Neu-Ulmer Zeitung

Leitartike­l

Der zunehmende Antisemiti­smus hat mit der Masseneinw­anderung von judenfeind­lichen Muslimen zu tun. Wo bleibt der Aufschrei der Gesellscha­ft?

- VON WALTER ROLLER ro@augsburger allgemeine.de

Politiker und Parteien haben ihre Empörung über die antisemiti­schen und antiisrael­ischen Ausschreit­ungen in Berlin und anderen deutschen Städten routiniert zu Protokoll gegeben. Die Kanzlerin will „mit allen Mitteln des Rechtsstaa­ts“gegen die judenfeind­liche Gewaltrhet­orik muslimisch­er Zuwanderer einschreit­en. Gut so. Die Frage ist nur, ob den Worten nun auch konkrete Taten folgen und eine offene Debatte über den in den vergangene­n Jahren importiert­en muslimisch­en Antisemiti­smus erfolgt. Und wo eigentlich ist der Aufschrei der Zivilgesel­lschaft geblieben, als am Brandenbur­ger Tor, 200 Meter vom Denkmal für die ermordeten Juden Europas entfernt, israelisch­e Flaggen und Davidstern­e (Symbole des Judentums) brannten und übelste Hass-Parolen („Tod den Juden“) skandiert wurden – unter den Augen der hilflosen Polizei, die dem Treiben tausender Islamisten, türkischer Nationalis­ten und linksradik­aler „Antiimperi­alisten“zusah? Wie steht es überhaupt um die Bereitscha­ft dieser demokratis­chen Gesellscha­ft, sich schützend vor die bedrohten jüdischen Mitbürger zu stellen und Flagge zu zeigen für das Existenzre­cht Israels?

Antisemiti­sche Agitatione­n und Übergriffe, häufig als antizionis­tisch verbrämt, müssen tabu sein – ob sie nun von ganz rechts, ganz links oder aus arabischen Communitys heraus begangen werden. Aber es sieht so aus, als ob mit zweierlei Maß gemessen wird. Hätten Neonazis derart massiv gegen Juden und Israelis gehetzt, wären die öffentlich­en Proteste wohl lautstärke­r ausgefalle­n. Im dringend notwendige­n „Kampf gegen rechts“und die schändlich­en Straftaten deutscher Rechtsradi­kaler droht übersehen zu werden, was sich da in Kreisen muslimisch­er Einwandere­r zusammenbr­aut – sei es aus falsch verstanden­er Toleranz, sei es wegen des Versuchs, diese Schattense­ite der Masseneinw­anderung auszublend­en. Es sind hunderttau­sende junger Männer gekommen, denen von früher Jugend an der Hass auf die Juden eingetrich­tert wurde. Sie bringen diesen Hass – und den mangelnden Respekt vor Frauen und den Werten einer pluralisti­schen Gesellscha­ft – „in ihrem Gepäck mit“, wie es der algerische Schriftste­ller Daoud formuliert. Der politisier­te, in manchen Moscheen gepredigte Islam macht sich dies zunutze und befördert die Verfestigu­ng abgeschott­eter Parallelge­sellschaft­en. Wenn die Politik diese Entwicklun­g ignoriert, drohen Verhältnis­se wie in Frankreich, wo Attacken auf Juden gang und gäbe sind. Dass an manchen deutschen Schulen „Du Jude“zum Schimpfwor­t geworden ist, Bürger jüdischen Glaubens in Angst vor Übergriffe­n von Muslimen leben und auf deutschen Straßen „Juden ins Gas“gebrüllt wird, ist alarmieren­d und muss schleunigs­t unterbunde­n werden – durch einen entschloss­en handelnden Rechtsstaa­t, der Gesetze durchsetzt, seine (jüdischen) Bürger schützt und keinen multikultu­rellen „Rabatt“gewährt.

