Warum Großprojekte in Deutschland so teuer werden
Ob Stuttgart 21, Berliner Flughafen oder Elbphilharmonie: Mega-Vorhaben kosten deutlich mehr und werden zu spät fertig. Die Wurzel des Übels liegt in der Politik
In Stuttgart nennen Bürger den Juchtenkäfer lustig „Juchti“. Das possierliche Tier, wie Loriot sagen würde, ist zum Symbol für einen planerischen Albtraum geworden: Denn das Bahn-Projekt Stuttgart 21 läuft wie andere MegaVorhaben (Berliner Flughafen, Elbphilharmonie) in puncto Kosten und Zeitrahmen völlig aus dem Ruder. Dazu hat „Juchti“nur einen possierlichen Beitrag geleistet.
Denn weil Bäume, die für das Überleben des Käfers wichtig sind, nicht gefällt werden dürfen, muss das Terrain zum Teil teuer umgangen werden. Alles für den von der EU geschützten „Juchti“. Angesichts der unglaublichen Preisexplosion kann der Stuttgarter Chaos-Faktor „Käfer“fast schon vernachlässigt werden. Denn Ende der 90er Jahre hatten Bahn-Manager noch versprochen, das Projekt eines Tiefbahnhofs sei bei rund 2,5 Milliarden Euro zu veranschlagen. Mit immer neu auftauchenden Risiken und Planungsfehlern wurde das Desaster unübersehbar: Stuttgart 21 futterte sich wohl über sieben Milliarden auf die Hüften – ein Fiasko, das eine verheerende Dimension erreicht hat wie der Berliner Flughafen.
Woran liegt das? Warum fahren in einem wirtschaftlich erfolgreichen Land wie Deutschland Großprojekte an die Wand? Und das, obwohl hierzulande etwa weltweit gefragte Tunnel-Bohrmaschinen (Herrenknecht), Autos (Daimler & Co.) und Flugzeuge (Airbus) gebaut werden. Ein schwer aufzulösender Widerspruch. Aber die Sache lässt sich doch aufklären und offenbart eklatante Defizite in Planungsprozessen. Dass dieses Phänomen nicht auf Deutschland beschränkt ist, konnte der dänische Wirtschaftswissenschaftler Bent Flyvbjerg nachweisen. Demnach fallen bei neun von zehn großen Infrastruktur-Vorhaben die Kosten weit höher als geplant aus. Der in Oxford lehrende Forscher stellt dabei die provokante, aber doch leicht nachvollziehbare These auf, dass am Anfang der meisten MegaProjekte eine Lüge steht. Wer etwa den Fall „Stuttgart 21“von Anfang an verfolgt hat, kann dem Dänen schwerlich widersprechen.
Denn die irrwitzige Idee, aus einem Kopf- einen monströsen Tiefbahnhof zu machen, und das für eine Stadt, die nicht Berlin oder Paris ist, war Ausfluss politischer und unternehmerischer Geltungssucht.
Um das Projekt durchzusetzen, wurden die Kosten wie beim Berliner Flughafen und der Elbphilharmonie viel zu niedrig angesetzt. Hierbei handelt es sich um das Grundübel: Politiker wollen dem Wähler nicht die wahren Belastungen auftischen, weil sie befürchten, sonst abgestraft zu werden. Flyvbjerg schreibt deshalb in Anspielung an Darwin vom „Survival of the Unfittest“. Er meint damit, gerade unwirtschaftliche Projekte würden weiter gebaut. Denn irgendwann ist der Druck so groß, dass sich Politiker und Manager wie bei der Bahn nicht mehr trauen, ein Vorhaben zu beerdigen. Dabei wäre ein Teilbegräbnis für Stuttgart 21 die wirtschaftlich sinnvollste Lösung, besteht doch die Gefahr, dass das Projekt noch teurer wird. Es ist also an der Zeit, die Notbremse zu ziehen und lieber einen neuen Kopf- als das Milliardengrab Tiefbahnhof weiterzubauen.
So souverän sind die Verantwortlichen meist nicht. Sie haben sich verrannt und treiben die Misere dann auf die Spitze: Wie der Berliner Flughafen zeigt, steigen durch politische Eingriffe über die Jahre die Kosten an. Professor Werner Rothengatter sieht das als zweites Übel nach der am Anfang stehenden Kosten-Schönrederei an. Wenn dann in den Aufsichtsräten auch noch Politiker sitzen, fehlt meist eine scharfe Kontrolle. Genau diese wäre aber notwendig, um im Sinn von Steuerzahlern teure Planungskatastrophen zu verhindern. Ebenfalls dazu: Endlich einmal eine sachliche Stellungnahme zu dem Thema! Jede souveräne Nation hat das Recht, seine Hauptstadt selbst zu bestimmen. Vor allem aber: Die lautstarken Palästinenser erkennen ebenso wie der Iran das Existenzrecht Israels bis dato nicht an und wollen das Land von der Landkarte löschen. Erstaunlich ist allerdings für mich, dass eine deutsche Regierung mit dem Rucksack voller schwerwiegender Altlasten gegenüber dem jüdischen Volk hier nicht genauso klar Stellung bezieht wie der Autor. Gut, dass es in der Redaktion Ihrer Zeitung nach wie vor Schreiber gibt, die sich nicht vom medialen Mainstream beeinflussen lassen.
Bad Wörishofen Ebenfalls dazu: Der Leitartikel von Rudi Wais ist mit der Schulnote 1 zu bewerten. Endlich mal jemand, der den Mut hat, unliebsame Wahrheiten auszusprechen. Solange sich die Fatah und die Hamas nicht auf eine gemeinsame Regierung und die Anerkennung Israels einigen, wird es keinen dauerhaften Frieden geben.
Günzburg Ebenfalls dazu: Die Palästinenser sollen also die „Realitäten in der Region“anerkennen; dafür spricht manches, obwohl auch manches in diesem Beitrag zu kommentieren wäre. Wie aber ist es mit den Realitäten auf der Krim? Augsburg Zum Interview „Am wichtigsten ist die Glaubwürdigkeit“(Bayern) vom 12. Dezember: Zu Markus Söder fallen mir spontan mehrere Dinge ein. Erstens: Der Mann hatte als Jugendlicher ein Poster von Franz Josef Strauß über seinem Bett hängen. Zweitens: Söder hatte als bayerischer Finanzminister die völlig unnötige Privatisierung von rund 33 000 Wohnungen aus Landesbesitz zu verantworten. Drittens: Als Heimatminister trägt er derzeit maßgeblich dazu bei, das Riedberger Horn zu verramschen. Viertens: Der größte Fan von Markus Söder heißt sehr wahrscheinlich Markus Söder. Ich hoffe inständig, dass Frau Aigner noch ein Ass im Ärmel hat.
Stadtbergen Zu „Die ewige Baustelle“(Wirtschaft) vom 12. Dezember: Da jetzt schon feststeht, dass der „Fluchhafen“BER viel zu klein geplant wurde, schlage ich vor, anstelle des nun für 2019 geplanten Eröffnungstermins den Zeitpunkt zum Beginn des Abbaues zu verkünden. Begründung: Nach bereits elfjähriger Bauzeit ist die Anlage mittlerweile dermaßen renovierungsbedürftig, dass die Aufwendungen für die notwendigen umfangreichen Erweiterungs- und Nachbesserungsarbeiten die Kosten für die Demontage des Monstrums wesentlich übersteigen würden, obwohl darauf noch kein einziger Flieger gestartet oder gelandet ist. Kirchdorf