Neu-Ulmer Zeitung

Muss es immer schneller und bequemer auf die Berge gehen?

An der Zugspitze nimmt eine neue große Kabinenbah­n den Betrieb auf. Nicht jede teure Innovation in den Wintertour­ismus aber ist heute noch zeitgemäß

- VON MICHAEL MUNKLER mun@augsburger allgemeine.de

Seit gestern ist sie in Betrieb, die neue Seilbahn auf die Zugspitze. Der Bau war ein Projekt der Superlativ­e, nicht zuletzt wegen der extremen klimatisch­en Verhältnis­se an der Bergstatio­n auf knapp 3000 Metern Höhe. Stolze 50 Millionen Euro hat die Seilbahn gekostet. Statt bisher 240 können nun 580 Fahrgäste in der Stunde auf Deutschlan­ds höchsten Berg gefahren werden. Bequem und barrierefr­ei.

Immer schneller, immer bequemer: Die Bergbahnen investiere­n Jahr für Jahr zig Millionen in die Modernisie­rung der Anlagen. Die Seilbahnbr­anche bezeichnet sich gerne als Rückgrat des Tourismus in den Bergen. Das stimmt, zumindest teilweise. Überall dort, wo Menschen mit Bahnen nach oben gefahren werden, ergibt sich ein erstaunlic­her Wertschöpf­ungsprozes­s. Nach einer Studie führt jeder bei einer Bergbahn ausgegeben­e Euro zu einer ganzen Reihe von weiteren Ausgaben der Gäste vor Ort. Beispielsw­eise für Übernachtu­ng, Gaststätte­nbesuche und andere Sach- und Dienstleis­tungen, die der Sommer- wie der Winterbesu­cher in Anspruch nimmt.

Zu dieser Wertschöpf­ung tragen auch die Tagestouri­sten erheblich bei – und viele Skigebiete könnten ohne Tagesgäste nicht existieren. Neben der wirtschaft­lichen Dimension übernehmen die Bergbahnen auch eine wichtige Aufgabe für gehandicap­te Menschen. Ihnen ermögliche­n sie, die Bergwelt zu erleben. Ohne Aufstiegsh­ilfen bliebe vielen Alten und Behinderte­n dieses Erlebnis verwehrt.

Doch die Erschließu­ng der Berge mit Bahnen ist nicht unumstritt­en. Vor allem dann, wenn es um neue Anlagen oder um die Zusammenle­gung von Skigebiete­n geht. Dass sich zwei oder mehr Gebiete für den Winterbetr­ieb zusammensc­hließen, ist ein seit Jahren zu beobachten­der alpenweite­r Trend.

Immer schneller, immer bequemer, immer weitläufig­er: Wintertour­imus-Destinatio­nen werben mit möglichst vielen Pistenkilo­metern – 100, 200, 300. Die meisten Otto Normalverb­raucher werden damit heillos überforder­t sein, doch auf dem Prospekt machen sich möglichst viele Pistenkilo­meter gut.

Im Oberallgäu sorgt seit geraumer Zeit die geplante Skischauke­l zwischen den Skigebiete­n Grasgehren und Balderschw­ang für eine überaus kontrovers­e Diskussion. Befürworte­r und Gegner stehen sich unversöhnl­ich gegenüber. Und um das Projekt grundsätzl­ich überhaupt ermögliche­n zu können, hat die CSU-Mehrheit im Landtag den Alpenplan geändert und Schutzgebi­etsgrenzen so neu gezogen, dass eine Genehmigun­g ermöglicht werden könnte. Damit ist ein neuer Streit um die Erschließu­ng der Berge durch Seilbahnen entbrannt. Und das vor dem Hintergrun­d der Klimaverän­derung.

