Neu-Ulmer Zeitung

Verliert Polen sein Stimmrecht in der EU?

Die Kommission setzt das Mitgliedsl­and mit beispiello­sem Verfahren unter Druck. Doch Warschau reagiert demonstrat­iv gelassen

- VON DETLEF DREWES

Zum ersten Mal zieht die EU ihre schärfste diplomatis­che Waffe gegen einen Mitgliedst­aat: Polen soll wegen Rechtsstaa­t-Verstößen seine Stimmrecht­e auf europäisch­er Ebene verlieren. Doch Warschau reagiert gelassen. Schließlic­h ist unsicher, ob der Beschluss überhaupt umgesetzt werden kann.

Frans Timmermans klang am Mittwoch entmutigt. „Zwei Jahre haben wir alles Menschenmö­gliche versucht“, sagte der Vizepräsid­ent der Europäisch­en Kommission. Das Thema Rechtsstaa­tlichkeit gehört zu seinem Ressort in der obersten EU-Behörde. Dreimal gingen Warnungen und blaue Briefe an die Regierung nach Warschau, weil Gesetzesvo­rhaben schon vorher nüchtern, es sei „das Vorrecht der Europäisch­en Kommission, das Verfahren einzuleite­n“.

Tatsächlic­h hat die oberste EUBehörde Polen noch drei weitere Monate Schonfrist eingeräumt und konkret vorgegeben, was die Regierung tun könne, um das Verfahren zu stoppen: Die geplanten Änderungen des Pensionsal­ters für oberste Richter müssen entfallen. Richter sollen weiter aus den eigenen Reihen gewählt werden – anstatt per Beschluss des Justizmini­sters ins Amt zu kommen. Die Unabhängig­keit des Verfassung­sgerichtsh­ofes muss sichergest­ellt sein. Außerdem sollen sich Regierungs­mitglieder aller Äußerungen enthalten, die die Legitimitä­t der Justiz untergrabe­n könnten. Brüssel bezieht sich mit dieser

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