1:0 für den Fluchhafen
Als Journalist habe ich ein Faible für mehrdeutige Überschriften. Früher habe ich solche sogar gesammelt und auf dem Computer gespeichert. Als ich sie später las, wusste ich oft nicht, über was da wohl berichtet worden sein mag.
Spiegel.de schlagzeilte kürzlich: „Ex Tillerson“. Eine Überschrift, wie ich sie liebe. Würde ich sie in einem Jahr lesen, hätte ich aber vermutlich keine Ahnung mehr, dass es in dem dazu gehörenden Bericht um US-Außenminister Rex Tillerson ging, den US-Präsident Donald Trump entlassen wolle. Merke: Überschriften sind eine Sache des Moments. Sie funktionieren nur, wenn der Leser Vorwissen hat und sie in einen Kontext stellen kann. Zumindest wenn es um nicht rein sachliche Zeilen geht wie: „Jemens Ex-Präsident Saleh ist tot“.
Der Verein Deutsche Sprache (VDS) kürt seit sieben Jahren die „Schlagzeile des Jahres“– und rettet sie damit über ihren Erscheinungstag hinweg. Die Aktion „will Zeitungsmacher für zwei Eigenschaften auszeichnen. Einmal dafür, dass sie das Wesentliche eines Beitrags in wenigen Worten zusammenfassen, und zweitens für ihre kreative Nutzung des wortspielerischen Reichtums, über den die deutsche Sprache nicht weniger als andere verfügt“. Die „Schlagzeile des Jahres 2017“haben sich die Kollegen der Süddeutschen Zeitung ausgedacht – nach Ansicht der VDS-Jury aus Wissenschaftlern und Journalisten. Sie erschien am Tag nach der Bundestagswahl am 25. September und lautete: „1:0 verloren“. „Gibt es eine treffendere Zusammenfassung dieses für Angela Merkel so zweideutigen Wahlerfolgs?“, fragte der VDS rhetorisch.
Interessant ist auch der Blick auf die Liste der zuvor Geehrten. 2010 siegte Die Zeit mit: „Krieger, denk mal!“Es ging darum, ob Deutschland einen Nationalen Sicherheitsrat brauche. Etwas gemein geriet die „Schlagzeile des Jahres 2011“: „Brüderle bei Ehrlichkeit ertappt“. Ich kann mich nicht entsinnen, was der Anlass dazu war. Der VDS schrieb jedenfalls, dass die taz damit „die Schlitzohrigkeit dieses bekannten FDP-Politikers präzise auf den Punkt“gebracht habe.
Noch heute verständlich ist die 2014 ausgezeichnete Zeile der Frankfurter Allgemeinen Zeitung: „Fluchhafen Berlin“. Ob der BER (unser Foto) jemals eröffnet wird?
Filme und Serien mit Raucher-Szenen sollten nach Ansicht der Deutschen Krebshilfe ins Nachtprogramm der TV-Sender verbannt werden. Besonders beunruhigend sei, dass häufig schon im Nachmittags- und Vorabendprogramm geraucht werde, sagte der Vorstandschef der Krebshilfe, Gerd Nettekoven. Zu dieser Zeit schauten oft Kinder zu, etwa die ARD-Serie „Lindenstraße“: In der werde Rauchen sogar positiv dargestellt, sagte er. Der Kieler Suchtexperte Reiner Hanewinkel hatte dieses Jahr 81 Kinofilme untersuchen lassen, die für den Deutschen Filmpreis Lola und den Oscar eingereicht wurden: In 60 Filmen sei geraucht worden.