Ein Indianer kennt keinen Schmerz
Leiden Männer Höllenqualen bei Erkältung oder Grippe? Die Medizin streitet. Einige glauben, sie wollen nur einfach mehr getröstet werden
Verstopfte Nase? Schwere Entzündung der Nebenhöhlen. Husten? Vermutlich Tuberkulose. Fieber? Malaria! So scheint zumindest in der Herrenwelt die gängige Diagnose bei einer ganz normalen Erkältung zu sein. Der quälend wirkende Männerschnupfen – oder in seiner schlimmsten Form, die Männergrippe – sorgt in der Frauenwelt meist nur für genervtes Augenrollen. Doch was ist dran am Männerschnupfen? Werden Männer öfter und stärker krank als Frauen?
Dazu gibt es in der Medizin unterschiedliche Auffassungen. Für die Männerwelt bricht ausgerechnet eine Frau die Lanze. Beatrix Grubeck-Loebenstein ist Immunologin an der Universität Innsbruck. Und für sie steht fest: Männer werden häufiger krank als Frauen. Gegenüber Pressevertretern erklärte sie kürzlich: „Grob vereinfacht lässt sich feststellen, dass Männer durch die Unterschiede in der Immunantwort häufiger krank werden können als Frauen.“Auch eine aktuelle Studie scheint dies zu bestätigen: Demnach erkranken in Europa Männer ihrem Körper“, erklärt Kuhn. Männer würden hingegen gesundheitliche Probleme verdrängen, seien verkrampft und auch ein wenig irrational. Das erlebe er auch in der eigenen Klinik. Zum Beispiel würden Frauen zu 50 Prozent häufiger an der Darmkrebsvorsorge teilnehmen. Auch was die Intensität oder das Leiden angeht, sieht Kuhn bei einer Erkältung oder der Grippe keine Unterschiede: „Bei einem ordentlichen Rotz gibt es zwischen Männern und Frauen keinen Unterschied. Es geht den Männern auch nicht schlechter als Frauen.“
Generell sollten nach Ansicht des Experten „Allerweltsphänomene“wie die Erkältung nicht hochstilisiert werden. Wenn also jemanden eine fiese Erkältung oder die Grippe erwischt, muss man nicht sofort ins Krankenhaus rennen: „Sie glauben gar nicht, wie viele Menschen um Mitternacht in die Notaufnahme kommen und sagen ,Ich hab’ so Halsweh’“, erzählt Kuhn mit einem heftigen Kopfschütteln. Und das betrifft nicht nur die Herren der Schöpfung. Er mahnt daher einen rationaleren Umgang mit Erkrankungen Bei Verdacht auf Infektionskrankheiten oder Mangelzustände kann ein großes Blutbild Klarheit schaffen. Darüber informiert die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (Degam). Was beim großen Blutbild untersucht wird, variiert je nach der speziellen Fragestellung. Während ein kleines Blutbild hauptsächlich die Zahl und Gestalt der Blutzellen erfasst, werden beim Differenzialblutbild zusätzlich die verschiedenen Typen der weißen Blutkörperchen untersucht. Unter dem großen Blutbild verstehen die meisten eine ausgedehntere Untersuchung, die auch Blut-Serumwerte einschließt. Dadurch kann der Arzt beispielsweise Hinweise auf eine Nieren-, Schilddrüsenfehlfunktion oder Lebererkrankung identifizieren. Zudem können dabei Werte bestimmt werden, die über Mineralstoffe, Fette, Eiweiße, Vitamine und viele andere Bestandteile im Blut Auskunft geben. Das kleine und große Blutbild gehören in der Regel nicht zur Routineuntersuchung, erklärt die Degam-Präsidentin, Prof. Erika Baum. Allerdings haben gesetzlich Versicherte ab 35 Jahren in jedem zweiten Kalenderjahr Anspruch auf eine Gesundheitsuntersuchung, bei der immer die Cholesterinund Zucker-Werte im Blut gemessen werden.