Weg vom Wahnsinn
Wolfgang Petry war einer der Großen der deutschen Schlagerszene. 2006 schloss er damit ab. Nach Jahren der musikalischen Abstinenz ist er nun zurückgekehrt – mit neuem Sound und neuem Namen: Pete Wolf. Doch die Vermarktung ist einfach nicht sein Ding
Man wäre halt neugierig gewesen, wie der Typ so ist. Trägt er tatsächlich keine Armbändchen mehr? Ist der Schnauzer ab und die Vokuhila-Frisur weg? Natürlich weiß man von Fotos, dass Wolfgang Petry sich verändert hat. Aber in Zeiten von fake news würde man sich doch gerne versichern, ob das wirklich stimmt.
Noch spannender war ja seine innere Wandlung. Vom WahnsinnHölle-Hölle-Rampentier zum introvertierten Blues- und Popkünstler, als der er sich nun zurückmeldet. Wenn sich Menschen in unserer öffentlichkeitsgierigen Zeit zurückziehen, macht sie das interessant. Vor allem, wenn sie dabei ihr Leben so gründlich umkrempeln wie Novizen nach dem Klostereintritt. Das war auch bei Wolfgang Petry so.
Der Mann wurde bürgerlich als Franz Hubert Wolfgang Remling geboren. Unter seinem Schlager-Alter-Ego produzierte er in den 80er, 90er und 2000er Jahren Hits wie „Wahnsinn“, „Der Himmel brennt“oder „Verlieben, verloren, vergessen, verzeihn“. Sie sind zu Volksliedgut geworden, das heute noch auf jeder Schlagerparty zur Freude des mitgrölenden Publikums rauf und runter gespielt wird.
Inzwischen ist Remling 66, und der Mann mit dem kurzen, graumelierten nach immer noch glücklich. Sohn Achim, inzwischen auch schon 43, ist in seine großen Fußstapfen getreten. Als Teil der Boygroup Trademark hat er seinen Vater vor 18 Jahren als Vorgruppe auf dessen letzter großer Stadiontournee begleitet. Seitdem ist auch er im Geschäft, dabei nur nicht so erfolgreich wie der Papa.
Dessen Gassenhauer hat er unter dem Titel „Der Wahnsinn geht weiter“auf einer Konzertreihe gespielt. Der letzte Eintrag auf seiner Internetseite ist ein Weihnachtsduett mit Gesangskollegin Anna-Maria Zimmermann vom vergangenen Jahr. Seitdem war nichts mehr zu hören von ihm.
Dafür aber wieder vom Vater, der seit 2006 Opa von Achims Nachwuchs Giorgio Amadeo ist. Irgendwann überkam Remling beim Hören eines Blues-Stücks die alte Lust am Spielen, er erinnerte sich sehnsuchtsvoll an seine Lieblingsbands, an die Eagles beispielsweise. Also begann er zu singen. Erst allein, später mit seiner Frau, zuletzt mit einer Combo. Er sei halt durch und durch Musiker, und jede Minute im Studio mache gute Laune, begründet er den Neustart. Und dann sagt er noch: „Warum sollte man das lassen, wenn man es machen kann.“
Dass er mit den neuen Stücken nicht mehr an die früheren Erfolge wird anknüpfen können, schmerzt