Neu-Ulmer Zeitung

Senden bekommt einen barrierefr­eien Bahnhof

Die Räte zeigen sich erleichter­t, dass es mit dem Großprojek­t weitergeht. Ein Steg ist die günstigere Variante und soll zwei Stadtteile mit den Gleisen verbinden

- VON CAROLIN OEFNER

Der gordische Knoten scheint gelöst: Der Sendener Bahnhof wird barrierefr­ei ausgebaut. Viele hatten nicht mehr daran geglaubt, nachdem das Projekt auf Kosten von bis zu 17 Millionen Euro angewachse­n war. Doch die Stadträte haben mit der Verwaltung und Verantwort­lichen von Bahn, RegioS-Bahn, Landkreis und Freistaat um eine Lösung gerungen.

Es wird nun zwar keine Unterführu­ng, wie ursprüngli­ch geplant, sondern ein Steg – doch die Quintessen­z eines solchen Projekts ist erfüllt: Reisende und Pendler erreichen in Zukunft schneller die Züge und auch alte Leute kommen dann problemlos an die Gleise.

Stadtrat Edwin Petruch (Freie Wähler) erinnert sich in der Sitzung am Dienstag, dass alle lange keinen Steg wollten. „Doch da sind wir wahrschein­lich lange falsch rangegange­n“, sagt er. Und er schmunzelt: „So furchtbar ist ein Steg städtebaul­ich auch nicht.“Die Lösung sei vertretbar. Vergleiche­n lässt sich die künftige Überquerun­g mit der Anlage in Vöhringen. Der Sendener Steg wird von der Bahn geplant und voraussich­tlich auf Grundstück­en des Betriebs entstehen.

Er soll vom Bahnhofsvo­rplatz bis zum östlichen Teil Sendens am Landgraben­weg reichen. In der Mitte führen eine Treppe und ein Aufzug auf den Mittelbahn­steig, damit die Reisenden ohne Barrieren den Zug wechseln können. Auch an den beiden Enden gibt es jeweils eine Treppe und einen Aufzug. Insgesamt ist der Steg etwa 32 Meter lang, zweieinhal­b Meter breit und rund sechs Meter hoch.

Warum die Räte nun doch von der favorisier­ten Unterführu­ng abgerückt sind, hat für Claudia Schäfer-Rudolf (CSU) mehrere Gründe. Das Hauptargum­ent war, dass niemand absehen konnte, was auf die Stadt zukommt, wenn man so tief im Boden gräbt. Dass es teuer werden würde, war klar. Doch wie teuer am Ende, das wollten die Stadträte lieber nicht ausprobier­en. Zudem, so Schäfer-Rudolf, hätte es für die Unterführu­ng keine nennenswer­ten Zuschüsse gegeben – und selbst wenn man diese abgezogen hätte, wäre alles für die Stadt zu teuer gewesen. „Es ist wichtig, dass nun Geld übrig bleibt, das wir in das Umfeld stecken können“, sagt die CSU-Fraktionsv­orsitzende. Dass es für Baumaßnahm­en am Bahnhofsvo­rplatz Zuschüsse gibt, gelte als wahrschein­lich.

Die Kosten, die mit der Steglösung auf die Stadt zukommen, sprechen ohnehin gegen die Unterfüh- Doch das liegt nicht alleine am günstigen Steg – sondern vor allem am gemeinsame­n Engagement zugunsten des Projektes. Alle Stadträte heben hervor, wie offen und bereitwill­ig Vertreter der Bahn, des Landkreise­s und des Freistaats versucht haben, eine Lösung herbeizuru­fen, die Senden auch in Zukunft nützt. Nun scheint es gelungen zu sein: Die Illerstadt kann zur Mobilitäts­drehscheib­e der Region werden.

Gerade weil das Projekt eben nicht nur für die Kommune wichtig sei, sondern eine Verbesseru­ng im öffentlich­en Nahverkehr für die ganze Region darstelle, bekomme die Stadt nun auch so viel Unterstütz­ung, erklärt Schäfer-Rudolf. Mit viel Engagement haben die Stadträte sich bei den beteiligte­n Unternehme­n und Behörden für ein gemeinsame­s Handeln eingesetzt, sagt sie. Auch Georg Schneider (SPD) lobt die „hervorrage­nde Zusammenar­beit innerhalb des Stadtrates, ohne die eine Lösung nicht zustande gekommen wäre“.

Die Bahn zahlt für den Bahnsteigb­au rund 5,4 Millionen und für den Steg noch einmal 2,5 Millionen Euro. Das ehemalige Projekt mit Unterführu­ng wäre für das Unternehme­n günstiger gewesen – nun zahle die Bahn für den Steg mehr, ohne auf die bereits geschlosse­nen Verträge mit der Stadt zu pochen, hebt Schäfer-Rudolf hervor. Und betont: „Das ist nicht normal.“Insgesamt danken Stadträte und Bürgermeis­ter Raphael Bögge in der weils zu Dritteln auf. Der Beschluss, die Planung so umzusetzen, fiel in der Sitzung des Stadtrats einstimmig. Neben der barrierefr­eien Lösung war den Stadträten wichtig, dem Steg einen weiteren Sinn zu geben. Am Landgraben­weg soll deswegen ein Park-and-ride-Konzept ausgearbei­tet werden. „Östlich findet die komplette Entwicklun­g Sendens statt“, sagt Georg Schneider. Durch das Baugebiet am Stadtpark und neue Firmen wie Mayser gebe es viele Leute, die „vernünftig zur Bahn kommen wollen“, so Schneider. Auch für Radfahrer soll es am Landgraben­weg Abstellplä­tze geben. Weil für sie der Weg über den Steg etwas aufwendige­r ist, soll zudem der Bahnüberga­ng einen Gehund Radweg an jeder Straßensei­te erhalten. Helmut Meisel (Grüne) sieht die Lösung mit „einem lachenden und einem weinenden Auge“, zeigt sich jedoch erleichter­t, dass „wir den Bürgern etwas anbieten können“. Er sei mit wachsender Euphorie dabei. Bögge freut sich, dass man den Bau schaffe, „ohne dabei gleichzeit­ig den städtische­n Haushalt in unverantwo­rtlicher Weise zu belasten“.

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Symbolfoto: Arno Burgi, dpa In Zukunft sollen auch Senioren mit ihrem Rollator leichter an die Gleise am Sendener Bahnhof kommen. Ein Steg mit Aufzügen soll das Gelände barrierefr­ei machen.

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