Neu-Ulmer Zeitung

Wie Weihnachte­n im Gefängnis gefeiert wird

- VON DAGMAR HUB redaktion@illertisse­r zeitung.de

Weihnachte­n ist das Fest, das die meisten zusammen mit der Familie feiern. Doch nicht alle können den 24. Dezember mit ihren Lieben verbringen. Unsere Zeitung porträtier­t Menschen, die an Heiligaben­d arbeiten – oder aus persönlich­en Gründen nicht bei der Familie sind. Am Heiligen Abend nicht zu Hause zu sein, das war Gebhard H. (Name geändert) aus seinem früheren Leben gewohnt. Er arbeitete im Schichtdie­nst und ließ sich gern zugunsten von Kollegen mit kleinen Kindern für die Schicht am 24. Dezember einteilen. An Heiligaben­d 2017 wird er einmal mehr nicht zu Hause sein – diesmal aber aus einem anderen Grund: Gebhard H. hat vor einiger Zeit den Fehler seines Lebens begangen, wie er sagt. Und dafür wurde er zu einer Haftstrafe verurteilt. Er wird Weihnachte­n in der Justizvoll­zugsanstal­t Ulm verbringen. Sein früheres, bürgerlich­es Leben ist zerstört. Dass er zu Recht bestraft wurde, betont er selbst. „Bestraft ist aber auch meine Frau, und sie kann nichts dafür“, sagt der Mann. Für sie tut es ihm am meisten leid. Tränen stehen bei diesen Worten in seinen Augen.

Wie dieser Heilige Abend sein wird? Den Ablauf hat sich Gebhard H. erzählen lassen: Nach einem Gottesdien­st, den Seelsorger­in Annette Roser-Köpf halten wird, gibt es Musik, Kaffee, Gebäck und identische Päckchen für alle. Sie enthalten unter anderem Stollen, Kaffee, Tabak und Schokolade. Ob jemand katholisch, evangelisc­h, Muslim oder Atheist ist – jeder wird gleich beschenkt.

„Dass meine Frau zu mir hält, dafür bin ich von ganzem Herzen dankbar“, sagt Gebhard H. „Ich glaube, das alles würde mich mehr beuteln, wenn ich es nicht durch den Schichtdie­nst früher erlebt hätte, an Heiligaben­d nicht zu Hause zu sein.“In seinem ehemaligen Leben, wie er hinzufügt. „Aber das behaupte ich jetzt ... Am 24. Dezember sieht das vielleicht anders aus.“

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Foto: Dagmar Hub Weihnachte­n wird auch hinter diesem Tor gefeiert.

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