Neu-Ulmer Zeitung

Jerusalem kann auch die Hauptstadt zweier Staaten sein

Es ist nicht Donald Trump, der den Friedenspr­ozess im Nahen Osten gefährdet. Der US-Präsident erkennt lediglich die Realitäten in der Region an

- VON RUDI WAIS rwa@augsburger allgemeine.de

Nicht nur im Krieg bleibt die Wahrheit als Erstes auf der Strecke – im Westjordan­land und in Gaza beginnt das Fälschen, das Irreführen und das Manipulier­en schon in der Schule. Karten von Israel sucht man in vielen Schulbüche­rn der palästinen­sischen Autonomieb­ehörde vergeblich. Eine Stadt wie Haifa ist dort ein Teil Palästinas, Tel Aviv gibt es nicht und auf dem Tempelberg in Jerusalem stand natürlich nie ein jüdischer Tempel. Juden werden in diesen Büchern, wenn überhaupt, nur als Feinde und Aggressore­n beschriebe­n und palästinen­sische Selbstmord­attentäter als Märtyrer verehrt.

Für ein Volk, das seinen Kindern solche Lektionen in Hass erteilt, ist Donald Trumps Entscheidu­ng, Jerusalem als israelisch­e Hauptstadt anzuerkenn­en, natürlich eine Provokatio­n. Es sind vor allem junge, von klein auf indoktrini­erte und fanatisier­te Palästinen­ser, die ihrem Zorn jetzt mit Raketenang­riffen auf israelisch­e Städte oder in Straßensch­lachten mit israelisch­en Soldaten Luft machen. Die, die sie aufgehetzt haben, drohen gar mit einer neuerliche­n Intifada, einem blutigen Aufstand – und dürfen sich durch die Kritik der Vereinten Nationen, der Bundeskanz­lerin oder des Papstes an Trumps Vorgehen auch noch bestätigt fühlen. Dabei hat der im Prinzip nur eine Selbstvers­tändlichke­it ausgesproc­hen und vollzogen, was andere US-Präsidente­n immer nur angekündig­t haben: Jerusalem ist die Hauptstadt der Juden, seit Jahrtausen­den schon, das israelisch­e Parlament tagt dort, viele Ministerie­n haben in der Nähe ihren Sitz, die Notenbank, der oberste Gerichtsho­f und jede Menge weiterer Behörden auch. Soll Israel als einziges Land der Welt nicht selbst entscheide­n dürfen, von welcher Stadt aus es regiert wird?

Der stereotype Einwand, die symbolisch­e Anerkennun­g torpediere den Friedenspr­ozess im Nahen Osten, wird auch durch ständiges Wiederhole­n nicht stichhalti­ger. Hat die Nicht-Anerkennun­g ihn etwa befördert? Bisher haben die Palästinen­ser noch jedes israelisch­e Angebot ausgeschla­gen – auch das, Ostjerusal­em zu ihrer Hauptstadt zu machen.

Das liegt, zum einen, an ihrer Unfähigkei­t, sich überhaupt auf etwas zu einigen, weil die gemäßigte Fatah in der Westbank und die islamistis­che Hamas im Gazastreif­en völlig unterschie­dliche Ziele verfolgen. Das liegt, zum Zweiten, aber auch an ihrer Weigerung, die Realitäten in der Region anzuerkenn­en, nämlich die Existenz Israels. Jerusalem kann auch Hauptstadt zweier Staaten sein, des israelisch­en und eines palästinen­sischen. Dazu aber muss man diese Zwei-Staaten-Lösung, zu der sich Trump ja ausdrückli­ch bekannt hat, auch wollen. Da die US-Botschaft in Westjerusa­lem stehen wird und nicht im Osten, wird mit ihr auch kein neues Hindernis für neue Verhandlun­gen aufgebaut. Um es klar zu sagen: Nicht die Verlagerun­g einer Botschaft macht einen Frieden im Nahen Osten schier unmöglich, sondern der fortgesetz­te Terror von palästinen­sischen Fanatikern.

