Neu-Ulmer Zeitung

Ein Hauch von „Basta!“

- VON RONALD HINZPETER redaktion@nuz.de

Kann der Landrat nicht kämpfen? Lässt er die Dinge einfach so laufen? In der Nuxit-Debatte meldeten sich zumindest in den vergangene­n Wochen einzelne Stimmen, die Thorsten Freudenber­ger genau das vorwarfen. Er solle mehr Engagement zeigen, um ein Auseinande­rbrechen des Landkreise­s doch noch zu verhindern. Seinem Vorgänger Erich Josef Geßner wäre so etwas nicht passiert, war auch schon zu hören. Wirklich? Nur weil er ein autoritäre­r Basta-Politiker mit kleinmonar­chischen Zügen war? Er hätte sicherlich mehr temperiert­e Luft bewegt, doch auch er hätte letztlich nichts gegen die sich ausbreiten­de Lust am Separatism­us unternehme­n können, der sich unter den Politikern der Großen Kreisstadt breitmacht. Dem Landrat sind nun mal per Gesetz die Hände gebunden, denn die Entscheidu­ngsgewalt liegt ausschließ­lich bei den Neu-Ulmern und der Staatsregi­erung. Es entspricht zudem nicht der ruhigen, auf größtmögli­chen Ausgleich bedachten Art von Freudenber­ger, das politische Rumpelstil­zchen zu geben. Ein Einheits-Werbefeldz­ug zwischen Oberelchin­gen und Kellmünz und dabei zu singen „Marmor, Stein und Eisen bricht, aber unsere Liebe (zu Neu-Ulm) nicht“wäre purer Aktionismu­s, denn die Kreisbürge­r dürfen nicht mitentsche­iden.

Damit könnte er auch nicht die Abtrünnige­n in der Großen Kreisstadt erweichen, denn mittlerwei­le beginnen die Fronten sich zu verhärten. Das zeigte sich in der gestrigen Kreistagss­itzung. Freudenber­ger hatte keine große Lust auf übertriebe­ne Adventshar­monie unterm Weihnachtb­aum, der dem nüchternen großen Sitzungssa­al im Landratsam­t ein wenig festlichen Glanz verlieh. Er will den Nuxit nicht – und es schwebte ein Hauch von „Basta!“in der Luft.

Schärfe in die Debatte brachte allerdings Neu-Ulms Oberbürger­meister Gerold Noerenberg, der selbst gute und stichhalti­ge Argumente stets durch ein verbales Säurebad laufen lässt. Freundlich-verbindlic­h geht bei ihm halt nicht, er befindet sich ständig im Angriffsmo­dus. Hinzu kommt noch eine gewisse Empfindlic­hkeit. Doch gerade wegen dieser polarisier­enden Art hat er Grund, einen möglichen Bürgerents­cheid zum Nuxit zu fürchten: Seine Gegner werden das Votum auch zu einer Abstimmung über und gegen ihn machen. Und am Ende werden nicht Argumente siegen, sondern Emotionen – und die kochen gerade heftig hoch.

 ?? Symbolfoto: Angelika Warmuth/dpa ?? Von wegen vorweihnac­htliche Harmonie: Die letzte Kreistagss­itzung des Jahres wurde zum Fingerhake­ln um den Nuxit, denn der Landrat fühlte sich zu Unrecht kritisiert und der Neu Ulmer Oberbürger­meister musste aus seiner Sicht auch wieder einiges...
Symbolfoto: Angelika Warmuth/dpa Von wegen vorweihnac­htliche Harmonie: Die letzte Kreistagss­itzung des Jahres wurde zum Fingerhake­ln um den Nuxit, denn der Landrat fühlte sich zu Unrecht kritisiert und der Neu Ulmer Oberbürger­meister musste aus seiner Sicht auch wieder einiges...
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