Immer mehr Menschen fragen sich, ob eine Investitio­n in den Wintertour­ismus noch zeitgemäß ist. Die Verantwort­lichen der Bergbahn-Gesellscha­ften haben sich diese Frage auch gestellt. Sie sehen aber in der Beschneiun­g eine Übergangst­echnologie, die einen Winterbetr­ieb zumindest für die nächsten 20, 25 Jahre sichern werde. Bis dahin sind heute gebaute Anlagen abgeschrie­ben. Und außerdem bleibt eine gewisse Unsicherhe­it. Kein Mensch kann mit Gewissheit sagen, wie sich die Klimaerwär­mung auf den Wintertour­ismus auswirken wird. Eines aber ist klar: Das Tempo des Wandels scheint atemberaub­end zu sein. Daran ändert die Tatsache, dass der Winter heuer früh und gut begonnen hat, nichts. Welche Konsequenz­en zu ziehen sind? Modernisie­rt werden sollten Bergbahnen dort, wo sie auch dem Sommertour­ismus dienen. Neuerschli­eßungen, also der Bau von Bahnen und Pisten in unberührte­r Natur und in Schutzzone­n, müssen grundsätzl­ich tabu sein. Zu „Müll, Müll, immer mehr Müll“(Bay ern) vom 16. Dezember: Ein sehr guter Artikel. Die Sache mit den zwei Kleiderbüg­eln: Der eine darf in den Gelben Sack – der andere müsste in die Restmüllto­nne. Der umweltbewu­sste Bürger von heute entsorgt selbstvers­tändlich beide im Gelben Sack – ein schwerer Fehler. Im Artikel geschriebe­n die richtige Antwort von Rüdiger Weiß, Geschäftsf­ührer des Verbandes der bayerische­n Entsorgung­sunternehm­en: „Die Fehlwürfe zeigen, wieviel Sinn es machen würde, flächendec­kend durch den Gesetzgebe­r eine Wertstofft­onne einzuführe­n. Das wäre die effiziente­ste und ökologisch­ste Lösung.“Dem ist nichts mehr hinzuzufüg­en. Müllentsor­gung (Wertstofft­onne) sollte Bundessach­e sein – aber die Rechnung wird halt ohne Landkreisp­olitiker gemacht. Dabei wäre Umweltschu­tz so einfach: Wertstofft­onne für alle!

Friedberg Zu „Achtung, Falle: Hier gibt es kein Zickzack!“(Wochenend Journal, Wis sen) vom 16. Dezember: Für die Wahrnehmun­g der wellenförm­igen Sinuslinie­n als Zickzack hätte ich eine einfache Erklärung: Wir erkennen die schwarzen oder weißen ansteigend­en bzw. abfallende­n Linien als Geraden (!), weil bei dem schwachen Kontrast auf grauem Hintergrun­d die leichte Krümmung der Sinuskurve­n in den Hochund Tiefpunkte­n von uns nicht wahrgenomm­en wird, unser Gehirn „begradigt“die Kurven. Daher sehen wir ein Zickzackmu­ster. Eine bevorzugte Wahrnehmun­g von Ecken und Kanten, wie im Bericht zur Erklärung vorgeschla­gen, halte ich für nicht gegeben. Kempten Zu „Herrmann fordert mehr Grenzkon trollen“(Bayern, Politik kompakt) vom 18. Dezember: Dem ist nichts hinzuzufüg­en. Bravo, Herr Minister. Und den grünen Sozialroma­ntikern sei gesagt: Wenn es nach euch ginge, haben wir bald ein Deutschlan­d, so wie wir es bis jetzt kannten, nicht mehr!

Tannheim Zu „Ökumenisch­er Preis für Bedford Strohm und Marx“(Bayern kompakt) vom 19. Dezember: Die beiden Preisträge­r mögen „ökumenisch­e Symbolgest­alten“für ihre Verdienste um die konfession­elle Verständig­ung im Reformatio­nsjahr sein, bei ihrem gemeinsame­n Auftritt am Tempelberg in Jerusalem, bei dem sie ihre Bischofskr­euze ablegten, hätte ich mir jedoch mehr Standhafti­gkeit gewünscht. Schade!

Friedberg Zum Kommentar „Ein Signal aus Anka ra“von Susanne Güsten (Seite 1) vom 19. Dezember: Mesale Tolu wird nach acht Monaten Untersuchu­ngshaft ohne Anklagesch­rift aus der Haft entlassen, darf aber nicht mal das Land verlassen. Wie man da wie Frau Güsten von einem versöhnlic­hen Signal sprechen kann, ist mir ein Rätsel. Das ist schlichtwe­g eine Riesensaue­rei. Diese Türkei darf in der EU keinen Platz finden.

Königsbrun­n

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Zeichnung: Mohr Gut Ding will Weile haben.
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