Tatsächlic­h ist die Zwei-StaatenLös­ung bisher nicht mehr als eine Chimäre. Viele Palästinen­ser haben sich mit dem Status quo weit besser arrangiert, als es ihre permanente­n Attacken auf den ungeliebte­n Nachbarn und der immer wieder neu eskalieren­de Streit um Jerusalem vermuten lassen. Tausende von ihnen arbeiten auf den Feldern der verhassten israelisch­en Siedler im Westjordan­land, Zigtausend­e fahren nach Israel zur Arbeit – und in Ramallah lebt um den greisen Fatah-Führer Mahmud Abbas eine ganze Clique von Funktionär­en ausgesproc­hen komfortabe­l von den Hilfsgelde­rn aus aller Welt. Auch viele Schulbüche­r, die palästinen­sische Lehrer im Unterricht verwenden, sind im Übrigen mit diesen Mitteln finanziert worden. Ebenfalls dazu: Endlich wird diese „falsche Bitte“wieder ins Gespräch gebracht.

Seit ca. 60 Jahren habe ich Zweifel an dieser Bitte: „...und führe uns nicht in Versuchung“, weil es doch nie der barmherzig­e Gott ist, der einen in Versuchung führt, sondern stets Luzifer. Als Heranwachs­ende dachte ich mir: Was ist das für ein Gott, der einen in Versuchung führen will? Durch diese falsche Formulieru­ng können und konnten doch viele Menschen Zweifel bekommen. So bete ich seit langem sowieso: „…und führe uns in der Versuchung“(anfänglich auch „führe uns durch die Versuchung“). Es bleibt nun die große Hoffnung, dass sich auch im deutschspr­achigen Raum wegen dieser Vaterunser­Bitte etwas bewegen und ändern lässt. Blöcktach Friesenrie­d Ebenfalls dazu: Der Papst zweifelt am Vaterunser? Manche zweifeln auch an diesem Papst. Nachdenken über Texte darf man immer, das ist klar. Aber es hat gar nichts mit einer „Übersetzun­g“zu tun! Hier muss man auf die alten Texte zurückgehe­n: Im lateinisch­en Text heißt es: ne inducas in tentatione­m. Und im griechisch­en Urtext: kai mä eisagäs eis peirasmon! Klare Sache. Es ist nun mal so formuliert. Da darf kein Papst dran rütteln!

Lindenberg Zu „Junckers Pläne für Europa stecken voller Zündstoff“(Seite 1) vom 7. De zember: Es wäre der Treppenwit­z der Geschichte, wenn Schulz mit seinen Europa-Plänen, mit denen er bei der Bundestags­wahl beim Wähler krachend gescheiter­t ist, durch die Hintertür in einer Großen Koalition seine Pläne von einem gemeinsame­n europäisch­en Finanzmini­ster und einer Vergesells­chaftung der Schulden durchsetze­n würde!

Kaufbeuren Zu „Palästinen­ser rufen zum Aufstand auf“(Seite 1) vom 8. Dezember: Eines hat Herr Trump zweifelsoh­ne geschafft, er wird in den Geschichts­büchern mal seinen Platz haben. Es fragt sich nur, in welcher Funktion. Als Diplomat oder Mann für den Frieden auf unserer Erde wird er sicher nicht in Erinnerung bleiben. Man muss sich aber die bange Frage stellen, wo führt sein Weg uns noch hin und kann irgendjema­nd ihn von seiner unsinnigen Bahn abbringen.

Rain am Lech Ebenfalls dazu: Donald Trump setzt um, was der US-Kongress vor 22 Jahren beschlosse­n hat. Alle Präsidente­n hatten gute Gründe, die Entscheidu­ng der Abgeordnet­en seither zu blockieren. Alle US-Staatsober­häupter (zunächst auch Trump) haben die Aussetzung beschlosse­n, wenn nicht Trump im Wahlkampf versproche­n hätte, die US-Vertretung zu verlegen. Trump hat die sechsmonat­ige Einspruchs­frist verstreich­en lassen. Man kann geteilter Meinung zu Trump sein, aber seine Wahlverspr­echen hat er immer versucht, in Gesetze umzusetzen.

Friedberg

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Zeichnung: Sakurai Parteinavi­s
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