Zu viele Wohnungen für Familien?
Nach Meinung eines Experten plant Ulm nicht richtig für alle Bevölkerungsgruppen. Das könnte bald die Preise auf dem überhitzten Markt wieder drücken
dichte der sogenannten Altersremanenz wegen schon nach einer Generation halbieren, eine weitere später noch mehr reduzieren wird. Eine Tendenz, die bereits zu beobachten sei.
Gleichzeitig würden viele der in den Siedlungen verbleibenden Senioren gerne in altersgerechte Wohnungen umziehen, fänden indes kein adäquates Angebot in Ortskernen oder Innenstädten. Zum einen aufgrund des Mangels, zum anderen, weil Erlöse älterer Immobilien zum Erwerb von Seniorenwohnungen oft nicht ausreichten.
„Die geburtenstarken Jahrgänge bestimmen die Entwicklung“, hat der 57-Jährige festgestellt. Was im Umkehrschluss freilich auch heißt: „Die Zielgruppe der bauwilligen 30- bis 45-Jährigen wird stetig weniger, selbst wenn die Einwohnerzahl noch zunehmen sollte.“Als Folge des „Pillenknicks“nämlich und an der Geburtenrate seit Jahrzehnten unschwer abzulesen.
Auch die Zahl der jungen Familien sinke verglichen mit der Entwicklung der Gesamtbevölkerung schneller. Vielmehr prägen Flaig zufolge Single-Haushalte den Wohnungsmarkt. In Stuttgart etwa entfallen darauf bereits 51 Prozent.
Wohl bevölkern nach seinen Zahlen Ulm als Universitätsstadt überdurchschnittlich viele jüngere Menschen, „aber sie werden ja nicht unbedingt bleiben“. Und wenn doch, so der Experte, „dann fehlen sie auf dem Land oder in kleineren Städten“. Weshalb er annimmt: „Schon bald wird es in Ulm mehr potenzielle Familienwohnungen geben als potenzielle Nachfrage.“Sinkende Immobilienpreise seien die Folge.
Andererseits fehlten Angebote für Senioren, sozial Schwache und Studierende. „Sie werden nur am Rande bedient“, so Stefan Flaig.
Allerdings wird der Immobilienmarkt im Raum Ulm auch durch weitere Faktoren speziell geprägt, wie der lebhaften Diskussion nach dem Vortrag zu entnehmen war. „Widerspruch an vielen Stellen“, meldete indes nur Ulms Baubürgermeister Tim von Winning an. Hohe Wanderungsbewegungen aus anderen Teilen der Republik drücken demnach auf den Wohnungsmarkt, „stärker als die Flüchtlinge“.
Ein „schwieriges Spannungsfeld“resultierte zudem aus dem ungewöhnlichen Verhältnis von Einwohnerzahl und Arbeitsplätzen: „Wir haben eins zu eins, normal sind zwei Drittel.“
Und von Winning unterstrich den Vorrang der Innenentwicklung, befand aber zu Neubaugebieten am Stadtrand und in den dörflich geprägten Vororten: „So lange die Gesamtkosten des Autoverkehrs solidarisiert werden, werden wir diese Siedlungsformen haben.“Nachteilig indes seien dabei überdurchschnittlich hohe Kosten für den ÖPNV und den Straßenunterhalt in Gebieten mit geringerer Bevölkerungsdichte.
Weitgehend unstrittig waren derweil Stefan Flaigs weitere Vorschläge an die Adresse der Kommunen: Die Wohnungsnachfrage junger Familien auf den Bestand zu lenken, altersgerechten Wohnraum verstärkt zu fördern und Grundstücke verstärkt im Erbbaurecht bebauen zu lassen. „Das schafft preiswerten Wohnraum“, argumentiert der Stuttgarter Fachmann, „denn die eigentlichen Baukosten sind fast überall gleich“.
Besonders wichtig aus seiner Sicht: „Die Kommunen müssen ihre Planungen nach Zielgruppen differenzieren, abgestimmt auf Familien, Senioren, Studierende und alle weiteren.“Man könne gegensteuern, ist Flaig überzeugt, der demografische Wandel sei zwar keine Katastrophe. „Aber er ist schon eine Herausforderung, der wir uns besser jetzt stellen, bevor sie uns überfällt.“ Wie hängt der Rückgang des Tausende von Kilometern entfernten arktischen Eises mit unserem Wettergeschehen zusammen? Wird es deshalb in der Zukunft möglicherweise mehr Unwetter, Hochwasserlagen und Dürren geben und ist Kohlendioxid wirklich ein Klimakiller? Viele überraschende Antworten gibt der Meteorologe und Fernsehmoderator Sven Plöger in seinem Vortrag „Klimawandel – gute Aussichten für morgen!?“am Dienstag, 12. Dezember. Beginn ist um 20 Uhr im evangelischen Gemeindehaus, Meisenweg 12, in Neu-Ulm. Die Multivisionsschau findet im Rahmen des Sektionsabends des Deutschen Alpenvereins statt. Gäste sind willkommen. (az)