Konzept bringen lassen. „Vor ein paar Jahren habe ich diesen Fehler einmal gemacht, über die große Kugel nachzudenk­en, das wird mir nicht mehr passieren. Ich genieße das jetzt und bereite mich auf Lake Louise vor. Ich bin gespannt, wie es im Speed so losgeht“, sagte die 28-Jährige dem ORF nach ihrem Sieg im Riesenslal­om von Killington und schob alle Gedanken an den Gesamtwelt­cup beiseite.

Für die beste deutsche Skirennfah­rerin gab es am Samstag ohnehin keinen Grund, zu weit in die Zukunft zu schauen – zu schön ist die Gegenwart. Nach dem Saison-Auftakt in Sölden gewann Rebensburg auch den zweiten Riesenslal­om der Saison. Und das trotz eines Patzers im zweiten Durchgang mit einem souveränen Vorsprung von 0,67 Sekunden auf Gesamtwelt­cupsiegeri­n Mikaela Shiffrin aus den USA. „Oben bin ich ja schon fast draußen gewesen“, sagte sie im US-Bundesstaa­t Vermont. „Das ist natürlich kein schlechter Start.“Manuela Mölgg aus Südtirol hatte als Dritte bereits 1,49 Sekunden Rückstand auf Rebensburg. ● Marina Wallner hat beim Weltcup-Slalom in Killington mit einem guten neunten Platz die halbe Quali-Norm für die Olympische­n Winterspie­le erfüllt. Auf die überragend­e Siegerin Mikaela Shiffrin aus den USA hatte Wallner im Ziel 3,63 Sekunden Rückstand. Für die Olympia-Teilnahme im Februar muss Wallner ein weiteres Mal unter die besten 15 kommen. Nach einem schwachen ersten Lauf und nur Platz 23 war sie im Finale stark verbessert unterwegs. Rang acht und die direkte Qualifikat­ion für Pyeongchan­g verpasste sie um lediglich 0,03 Sekunden.

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Foto: Christian Walgram, dpa Ein Bild, das es vorerst nicht mehr zu sehen geben wird: Felix Neureuther auf der Ski piste. Der 33 Jährige fällt verletzt aus.
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V. Rebensburg

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