Neu-Ulmer Zeitung

Dann werden die Hände eben nicht so lange desinfizie­rt

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häufiger an mehreren Krankheite­n. Der Aufwand, sie medizinisc­h zu versorgen, wachse also. Doch gut 50 Prozent seiner Arbeitszei­t benötige er für organisato­rische und dokumentar­ische Aufgaben. Die Folge: Ständig müssten Prioritäte­n gesetzt und Arbeitssch­ritte eingespart werden, die eigentlich zur Gesundung des Patienten gehören. Doch dann würde eben der Verband nicht so häufig gewechselt, ein verschmutz­tes Bett nicht überzogen, die Hände nicht so lange wie vorgeschri­eben desinfizie­rt werden.

Seine 56-jährige Kollegin, die in einem privaten Krankenhau­s arbeitet, nickt. „So geht es mir auch.“Ständig begleite sie ein schlechtes Gewissen. „Dabei liebe ich diesen Beruf“, ruft sie spontan und breitet ihre Arme aus. „Ich kann mir wirklich nichts Schöneres vorstellen, als Menschen zu helfen.“Aber was sie täglich in ihrer Arbeit zu sehen und spüren bekommt, belastet sie: „Der Patient leidet. Die Pflegekraf­t leidet. Dieses System muss doch endlich durchbroch­en werden. Es kann doch nicht sein, dass viele Pflegekräf­te wie ein Hund arbeiten.“Ihrer Meinung nach sind auch die Ärzte in der Pflicht. „Sie könnten für eine Entlastung sorgen. Doch es wird wie am Fließband operiert.“Und Jagel weiß, warum: „Weil die Operatione­n das Geld bringen.“Gespart aber werde an der Pflege.

Zwei, die kein Problem haben, ihren Namen zu nennen, sind Helga Springer-Gloning, Gesamtpers­onalratsvo­rsitzende der Kreisklini­ken Günzburg-Krumbach, und ihre Kollegin Sonja Kuban von den Donau-Ries-Kliniken in Donauwörth, Nördlingen und Oettingen. Sie können nur bestätigen, was die Kollezu

 ?? Archivfoto: Peter Steffen, dpa ?? Viele Pflegekräf­te in Krankenhäu­sern leiden vor allem unter dem enormen Zeitdruck. Das schade auch vielen Patienten.
Archivfoto: Peter Steffen, dpa Viele Pflegekräf­te in Krankenhäu­sern leiden vor allem unter dem enormen Zeitdruck. Das schade auch vielen Patienten.

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