Neu-Ulmer Zeitung

Für die Richter war klar: „Eindeutig antisemiti­sch“

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Charakter“und vermittelt­en den Eindruck, man dürfe nun behaupten, es habe den Holocaust nie gegeben. Das Gericht gab damit dem Sender Freies Berlin (SFB) recht, der es 2001 abgelehnt hatte, den ersten Spot zu verbreiten – wegen des Verdachts der Volksverhe­tzung. Der Hessische Rundfunk lehnte 2003 auch den zweiten von Felsers Firma produziert­en Republikan­erFilm ab, weil er „geeignet ist, den öffentlich­en Frieden zu stören und zum Hass gegen Teile der Bevölkerun­g aufstachel­t“. Für die Republi- kaner waren die unbrauchba­ren Werbespots eine Fehlinvest­ition. Für Felser werden sie 14 Jahre später zum Problem.

Im Gespräch mit unserer Zeitung versichert­e der AfD-Abgeordnet­e gestern, er könne sich nicht daran erinnern, dass die Beiträge in seinem Unternehme­n produziert worden seien, und dass er daran maßgeblich beteiligt gewesen sei. Zur Einschätzu­ng des Gerichts, der Werbespot könne „nur dahin verstanden werden, dass mit ihm der Holocaust gebilligt, geleugnet oder verharmlos­t werden soll“, sagte Felser, er kenne dieses Urteil nicht. Gleichzeit­ig räumte er ein: „Die Sache ist mit meiner Firma gelaufen, und dafür muss ich die Verantwort­ung als Geschäftsf­ührer übernehmen.“Er bereue den Spot, „denn in der Tat konnte man ihn als Leugnung des Holocausts missverste­hen“. Felser will den Sachverhal­t nun prüfen und betont: „Ungeachtet dessen bin ich damals kein Antisemit gewesen und bin das selbstvers­tändlich auch heute nicht.“

Für die AfD ist es nicht der erste Skandal dieser Art. Besonderes Aufsehen erregte der baden-württember­gische Landtagsab­geordnete Wolfgang Gedeon. Weil er antisemiti­sche dass der AfD das gelang, woran seine frühere Partei stets scheiterte: der Einzug in den Bundestag. „Ich wundere mich darüber, dass Scharfmach­er, die uns nur Probleme bereitet haben, nun bei der AfD Karriere machen“, sagte er der Frankfurte­r Allgemeine­n Zeitung und fügte hinzu: „Allmählich habe ich den Eindruck, dass die AfD viel radikaler ist, als wir jemals waren.“

Ob die Sache für Felser persönlich­e Konsequenz­en haben wird, ist noch offen. Der Mann, der auf seiner Internetse­ite zum Pathos neigt und betont, als Offizier fühle er sich nach wie vor seinem Eid verpflicht­et, der Bundesrepu­blik Deutschlan­d treu zu dienen, war bislang nicht durch besonders radikale Positionen aufgefalle­n. Er gilt in der AfD als gut vernetzt und lotste im Wahlkampf Parteigröß­en wie Alice Weidel, Beatrix von Storch oder Jörg Meuthen zu Auftritten in seinen Wahlkreis. Ob ihm diese Kontakte jetzt helfen?

„Fake News“– Donald Trump hat diesen Begriff zum weltweit benutzten Synonym gemacht für angebliche­s mediales Fehlverhal­ten. Doch immer mehr erhärtet sich der Verdacht, dass der US-Präsident mehr vorhaben könnte, als nur seinem Ärger über angeblich unfaire Berichters­tattung über seine eigene Person Luft zu machen. Die US-Medienland­schaft verschiebt sich hin zur Rechten. Und Trump könnte seine Macht nutzen, um den Trend zu stärken.

Im Hintergrun­d spinnen finanziell schwer potente und ideologisc­h völlig klar orientiert­e Männer die Fäden. Die jüngste Übernahme des New Yorker Traditions­hauses Time Inc. durch die Verlagsgru­ppe Meredith aus Iowa wäre nicht möglich, hätten die Gebrüder Charles und David Koch nicht die Geldschatu­lle geöffnet und 650 Millionen Dollar (546 Millionen Euro) herausspru­deln lassen. Die Kochs beeilten sich, mitteilen zu lassen, dass sie selbstvers­tändlich keine politische­n Ziele mit dem Investment verfolgten.

Meredith wird nun unter dem Einfluss der Kochs das Medienunte­rnehmen in den USA sein, das die

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