Wenn Mönche morden
Die Welt schaut auf das Schicksal der Rohingya: Frauen, Männer und Kinder der muslimischen Minderheit werden verfolgt und ermordet – im Namen Buddhas. Wie passt das mit unserem Bild vom angeblich friedlichen Buddhismus zusammen?
Die Geschichten, die die Überlebenden im Elendslager von Cox’s Bazar erzählen, sind grausam. Sie handeln von Folter und Unterdrückung, von Massenvergewaltigungen, öffentlichen Erschießungen, von abgebrannten Dörfern und verschwundenen Familienangehörigen. 620000 Rohingya sind in den vergangenen drei Monaten über den Grenzfluss Naf aus ihrer Heimat Myanmar ins benachbarte Bangladesch geflüchtet. Frauen, Männer und Kinder der muslimischen Minderheit, die im Namen Buddhas verfolgt und ermordet werden.
Wie passt das zusammen? Diese furchtbaren Gräueltaten und der Buddhismus, der als friedlichste aller Weltreligionen angesehen wird? Der Begriff Buddhismus lässt in der westlichen Verklärung vor dem inneren Auge sofort einen kahl geschorenen, barfüßigen Mönch auftauchen, der in orangefarbener Kutte bettelnd durch die Dörfer zieht oder besonnen den Gong schlägt, um seine Mitbrüder zur Meditation zu rufen. Der Buddhismus gilt als die Weltanschauung des Friedens und der Toleranz, die sanfte DalaiLama-Religion mit einer Anhängerschar, die frei ist von Aggressionen, jede Kreatur beschützt, jeden lässt, wie er ist. Im Gegensatz zum Islam, der in der westlichen Welt oft mit Terror gleichgesetzt wird, mit Unterdrückung, Angst und Schrecken.
Im Rohingya-Konflikt, der seit Jahrzehnten schwelt und gerade wieder eskaliert ist, töten die Polizei und das Militär Myanmars im Namen der Religion – des Buddhismus. Die UN sprechen von „ethnischer Säuberung“, Menschenrechtsorganisationen von Völkermord.
Es gibt auch die intolerante Seite des Buddhismus. Fakt ist, dass die etwa eine Million Muslime im armen Bundesstaat Rakhine systematisch unterdrückt werden. Sie haben keine Staatsangehörigkeit, keine Rechte und ihr Besitz kann jederzeit beschlagnahmt werden. Denn in einem sind sich die 135 Ethnien, aus denen sich der Vielvölkerstaat Myanmar zusammensetzt, einig. Im Hass auf die Rohingya. Eine Minderheit, die britische Kolonialher- ren einst als billige Arbeitskräfte mit ins Land gebracht haben. Viele blicken mit einer fast rassistischen Verachtung auf sie hinab – auf die Außenseiter-Minderheit, die nicht nur anders glaubt und betet als die buddhistische Mehrheit, sondern mit ihrer dunkleren Hautfarbe auch anders aussieht.
Papst Franziskus hatte schon im August die Verfolgung der Rohingya scharf verurteilt. Bei seinem Besuch in Myanmar hat er in den vergangenen Tagen den Begriff Rohingya noch vermieden, der dort ein Politikum ist. Denn die Regierung Myanmars bestreitet, dass es sich bei den Rohingya um eine Volksgruppe handelt. Sie seien vielmehr illegale Einwanderer aus Bangladesch. In Bangladesch, der zweiten Station seiner Asienreise, traf Franziskus später auf drei Rohingya-Familien, die ihm von ihrem Leid und ihrer Not erzählten. „Die Anwesenheit Gottes trägt heute den Namen Rohingya“, sagte das katholische Kirchenoberhaupt gestern nach dem Treffen. Er forderte Hilfe für die bedrängte Minderheit: „Lasst uns weiter zusammenarbeiten, damit wir sicherstellen können, dass ihre Rechte anerkannt werden.“
Aussagen, die in Myanmar nicht gut ankommen dürften. Denn radikale buddhistische Mönche, die aus ihrem Glauben eine aggressive Nationalideologie gemacht haben, tun sich beim Hass auf die Rohingya besonders hervor. „Ultranationalistische Mönche säen seit Jahren Hass und Gewalt, durch Predigten, die Verbreitung von Schriften, CDs und soziale Netzwerke“, sagt Benedict Rogers, Myanmar-Experte der Menschenrechtsorganisation Christian Solidarity Worldwide.
Der Anführer jener ultranationalistischen Mönche ist der prominente Geistliche Ashin Wirathu. Er hat es 2013 als „Gesicht des buddhistischen Terrors“auf das Titelbild des Time-Magazins gebracht hat. Der 49-jährige Hardliner ist der Führer der rassistischen Gruppe „969“, benannt nach einer Zahl, die die Tugenden Buddhas symbolisieren soll. Der Menschenrechtsaktivist Maung Zarni aus Myanmar, der selbst Buddhist ist und das brutale Vorgehen der Armee gegen die Rohingya als Völkermord bezeichnet, nennt „969“eine „Neonazi-Bewegung“.
Mönch Wirathu, der gerne mit dunkler Sonnenbrille auftritt und wegen seiner Hasspredigten auf Muslime auch „Hitler Burmas“genannt wird, begründet seine Hetze mit der vermeintlich drohenden Islamisierung des zu 90 Prozent buddhistischen Myanmars. Er ruft die Buddhisten vor allem über soziale Medien auf, die Geschäfte der Muslime zu boykottieren und berichtet fast täglich von echten oder erfundenen Verbrechen, die Muslime angeblich begehen.
Die einstige Junta verurteilte den Mönch schon 2003 wegen anti-muslimischer Hetze zu 25 Jahren Haft, im Zuge einer Amnestie Anfang 2012 wurde er aber freigelassen. Er gilt seither als ideologischer Handlanger des Militärs und scharrt immer mehr Anhänger um sich.
Wie es mit den Rohingya in den Flüchtlingslagern im Süden Bangladeschs
Neue dramatische Entwicklungen in der Russland-Affäre setzen US-Präsident Donald Trump unter Druck. Sein früherer Sicherheitsberater Michael Flynn bekannte sich am Freitag vor Gericht schuldig, über seine Russland-Kontakte gelogen zu haben. Er kooperiert inzwischen mit dem Sonderermittler.
Aus den brisanten Aussagen Flynns geht hervor, dass er nicht eigenmächtig handelte, als er bereits vor Amtsantritt Trumps mit dem russischen Botschafter konferierte – andere hochrangige Mitarbeiter des Trump-Teams sollen involviert gewesen sein. Einer der namentlich in der Anklage nicht genannten Personen soll Trump-Schwiegersohn Jared Kushner gewesen sein. Er erkenne an, dass seine Aktivitäten „falsch waren“und übernehme die „volle Verantwortung“, erklärte Flynn. Ihm droht wegen seiner Falschaussagen gegenüber Ermittlern der Bundespolizei FBI eine Haftstrafe von bis zu fünf Jahren. Wegen seines Schuldbekenntnisses und seiner Kooperation kann er jedoch auf Strafmilderung hoffen.
Das Weiße Haus hob hervor, dass Flynn ausschließlich eigenes Fehlverhalten zugegeben und dabei niemand Anderen belastet habe. Allerdings machte Flynn durchaus Aussagen, die für die Trump-Regierung potenziell brandgefährlich sind. Demnach erfolgte Flynns Kontaktaufnahme mit dem damaligen russischen Botschafter Sergej Kisljak am 22. Dezember auf Anweisung eines „sehr hohen Verantwortlichen“des Trump-Teams.