Neu-Ulmer Zeitung

... und raus bist du!

Die Neu-Ulmer treffen mit klarer Mehrheit eine Vorentsche­idung zum Ausstieg aus dem Landkreis. Seither geht es in der politische­n Landschaft rund

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Es gibt ein Wort, das der Neu-Ulmer Oberbürger­meister Gerold Noerenberg überhaupt nicht mag, das ihn regelrecht aufregt: Nuxit. Das könne doch überhaupt nicht mit dem Brexit verglichen werden, da verlasse ja ein Land eine Gemeinscha­ft von anderen Ländern, argumentie­rt er. Im Fall Neu-Ulm liege das anders. Das ist ja richtig. Doch es geht nur um eine griffige Bezeichnun­g für einen Vorgang, der sich mit „angestrebt­e Kreisfreih­eit der bisherigen Großen Kreisstadt NeuUlm“umschreibe­n ließe. Das klingt so komplizier­t, wie es in der Realität vermutlich auch ist.

Jedenfalls wurde aus dem 2016 angestoßen­en Gedankensp­iel zumindest nun teilweise Ernst. Die Stadtverwa­ltung bekam vom OB den Auftrag, alles zusammenzu­stellen, was im Falle eines Ausstiegs auf Neu-Ulm zukommen würde. Das wäre einiges, denn künftig müssten im Rathaus nicht nur eine Kfz-Zulassungs­stelle und eine Abteilung für Fleischhyg­iene etabliert werden, sondern auch der Nahverkehr, der komplette Sozialbere­ich und der Komplex Asyl bearbeitet werden. Rund 90 neue Stellen müssten geschaffen werden – die im bisherigen Gebäude keinen Platz finden. Ein neues Rathaus oder zumindest eine ordentlich dimensioni­erte Zweigstell­e müsste her. Unter dem Strich lohne sich das alles aber.

Darüber wird nun weidlich diskutiert, nachdem der Neu-Ulmer Stadtrat mit großer Mehrheit entschiede­n hat, das Nuxit-Projekt weiterhin voranzutre­iben. Zwar ist damit noch nicht der endgültige Ausstiegsb­eschluss gefallen, der wird eher für nächstes Jahr erwartet, doch ist die Debattenla­wine erst mal losgetrete­n. Der Oberbürger­meister zog im Herbst durch die Mehrzweckh­allen der Stadt und erklärte, warum Neu-Ulm künftig ohne den Kreis weitermach­en sollte, sozusagen auf Augenhöhe mit dem Nachbarn Ulm. Der Andrang der Menschen blieb überschaub­ar, doch im politische­n Raum ist nichts mehr so wie vorher. Für viele scheint es bereits ausgemacht­e Sache zu sein, dass die Stadt, die dem Kreis (noch) ihren Namen gibt, den Alleingang wagen wird. Landrat Thorsten Freudenber­ger bemühte sich, Ruhe auszustrah­len, doch dass ihm die Sache gegen den Strich geht, lässt sich aus seinen Äußerungen heraushöre­n, etwa wenn er klarstellt, der Kreissitz solle keinesfall­s in der Stadt liegen, die dem Landkreis nicht mehr angehören wolle. Auch im Kreistag äußerten alle Seiten ihr Hoffnungen macht, schließlic­h war sie bis 1972 schon mal Kreisstadt. Diese Frage jedoch wird nicht hier entschiede­n, sondern in München.

Was sagen die Bürgerinne­n und Bürger zu alldem? Ginge es nach OB Noerenberg, würden sie nicht gefragt. Allerdings sammelten sich gegen Ende des Jahres die Befürworte­r eines Bürgerents­cheids, um im Ernstfall eine solche Abstimmung herbeizufü­hren.

Was der Nuxit kosten könnte, darüber gehen die Ansichten deutlich auseinande­r. Doch ums Geld geht es den Neu-Ulmern nicht: Sie seien dem Kreis einfach entwachsen und wollen es nun alleine packen. So hört sich das aus München bekannte „Mir san mir“auf Schwäbisch an.

Aber wie sollte der verlassene Kreis ohne seine bisher namensgebe­nde Stadt heißen? Der SPDStadtra­t Karl-Martin Wöhner, der den Nuxit angestoßen hat, schlägt „Donau-Iller-Kreis“vor, kurz: „Dirk“. Da hörte bei seinen eigenen Genossen aus dem Restkreis der Spaß auf.

Ein 36 Tonnen schweres Schiff, Hunderte Einsatzkrä­fte und eine über 13-stündige Aktion bei Minusgrade­n: Die Bergung der havarierte­n MS Donau im Januar war wahrlich spektakulä­r. Der Ausflugsda­mpfer, der seit Jahren ungenutzt vor Anker lag, war halb gesunken – wegen des niedrigen Wasserstan­ds der Donau, der durch einen technische­n Defekt im Kraftwerke Böfingen verursacht wurde.

Bei der Bergung mussten die Einsatzkrä­fte besonders vorsichtig vorgehen. Zu groß war die Gefahr, dass der Dieseltank reißt – und damit 1000 Liter Heizöl in die Donau fließen. Für diesen Fall waren speziell ausgerüste­te Feuerwehrb­oote vor Ort, die glückliche­rweise nicht zum Einsatz kamen. Stattdesse­n gab es ein anderes Problem: Als Feuerwehrm­änner mit einem Winkelschl­eifer an Gegenständ­en im Boot ansetzten, entzündete­n Funken eine Kunststoff­vorrichtun­g. Die Bergung verzögerte sich – bis der Dampfer nach über 13 Stunden schließlic­h aus dem Fluss gehoben und zu seiner letzten Ruhestätte zum Schrottpla­tz gebracht wurde.

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Die Bergung der havarierte­n MS Donau war spektakulä­r.

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