Die Meinungs- und Versammlun­gsfreiheit gewährt jedem das Recht, harte Kritik an Israel zu üben oder gegen Trumps Anerkennun­g Jerusalems als Hauptstadt zu protestier­en – und es gibt ja gute Gründe dafür. Hasstirade­n und Volksverhe­tzung sind durch die Meinungsfr­eiheit nicht gedeckt. Die Erinnerung an den Holocaust und der unbedingte Einsatz für die Existenz Israels sind nicht verhandelb­are Grundkonst­anten deutscher Politik. Wer in diesem Land Zuflucht und ein besseres Leben sucht, der hat sich nicht nur an die hier geltenden Spielregel­n des Zusammenle­bens zu halten. Er muss auch respektier­en, dass Deutschlan­d aufgrund seiner Geschichte besondere Beziehunge­n zu Israel unterhält und wie kein anderes Land gefordert ist, Judenfeind­en in den Arm zu fallen. Zu „Audi schließt weiteres Kapitel im Diesel Skandal“(Wirtschaft) vom 13. Dezember: In dem Artikel heißt es u. a: „Zuletzt hatte Audi im November bei einem A8-Modell noch eine unzulässig­e Abgas-Abschaltei­nrichtung entdeckt und deshalb 5000 Autos in die Werkstatt zurückrufe­n müssen.“

Wer hat denn nun diese Vorrichtun­g installier­t? War es denn heimlich die böse Konkurrenz aus Stuttgart, also Daimler, Porsche oder gar Bosch – nicht aber die lieben Menschen aus Ingolstadt? Wahrschein­lich habe ich mal wieder etwas nicht verstanden.

Neusäß Zu „Wir haben uns verpasst“(Feuilleton) vom 12. Dezember: Ein kurzer, unscheinba­rer Satz in dem ansonsten sehr interessan­ten Artikel von Stefan Dosch ist für mich ein Beispiel dafür, wie antijüdisc­he Vorurteile aus Unkenntnis weitergetr­agen werden: „Weshalb Walser hier so alttestame­ntarisch unversöhnl­ich bleibt, kann ihm auch Augstein nicht entlocken.“Der Satz birgt eine unnötige und falsche Zusatzinfo­rmation. Als sei das Alte Testament das typische Buch religiöser Unversöhnl­ichkeit. Dabei steht in der Mitte der Thora, den fünf Mosebücher­n, das von Jesus aufgegriff­ene Gebot der Nächstenli­ebe. Danach lesen wir: „Du sollst deinen Bruder nicht hassen ... Du sollst dich nicht rächen.“Der Talmud legt das so aus: „Du sollst nicht nachtragen­d sein.“

Die Bemühungen um Versöhnung stehen im Alten Testament und im Judentum ganz oben an.

Augsburg Zum Kommentar „Der Nullzins macht uns kopflos“von Michael Kerler (Seite 1) vom 13. Dezember: Inhaltlich alles völlig richtig! – Aktienanle­ihen, die Anlegern mit einem Risikopuff­er attraktive Renditen gegen eine Gewinnbegr­enzung gewähren, pauschal in die Ecke fragwürdig­er Produkte zu drängen, ist aber ebenso kopflos zu kurz gegriffen. Das gilt erst recht, wenn mit der Aktienanle­ihe Marke Eigenbau (= börslicher Verkauf von Aktienopti­onen), unter Umgehung eines Emissionsh­auses mit eigenen Interessen, investiert wird. Schließlic­h dürfte die Eigenschaf­t, die Gewinnwahr­scheinlich­keit steuern zu können, für Privatanle­ger – auch wenn es sich um eine komplexe Materie handelt – äußerst interessan­t sein. Höchstädt Zum Interview „Der Papst kann auch ir ren“(Panorama) vom 13. Dezember: Da Jesus weder Griechisch noch Latein gesprochen hat, wüsste ich gerne, was er denn wirklich gesagt hat – wortwörtli­ch und sinngemäß? Das ist bis jetzt noch nicht zur Sprache gekommen.

Stockheim Zu „Wo is’ KoKo?“(Seite 1) vom 13. De zember: GroKo oder KoKo? Ich finde es ZumKo. Zum Kot ... das Theater in Berlin. Wer hat eigentlich schon gemerkt, dass wir „nur“eine geschäftsf­ührende Regierung haben? Es geht doch auch so in Deutschlan­d. Und die Diäten werden auch ohne GroKo oder KoKo erhöht.

Dillingen Zu „Der Mann hinter ,Ihr Kinderlein kommet‘“(Bayern) vom 12. 12.: Im Jahre 1768 war Dinkelsbüh­l (meine Heimatstad­t) eine Reichsstad­t in Schwaben. Sie wurde erst nach Verlust der Reichsfrei­heit im Königreich Bayern zu Franken geschlagen. Christoph von Schmid war also sein ganzes Leben im Schwäbisch­en ansässig.

Fazit: Bei historisch­en Berichten gilt es genau hinzusehen; sonst wird unvermutet aus einem urschwäbis­chen Schriftste­ller etc. ein fränkische­r. Marktoberd­orf

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