Senden bekommt einen barrierefreien Bahnhof
Die Räte zeigen sich erleichtert, dass es mit dem Großprojekt weitergeht. Ein Steg ist die günstigere Variante und soll zwei Stadtteile mit den Gleisen verbinden
Der gordische Knoten scheint gelöst: Der Sendener Bahnhof wird barrierefrei ausgebaut. Viele hatten nicht mehr daran geglaubt, nachdem das Projekt auf Kosten von bis zu 17 Millionen Euro angewachsen war. Doch die Stadträte haben mit der Verwaltung und Verantwortlichen von Bahn, RegioS-Bahn, Landkreis und Freistaat um eine Lösung gerungen.
Es wird nun zwar keine Unterführung, wie ursprünglich geplant, sondern ein Steg – doch die Quintessenz eines solchen Projekts ist erfüllt: Reisende und Pendler erreichen in Zukunft schneller die Züge und auch alte Leute kommen dann problemlos an die Gleise.
Stadtrat Edwin Petruch (Freie Wähler) erinnert sich in der Sitzung am Dienstag, dass alle lange keinen Steg wollten. „Doch da sind wir wahrscheinlich lange falsch rangegangen“, sagt er. Und er schmunzelt: „So furchtbar ist ein Steg städtebaulich auch nicht.“Die Lösung sei vertretbar. Vergleichen lässt sich die künftige Überquerung mit der Anlage in Vöhringen. Der Sendener Steg wird von der Bahn geplant und voraussichtlich auf Grundstücken des Betriebs entstehen.
Er soll vom Bahnhofsvorplatz bis zum östlichen Teil Sendens am Landgrabenweg reichen. In der Mitte führen eine Treppe und ein Aufzug auf den Mittelbahnsteig, damit die Reisenden ohne Barrieren den Zug wechseln können. Auch an den beiden Enden gibt es jeweils eine Treppe und einen Aufzug. Insgesamt ist der Steg etwa 32 Meter lang, zweieinhalb Meter breit und rund sechs Meter hoch.
Warum die Räte nun doch von der favorisierten Unterführung abgerückt sind, hat für Claudia Schäfer-Rudolf (CSU) mehrere Gründe. Das Hauptargument war, dass niemand absehen konnte, was auf die Stadt zukommt, wenn man so tief im Boden gräbt. Dass es teuer werden würde, war klar. Doch wie teuer am Ende, das wollten die Stadträte lieber nicht ausprobieren. Zudem, so Schäfer-Rudolf, hätte es für die Unterführung keine nennenswerten Zuschüsse gegeben – und selbst wenn man diese abgezogen hätte, wäre alles für die Stadt zu teuer gewesen. „Es ist wichtig, dass nun Geld übrig bleibt, das wir in das Umfeld stecken können“, sagt die CSU-Fraktionsvorsitzende. Dass es für Baumaßnahmen am Bahnhofsvorplatz Zuschüsse gibt, gelte als wahrscheinlich.
Die Kosten, die mit der Steglösung auf die Stadt zukommen, sprechen ohnehin gegen die Unterfüh- Doch das liegt nicht alleine am günstigen Steg – sondern vor allem am gemeinsamen Engagement zugunsten des Projektes. Alle Stadträte heben hervor, wie offen und bereitwillig Vertreter der Bahn, des Landkreises und des Freistaats versucht haben, eine Lösung herbeizurufen, die Senden auch in Zukunft nützt. Nun scheint es gelungen zu sein: Die Illerstadt kann zur Mobilitätsdrehscheibe der Region werden.
Gerade weil das Projekt eben nicht nur für die Kommune wichtig sei, sondern eine Verbesserung im öffentlichen Nahverkehr für die ganze Region darstelle, bekomme die Stadt nun auch so viel Unterstützung, erklärt Schäfer-Rudolf. Mit viel Engagement haben die Stadträte sich bei den beteiligten Unternehmen und Behörden für ein gemeinsames Handeln eingesetzt, sagt sie. Auch Georg Schneider (SPD) lobt die „hervorragende Zusammenarbeit innerhalb des Stadtrates, ohne die eine Lösung nicht zustande gekommen wäre“.
Die Bahn zahlt für den Bahnsteigbau rund 5,4 Millionen und für den Steg noch einmal 2,5 Millionen Euro. Das ehemalige Projekt mit Unterführung wäre für das Unternehmen günstiger gewesen – nun zahle die Bahn für den Steg mehr, ohne auf die bereits geschlossenen Verträge mit der Stadt zu pochen, hebt Schäfer-Rudolf hervor. Und betont: „Das ist nicht normal.“Insgesamt danken Stadträte und Bürgermeister Raphael Bögge in der weils zu Dritteln auf. Der Beschluss, die Planung so umzusetzen, fiel in der Sitzung des Stadtrats einstimmig. Neben der barrierefreien Lösung war den Stadträten wichtig, dem Steg einen weiteren Sinn zu geben. Am Landgrabenweg soll deswegen ein Park-and-ride-Konzept ausgearbeitet werden. „Östlich findet die komplette Entwicklung Sendens statt“, sagt Georg Schneider. Durch das Baugebiet am Stadtpark und neue Firmen wie Mayser gebe es viele Leute, die „vernünftig zur Bahn kommen wollen“, so Schneider. Auch für Radfahrer soll es am Landgrabenweg Abstellplätze geben. Weil für sie der Weg über den Steg etwas aufwendiger ist, soll zudem der Bahnübergang einen Gehund Radweg an jeder Straßenseite erhalten. Helmut Meisel (Grüne) sieht die Lösung mit „einem lachenden und einem weinenden Auge“, zeigt sich jedoch erleichtert, dass „wir den Bürgern etwas anbieten können“. Er sei mit wachsender Euphorie dabei. Bögge freut sich, dass man den Bau schaffe, „ohne dabei gleichzeitig den städtischen Haushalt in unverantwortlicher Weise zu belasten“.