Ina Müller weiß, was sie kann
Sie singt, witzelt und provoziert: Die 52-Jährige erweist sich in der Arena als große Entertainerin. Mit nur einer kleinen Schwäche
Sie rennt, sie schnattert stakkatoartig, sie keucht und prustet, sie provoziert, sie macht sich lustig, sie reiht einen Gag an den anderen – und das alles fast in einem Atemzug. Zwischendurch singt sie auch begleitet von ihrer fünfköpfigen Band und zwei Backgroundsängerinnen, dann durchaus anrührend. Ina Müller packt in der dreiviertelvollen Ratiopharm-Arena alles aus, was sie drauf hat. Und das ist unheimlich viel. Nicht umsonst hat sie ihre eigene TV-Show („Inas Nacht“) und schon Echos, den deutschen Fernseh- und Comedypreis sowie den Grimmepreis gewonnen. Sie ist ein Multitalent wie kaum eine andere.
„Ich bin die“, heißt das bislang letzte Album der Norddeutschen, das im Oktober 2016 auf den Markt gekommen und mit dem sie noch auf Tournee ist. Ihr Auftritt in NeuUlm – wie sicher zuvor auch andernorts – ist eigentlich kein richtiges Konzert. Müller ist eben nicht nur eine ausdrucksstarke Sängerin, sondern auch eine blendende Entertainerin, die kein Blatt vor den Mund nimmt. Sie strotzt auf der Bühne vor Selbstbewusstsein, sie ist gewitzt, wortgewandt und mitunter aggressiv, ohne dabei die Grenzen zu überschreiten. Man hat stets das Gefühl, sie ist einfach sie selbst, mit allen Facetten.
Sie erzählt in den langen Pausen zwischen den Musikstücken pausenlos Geschichten, Anekdoten aus ihrer Jugend („Wenn ich niesen musste, sagte mein Opa immer, ich solle die Augen schließen, sonst flögen sie raus und das habe ich geglaubt, bis ich Mitte 20 war“). Sie lässt die Gags fast überschlagen vor Freude und nimmt (fast) alles und jeden aufs Korn, insbesondere die Männer, die sie doch eigentlich mag: hörer, gibt sich hautnah und leutselig („Schön hier, es gibt keine Assis, ihr könntet alle meine Familie sein“), spielt mit dem Publikum – und das Publikum spielt mit. Manch einer fragt sich: Wie macht das Ina Müller nur? Ohne Rast unterwegs, Grimassen schneiden, Storys in die Menge wie Maschinengewehrsalven streuen, ohne Punkt und Komma reden, die Geschichten auf den Punkt bringen, ohne sich zu verhaspeln, alles mit unendlich viel Power und Enthusiasmus. Das kann man nicht lernen, das muss man intus haben.
Natürlich, die Zusammenhänge zwischen ihren Sprechtiraden und ihren Songs sind nicht immer so ganz erkennbar. Erst zieht sie über Frauen her, die sich zu dick finden und sich in Quetschwäsche pressen, dann singt sie mit ihrer markanten Stimme empfindsam von Liebe, Beziehungsproblemen oder vom fragwürdigen eigenen Kinderwunsch: „Wie Du wohl wärst …, aber alles ist gut so, wie es ist.“Da rührt sie das Publikum, lässt es aber nicht in Frieden. Kaum, dass der letzte Ton des Songs verklungen ist, geht es weiter. Auch wenn Trump und Erdogan am Rande die Leviten gelesen bekommen, wird Ina Müller kaum politisch. Sie redet von den kleinen, aber doch wichtigen Dingen des Lebens, von ihren Gefühlen, erzählt auf ihre eigene schnoddrige Art alle möglichen Alltagsgeschichten und kennt auch beim Thema Sex keinerlei Tabu. Schade nur, dass Müller, die ihre Karriere 1994 als Kabarettistin begann, immer mal wieder in die einfache Comedy abgleitet, in der „Scheiße“oder „Arsch“zu den Lieblingswörtern der Kollegen zählen.
Trotzdem: Die Besucher kommen auf ihre Kosten, sind nach 165 Minuten Show am Ende ob der Fülle der Witzchen und Geschichtchen vielleicht sogar etwas überfordert. In der Zugabe dann endlich der Song „Ich bin die“, aber nur zwei Zeilen aus dem Text. Was sollte Ina Müller noch weiter singen? Auch die Besucher wissen spätestens nach diesem Abend, wer sie ist: Eine Frau, die weiß, was sie will und was sie kann. Und es auch tut.
Manche träumen schon als Kinder davon, dem Traumpartner das Ja-Wort in einem Märchenschloss zu geben. Damit Brautpaare diese romantische Vorstellung in die Tat umsetzen können, bietet die Stadt Illertissen seit 2015 Trauungen im Vöhlinschloss an. Damit ist nun Schluss: Ab dem kommenden Jahr wird es keine Hochzeitszeremonien im Illertisser Wahrzeichen mehr geben. Dies teilte Klaus Herrmann, der Leiter des Standesamts, kürzlich in einer Sitzung des Stadtrats mit. Der Grund: Die Nachfrage ist zu gering – und kommt von den falschen Paaren.
Man habe die Trauungen im Schloss damals aber vor allem für die Illertisser anbieten wollen, sagt Herrmann auf Anfrage unserer Zei- tung. Die meisten Bräute und Bräutigame aus der Vöhlinstadt lassen die Offerte jedoch links liegen. Die Zahlen sprechen für sich – oder eben dagegen: Im Jahr 2016 haben die Mitarbeiter des Standesamts 123 Paare getraut, zehn davon im Schloss. Und von diesen waren acht nicht aus Illertissen. Dieses Jahr haben bislang 95 Zeremonien stattgefunden, neun davon im Schloss, davon wiederum sechs mit Auswärtigen. „Das passt von der Relation her nicht“, sagt Herrmann. Der personelle Aufwand, den das Amt für Trauungen im Schloss betreiben muss, stehe in keinem Verhältnis zu der kleinen Nachfrage. Für eine Zeremonie im Barocksaal müsse einer der drei Standesbeamten insgesamt etwa zwei Stunden Zeit einplanen.
Im Rathaus sei das alles weniger aufwendig – und trotzdem schön: Herrmann zufolge wüssten viele Illertisser um das schmucke Trauzimmer. Mit seinen Schnitzereien gehöre der Raum durchaus zu den repräsentativeren in der Region. Und dann ist da noch die Sache mit dem Preis. Wer sich im Trauzimmer das Ja-Wort gibt, muss dafür eine Gebühr von 50 Euro bezahlen. Im Barocksaal ist das Heiraten ungleich teurer: 180 Euro wurden dann fällig, dazu kam eine Kaution. Hintergrund ist, dass die Stadt die Räume vom Heimatverein mieten muss. Oder besser: Musste. Denn die Ära der Hochzeitszeremonien im Schloss ist bereits vorüber. Bis zum Jahreswechsel sind keine weiteren Trauungen vorgesehen. (caj)