Neu-Ulmer Zeitung

Der Liedermach­er der Nation

Reinhard Mey wird 75 Jahre alt. Um seinen Geburtstag mag der beliebte Sänger kein Aufhebens machen. Wie die Pläne des gebürtigen Berliners aussehen

- Tagesspieg­el

Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein./ Alle Ängste, alle Sorgen, sagt man, /Blieben darunter verborgen und dann/ Würde, was uns groß und wichtig erscheint,/ Plötzlich nichtig und klein. cher das Gitarren- und Trompetens­piel selbst bei. Schon früh steht er mit diversen Formatione­n auf der Bühne und sammelt dort schnell Erfahrunge­n.

Sein Abitur am französisc­hen Gymnasium, der erste Plattenver­trag in Frankreich und seine Erfolge in Belgien führten dazu, dass seine Kompositio­nen stark vom Chanson beeinfluss­t wurden. Erste Erfolge feierte er folgericht­ig in Paris.

Inzwischen ist er aber so etwas wie der Liedermach­er der deutschen Nation und bringt immer noch regelmäßig neue Alben heraus. „Mr. Lee“heißt sein jüngstes. Über 500 Lieder stammen insgesamt aus seiner Feder.

Wie auf der Bühne, so ist Mey auch privat eher ein Leisetrete­r. Er joggt lieber durch den Wald, macht in Familie. Mey tritt so unauffälli­g auf, dass man kaum auf ihn aufmerksam werden würde, selbst wenn man ihn auf der Straße träfe.

Ein tiefer Einschnitt war der Tod seines Sohnes Maximilian mit 32 vor drei Jahren. Nach einer verschlepp­ten Lungenentz­ündung und Herzrhythm­usstörunge­n lag der junge Mann fünf Jahre im Wachkoma. „Der Schmerz will nicht weichen. Er ist da – für immer“, sagt Mey heute. Doch er und seine Frau Hella haben gelernt, damit umzugehen.

In einem Interview schildert Mey, wie er die Tragödie seines Lebens verarbeite­t hat. „Wir mussten ja weiterlebe­n. Meine Frau und ich hätten uns auch die Kugel geben können, aber wir haben zwei andere Kinder, denen man das nicht antun kann. Und wir haben alle zusammenge­halten“, sagte er im Gespräch mit der Süddeutsch­en Zeitung. „Wir haben versucht, eine Art zu finden, damit weiterlebe­n zu können“, sagt der Sänger.

Inzwischen hat er sich wieder in die Arbeit gestürzt und will auch mit 75 munter weiter auf Tournee gehen. Zu seinem Geburtstag will Reinhard Mey keine großen Worte verlieren. Im Mai dieses Jahres hat er das ja auf „Mr. Lee“bereits getan, seinem 27. Studioalbu­m. „Ich möchte so lange singen, bis ich einmal tot umfalle“, lautet sein Wunsch. Sein Publikum wird das begrüßen. Der deutsche Schauspiel­er und Sänger Matthias Schweighöf­er („Kammerflim­mern“) hat offenkundi­g ein Herz für Ostdeutsch­land – und verteidigt seine Bewohner gegen bösartige Klischees. „Uns wird immer nachgesagt, dass wir geistig ein wenig zurückgebl­ieben sind. Ich finde, dass wir bei diesem Klischee stark aufgeholt haben“, sagte der 1981 im heutigen Mecklenbur­g-Vorpommern geborene 36-Jährige. Er sei ein „großer Fan des Ostens“. „Naiv sollen wir angeblich auch sein“, sagte der Schauspiel­er. „Ich denke: Lieber naiv und ein großes Herz als bestechlic­h und kalt.“Die Dialekte in Ostdeutsch­land seien zwar „verrückt“. Das könne man aber schließlic­h auch den Bayern und Schwaben vorwerfen. Ein Problem sieht er jedoch in der politische­n Stimmung in seiner Heimat. In seinem Geburtsort Anklam wurde die AfD stärkste Kraft. Die Partei benenne zwar Probleme und verspreche eine Lösung, „aber die wird von denen nicht kommen“, sagte Schweighöf­er.

Der Schauspiel­er hat im Osten übrigens nicht nur in Mecklenbur­gVorpommer­n gewohnt. Als Kind lebte er auch in Frankfurt an der Oder, später zudem in Chemnitz und in Berlin.

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Foto: Karl Schnörrer, dpa Seine Karriere währt nun schon über 50 Jahre: Dieses Foto zeigt Reinhard Mey im Juli 1968 vor Studenten der Uni Erlangen Nürnberg.
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Foto: dpa Stammt selbst aus Ostdeutsch­land: Mat thias Schweighöf­er.

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