Wie ein „Investor“ein beliebtes Skigebiet lahmlegt
Schweizer versprach 80 Millionen Euro am Grünten. Doch jetzt steht alles still
Er ist bekannt als der „Wächter des Allgäus“, weil er – wenn man von Norden ins Oberallgäu kommt – der erste richtige Berg am Rande des Illertals ist: der 1738 Meter hohe Grünten mit dem markanten Sendeturm. In den vergangenen Wochen hat das Tauziehen um die Skilifte oberhalb von Rettenberg-Kranzegg hohe Wellen geschlagen. Ein ganzes Dorf hat auf einen Mann gesetzt, der sich als großer Investor vorgestellt hatte. Er versprach, 80 Millionen Euro in die veralteten Liftanlagen zu stecken, in ein Restaurant und in eine Tiefgarage: der Schweizer Gregor Wallimann, 53. Zwei moderne Seilbahnen versprach er den Rettenbergern, die den Berg im Winter wie im Sommer attraktiv machen würden. Das war vor gut einem Jahr.
Inzwischen steht fest, dass aus den hochtrabenden Plänen bis auf Weiteres nichts wird. Mehr noch: Voraussichtlich wird es in diesem Winter überhaupt keinen Skibetrieb an den Grüntenliften geben. Spätestens morgen will der gerichtlich bestellte vorläufige Insolvenzverwalter Florian Zistler bekannt geben, ob es eine Zwischenlösung für einen Skibetrieb gibt. Daran glaubt in Rettenberg aber inzwischen niemand mehr.
Stattdessen machen Informationen über Wallimann die Runde, werden Handelsregister-Auszüge ausgetauscht, die etwas über die Geschäftspraktiken des angeblichen „Investors“verraten. Wenn da von dem 53-Jährigen die Rede ist, dann meist im Zusammenhang mit Pleiten oder Übernahmen. Und dann ist jetzt ein Artikel einer Schweizer Tageszeitung aufgetaucht, in dem von einem Betrugsverfahren aus dem Jahr 2001 gegen den beleibten Mann berichtet wird. Eine 17-monatige Haftstrafe soll er damals kassiert haben, weil er als selbstständiger Vermögensverwalter 1,8 Millionen Franken von Kunden in die eigene Tasche gewirtschaftet hatte.
Seit Anfang November hatte der vorläufige Insolvenzverwalter Zistler darauf gewartet, dass Wallimann seine Zusage einhält und einerseits Geld für den kommenden Winterbetrieb zur Verfügung stellt und andererseits den Betrag für den Kauf der Liftgesellschaft an die Familie Prinzing überweist. Diese betreibt das Skigebiet seit 1960.
Zistler hat nach eigenen Angaben fünf Interessenten an der Hand, die den Liftbetrieb in dieser Saison sicherstellen und in einem zweiten Schritt das Gebiet modernisieren wollten. Doch offensichtlich zog die derzeitige Besitzerfamilie nicht mit. Glaubt sie immer noch an die Versprechen Wallimanns? „Ich weiß es nicht“, sagt Rettenbergs Bürgermeister Oliver Kunz. Die ganze Sache bereite ihm seit Wochen schlaflose Nächte. Es habe seit längerem kein Gespräch mit der Besitzerfamilie mehr gegeben.
Wie geht es weiter? Die Weihnachtsferien beginnen bald und in Rettenberg erwarten dutzende Übernachtungsbetriebe die Feriengäste. In der Regel machen Familien mit Kindern dort Urlaub. Schnee wäre genug da für den Skibetrieb. Oder fürs Rodeln. Aber auch die beliebte Schlittenabfahrt ist für die meisten erst in Verbindung mit der Sesselbahn interessant – und die hängt mit dem Skigebiet zusammen.
Norbert Zeberle ist Pächter der Grüntenhütte, die im Skigebiet liegt. Er hat schon vor Monaten gesagt, dass er dem Schweizer nicht traut. „Stattdessen habe ich mein Konzept geändert“, sagt er. Nun setze er auf Skitouren- und Schneeschuhgeher. Bisher durchaus Erfolg versprechend, denn der Winter hat früh begonnen am Grünten. Auch ohne Wallimann.
Der Greifvogel Hillary ist auf der Jagd – doch nicht in der Natur, sondern im Untergeschoss am Münchner Karlsplatz. Das Wüstenbussard-Weibchen wird in den kommenden zwei Monaten zur Taubenbekämpfung in den Einkaufspassagen eingesetzt. „Die Tauben sollen lernen: der Feind ist hier“, sagte der zuständige Falkner Günther Rau.
Die Wüstenbussard-Dame erwische zwar relativ selten ein Tier, aber allein ihre Anwesenheit vertreibe die Tauben. Das habe schon in der Münchner Einkaufspassage „Hofstatt“funktioniert, wo Hillary zuvor im Einsatz war. In den Stachus-Passagen erhofft man sich nun dasselbe: „Wir haben zwar noch kein Taubenproblem“, sagte Inge Vogt, die Centermanagerin, „aber es könnte eins werden, wenn wir nicht einschreiten.“So fiel die Wahl auf den Bussard als „schonendste Methode für die Passanten“. Das Feedback nach den ersten Testflügen sei bereits sehr positiv ausgefallen, einige hätten Hillary sogar gestreichelt.
Zuvor hatte die Leitung des Einkaufscenters auf Falkenschreie aus den Lautsprechern und Ultraschall gesetzt – doch das half nichts. Die Tauben flogen immer noch teils auf Kopfhöhe durch die Hallen, suchten Futter oder einen warmen Platz im Winter. Das nerve viele der rund 300 000 Passanten, die täglich durch die Passage strömen, so Vogt. Zudem sei der Taubenkot ein Hygieneund Gesundheitsrisiko. Der Wüstenbussard soll in den kommenden zwei Monaten etwa 40 Mal einge- setzt werden – zu unterschiedlichen Zeiten. Zunächst wird Hillary früh morgens fliegen, um sich vor den Stoßzeiten an die Umgebung zu gewöhnen. Erblicke Hillary eine Taube, setze ihr Jagdtrieb ein, erklärt Rau. Dann scheuche sie die jeweilige Taube durch die Passage – etwa auf Kniehöhe der Passanten. Schließlich bleibe sie in der Nähe eines Ausgangs sitzen, bis der Falkner sie wieder einsammelt. Darauf wurde sie trainiert. Hillary sei ein „stressresistentes Tier“, das schon als Jungtier an größere Menschenmassen gewöhnt wurde – zum Beispiel durch Flüge auf Marktplätzen im Umland der Falknerei in der Oberpfalz. Nach sechs Wochen wollen der Falkner und das Management bilanzieren, wie effektiv Hillarys Arbeit war. Weil er mit einer Seilfalle einen Radfahrer im oberpfälzischen Berching schwer verletzt hat, ist ein 22-Jähriger zu einer Haftstrafe von drei Jahren und drei Monaten verurteilt worden. Das Landgericht Nürnberg sprach den Mann der gefährlichen Körperverletzung schuldig. Zudem sah die Kammer einen gefährlichen Eingriff in den Straßenverkehr – aber kein versuchtes Tötungsdelikt. Der 22-Jährige hatte die Tat beim Prozessauftakt zugegeben: Im Mai hatte er ein dünnes schwarzes Nylonseil quer über einen Weg gespannt, um Radfahrer zu Fall zu bringen. Ein 54 Jahre alter Radler fuhr ungebremst gegen das Seil, stürzte und erlitt schwere Verletzungen. Bis heute ist er nur eingeschränkt arbeitsfähig.