Von fröstelnden Rentieren und Beuys’schen Ur Hasen
teils auch ein Fünkchen Wahrheit enthalten, und erweckt mit ihnen einfache Alltagsgegenstände zum Leben. Das ist die Idee hinter seinem nur 25 Quadratmeter großen „Museum der unerhörten Dinge“in Berlin-Schöneberg, das vor Kurzem eine temporäre Außenstelle auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt eröffnet hat: in der dieses Jahr vom Museum Ulm betriebenen Aktionshütte vor dem Münster-Hauptportal. Wie durch kleine Bullaugen können die Besucher die Exponate betrachten und die zugehörigen Geschichten dazu auf Zetteln nachlesen.
Die sind kurios: Etwa die eines verfrorenen schwedischen Rentiers, das vor der Kälte 1913 bis nach Südspanien floh und dort von einem Bauern erschossen wurde. Oder die tatarischen Kerzen in Hasenform, die den großen Joseph Beuys angeblich so beeindruckt haben, dass danach der Hase neben Fett und Filz zum Fixpunkt seiner Kunst wurde. Speziell für das Ulm-Gastspiel entstanden ein paar Geschichten mit regionalem Bezug. Die vom Entchen beispielsweise, oder die von der Kanonenkugel, mit der einst ein Soldat seiner Geliebten Liebesbotschaften ins belagerte Ulm geschossen haben soll.
Ein wenig Irritation hätte das „Museum der unerhörten Dinge“in der Aktionshütte schon ausgelöst, gibt Marcel Hess vom Museum Ulm zu. Die Leute fragten sich natürlich, warum die Ulmer Institution überhaupt auf dem Weihnachtsmarkt vor Ort sein – und warum nicht mit einer eigenen Ausstellung. Aber auch das Interesse ist groß. Die Kästen mit den Zetteln müssen regelmäßig aufgefüllt werden. Hess und seine Kollegen im Museum sind sehr glücklich über das ungewöhnliche Gastspiel. „Das Geschichtenerzäh- len gehört zu Weihnachten“, sagt der Pressesprecher. Die kleine Ausstellung sei eine Einladung, auch die eigene Fantasie wirken zu lassen – und ein Plädoyer dafür, auch alltägliche Dinge zu hinterfragen.
Während die Hütte von Montag bis Freitag nur ein Guckkasten ist, öffnet sich am Wochenende auch die Tür. Dann bieten die Ulmer Museumspädagogen, unterstützt vom Freundeskreis, ein Aktionsprogramm für Kinder an. Diese können dann mit kleinen Schaufeln wie Archäologen auf Schatzsuche gehen und die Fundstücke dann auch gleich vermessen und wiegen. Eine Werbeaktion für die derzeit laufende Archäologie-Ausstellung „41 Minuten“, aber auch die Chance, mit dem Menschen auf dem Weihnachtsmarkt in Kontakt zu kommen. Irgendwie geht es in der Adventszeit ja auch darum. O
Das „Museum der un erhörten Dinge“ist noch bis 22. De zember auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt. Am Samstag und Sonntag ist die Hütte für Kinder von 12 bis 18 Uhr geöffnet. Der Gospelchor Neu-Ulm stimmt in seinem Weihnachtskonzert am Samstag, 16. Dezember, um 19.30 Uhr in der Petruskirche auf das bevorstehende Weihnachtsfest ein. Unter der Leitung von Petruskantor Oliver Scheffels und Kirchenmusikpraktikant David Jochim erklingen Weihnachtslieder aus aller Welt sowie Gospels und Spirituals. Der Eintritt ist frei. (az)